Berlin. Steht der Verbrennungsmotor endgültig vor dem Aus? Verkehrsminister Wissing sieht für synthetische Kraftstoffe für Pkws keine Zukunft.
Es ist eine brisante Aussage des neuen Bundesverkehrsministers: Synthetische Kraftstoffe, die sogenannten E-Fuels, werde man in Zukunft vor allem für den Flugverkehr brauchen, hatte Volker Wissing (FDP) dem Fachdienst "Tagesspiegel Background" gesagt. Und nachgeschoben: "Auf absehbare Zeit werden wir aber nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor damit zu betreiben."
Ist damit das Ende des Verbrennungsmotors besiegelt? Klar ist: Dem herkömmlichen Antrieb mit Diesel und Benzin als Kraftstoff hat die Ampel-Regierung längst die perspektivische Absage erteilt. "Schritt für Schritt beenden wir das fossile Zeitalter, auch, indem wir den Kohleausstieg idealerweise auf 2030 vorziehen und die Technologie des Verbrennungsmotors hinter uns lassen", heißt es im Koalitionsvertrag.
Verbrennungsmotor: Wissing setzt voll auf Elektromobilität
Doch gerade die FDP hatte im Wahlkampf mit Technologieoffenheit geworben – und damit einen Fuß in die Tür zum Ende des Verbrenners gestellt. Denn E-Fuels können im Idealfall klimaneutral sein, wenn der für sie benötigte Wasserstoff mit grüner Energie gewonnen wird.
Wissing aber setzt voll auf Elektro-Autos. „Wenn man sich die EU-Regulierung anschaut, sieht man, dass die Entscheidung für die E-Mobilität längst gefallen ist“, sagte der FDP-Politiker. Er könne nur dazu raten, auf CO2-neutrale Antriebe umzusteigen.
VDA-Präsidentin Müller kritisiert Wissing
In der Autobranche kommt der Vorstoß von Wissing, der zu seinem Amtsantritt die Industrie bereits in die Pflicht genommen hat, nicht gut an. "Europa und Deutschland dürfen keine Technologie ausschließen, die weltweit gebraucht wird, um die Klimaziele im Straßenverkehr zu erreichen. Minister Wissing muss einhalten, was er und seine Partei im Wahlkampf versprochen haben", sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, unserer Redaktion.
Zwar liege der Fokus auf der Elektromobilität, deren Erfolg mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur stehe und falle. In Deutschland würden laut der VDA-Präsidentin bis 2030 noch rund 30 Millionen Pkw mit Benzin- oder Dieselmotoren unterwegs sein. „Sie müssen mit synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energiequellen versorgt werden, um klimaneutral unterwegs zu sein“, mahnte Müller.
Auch der ADAC kritisierte den Vorstoß. Lob gab es dagegen vom Umweltverband BUND. Die Absage an E-Fuels im Pkw sei folgerichtig, sagte der Leiter für Verkehrspolitik beim BUND, Jens Hilgenberg, der Deutschen Presse-Agentur.