Hamburg. HafenCity-Anwohner müssen weite Wege machen, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Woran die Wiedereröffnung bisher scheitert.

  • Bereits seit mehr als einem Jahr ist Edeka Böcker im Überseequartier in der HafenCity geschlossen
  • Anwohner sind sauer, da es der einzige Supermarkt in der Nähe ist
  • Woran die Wiedereröffnung scheitert

Erst war es nur ein bisschen unbequem, dann wurde es ärgerlich und inzwischen sind die Menschen im Überseequartier in der HafenCity sauer. Edeka Böcker, der einzige Supermarkt in dem Gebiet, ist schon mehr als ein Jahr geschlossen. Seitdem herrscht Mangelwirtschaft an einer der ersten Adressen Hamburgs.

Die Anwohner müssen weite Wege machen, um sich mit Milch, Gemüse, Tiefkühlpizza und anderen Lebensmitteln zu versorgen. In der näheren Umgebung gibt es zwar einen Bio-Markt von Alnatura, eine Rossmann-Filiale sowie einen Mini-Wochenmarkt. „Aber das ersetzt keinen Supermarkt,“ heißt es in der Nachbarschaft. Inzwischen werden die Beschwerden lauter. Betroffen sind bis zu 1000 Menschen in der Umgebung, dazu kommen Angestellte in Büros, Bauarbeiter und Touristen.

HafenCity: Edeka seit einem Jahr geschlossen – aber warum?

„Das ist hier das Herzstück der HafenCity. Wir brauchen einen Nahversorger“, sagt Antonio Fabrizi. Der Betreiber der Bar Club 20457, der am Strandkai wohnt und die Social-Media-Kanäle für die HafenCity betreut, bekommt laufend Anfragen zu dem geschlossenen Supermarkt. „Wenn man jetzt schnell etwas besorgen muss, ist es sehr umständlich“, so der Gastronom.

Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten für die tägliche Versorgung sind am Baakenhafen, in der Hamburger Innenstadt oder in der Neustadt. „Es fehlt in der HafenCity ein wesentlicher Ankermieter, der das breite Sortiment anbietet“, beklagt auch Quartiersmanagerin Claudia Weise. Das habe inzwischen auch Auswirkungen auf die Umsätze der umliegenden Geschäfte.

Wasserschaden bei Edeka in der HafenCity

Ausnahmsweise ist nicht Corona an dem Engpass schuld. Zumindest nicht ursächlich. Edeka-Kaufmann Markus Böcker hatte den Supermarkt 2011 mit seinem Geschäftspartner Christian Barg als erster Nahversorger in dem neuen Stadtteil eröffnet. Die Geschäfte liefen gut. Nach einem Wasserschaden im vergangenen Jahr musste der gesamte Laden geräumt werden.

Für die Phase der Bauarbeiten hatten Böcker und Barg ihre Waren zunächst aus Containern verkauft. Doch kurz vor der Wiedereröffnung im April wurden unerwartet gravierende Baumängel festgestellt. Offenbar waren die neu verlegten Fliesen gesprungen. Seitdem brodelt der Streit darum, wer für den Schaden aufkommen muss. Mehrere Gutachter wurden schon beauftragt, das dauert. Bislang ist keine Lösung in Sicht.

Kein neuer Eröffnungstermin für Edeka geplant

„Es ist für Außenstehende schwer nachvollziehbar, dass eine Wasserschaden-Renovierung so lange dauern kann, wo doch Gewerbe im gleichen Gebäude, das ebenso betroffen war, längst wiedereröffnet hat“, sagt Wolfgang Timpe, der als Chefredakteur und Herausgeber der HafenCity Zeitung den Stadtteil gut kennt. „Offenbar ist zurzeit das Dickicht der Renovierungsfinanzierung zwischen Grundeigentümer, Edeka, Versicherung und dem persönlich haftenden Inhaber unentwirrbar, da es keinen neuen Eröffnungstermin gibt.“

Die Kaufleute Markus Böcker und Christian Barg sind nur Untermieter. Vertragspartner ist die Großhandlung Edeka Nord, die die 1500 Quadratmeter große Verkaufsfläche langfristig gemietet hat. Vermieterin ist die Real I.S. mit Sitz München. Auf eine Anfrage wollte man sich dort nicht äußern. „Eine pragmatische Lösung, die zur schnellen Wiederöffnung führt, ist für alle Beteiligten und Kunden absolut wünschenswert“, appelliert Quartiersmanagerin Weise an die Verantwortlichen.

Macht der Edeka in der HafenCity wieder auf?

Inzwischen geht im Stadtteil die Sorge um, dass der Supermarkt womöglich gar nicht wieder aufmacht. Dazu heißt es bei Edeka Nord: „Sobald die baulichen Herausforderungen behoben und geklärt sind, ist eine Wiedereröffnung geplant. Ein genauer Zeitpunkt steht noch nicht fest.“

Kaufmann Markus Böcker wollte sich auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern. Über die Edeka-Pressestelle ließ er erklären, dass er trotz der schwierigen Situation weitermachen wolle. „Meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ich fiebern dem Termin entgehen, an dem wir den Markt wieder eröffnen dürfen.“