Hamburg. Gaby Bornheim hält aber nichts von nationalen Alleingängen. International gibt es Differenzen über Geschwindigkeit des Flottenumbaus.

Der Verband Deutscher Reeder spricht sich gegen einen europäischen oder gar nationalen Alleingang beim klimaneutralen Umbau der Schiffsflotten aus. „Das wird nach meiner Einschätzung im Sinne eines wirklich nachhaltigen Klimaschutzes nichts helfen“, sagte die neue Präsidentin des Verbandes, Gaby Bornheim. „Emissionen machen nicht vor Grenzen halt. Es ist schwierig, das lokal zu begrenzen.“

Hintergrund sind internationale Differenzen bei der Frage, wann die Schifffahrtsindustrie klimaneutral die Weltmeere befahren soll. Offizielle Linie der Weltschifffahrtsorganisation IMO, einer Sonderorganisation der UN, ist bislang, bis 2050 den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid zu halbieren und erst zum Ende des Jahrhunderts klimaneutral zu sein.

Schifffahrt: "Wir brauchen ein mutiges Ziel"

Gaby Bornheim ist die neue Präsidentin des Verbandes Deutscher Reeder.
Gaby Bornheim ist die neue Präsidentin des Verbandes Deutscher Reeder. © dpa | Gesche Jäger

Die EU will mit ihrem Programm „Fit for 55“ erreichen, dass in der Union schon bis 2050 netto keine klimaschädlichen Treibhausgase ausgestoßen werden, bis 2030 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um mindestens 55 Prozent sinken. Dem Ziel Klimaneutralität bis 2050 hat sich der Weltreederverband ICS angeschlossen. Ein entsprechender Vorstoß führt bei der IMO bislang aber nicht zum Umdenken, weil es Meinungsverschiedenheiten unter den 174 Mitgliedsländern in dieser Frage gibt.

Bornheim verteidigt indes den ICS-Vorstoß. „Das ist wichtig, wir brauchen ein mutiges Ziel. Denn wenn man von vornherein mit kleinen Tippelschritten anfängt, dann kommt man nicht voran“, sagte sie. Für ihre Branche sieht sie einen wachsenden Zeitdruck: „Wir müssen, was die Dekarbonisierung angeht, auf die Tube drücken, das ist sonst kaum zu schaffen.“ Allerdings sind die Einschätzungen unter deutschen Reedern geteilt, wie die jüngste Reederstudie des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC) nahelegt. Demnach denkt nur jedes dritte Schifffahrtsunternehmen, dass die CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent reduziert werden können.

„Die Reedereien kommen aus einer Dekade der Krise"

Die Studie ergab zudem, dass die größeren Reedereien „Vorreiter“ bei Umwelt- und Klimathemen sind. „Die Reedereien kommen aus einer Dekade der Krise, wir erleben die Ruhe nach dem Sturm. Und jetzt soll sofort reagiert werden, jetzt ist Klimaschutz Trumpf“, sagte Bornheim dazu. „Das ist richtig und wichtig, aber es ist gerade für kleinere Unternehmen schwierig, auf die Schnelle klare und positive Aussagen zu dieser Herausforderung zu geben.“