Berlin/Hamburg. Claudia Müller, Abgeordnete der Grünen, wurde zur Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft berufen.
Die neue Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Claudia Müller (Grüne), will den Ausbau der klimaneutralen Schifffahrt vorantreiben. „Wir müssen in Deutschland und möglichst auch in Europa auf klimaneutrale Antriebe setzen und damit den Werftenstandort Europa zukunftsfähiger machen“, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch nach ihrer Berufung zur Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft. Müller folgt in diesem Amt dem CDU-Politiker Norbert Brackmann.
Die Schifffahrt befinde sich an einem entscheidenden Wendepunkt, an dem über die Technologie der kommenden Jahrzehnte entschieden wird. Es gebe das verbindliche Ziel, bis 2050 die Hälfte der bisherigen Emissionen von Treibhausgasen einzusparen. Dazu müssten nicht nur neue Schiffe gebaut werden, auch die bestehende Flotte müsse klimafreundlicher ausgestattet werden, sagte Müller. „Da muss und kann der Bund vorangehen, der ist mit Zoll, Bundespolizei oder Fischereiaufsicht ein großer Schiffseigner. Wir können damit zeigen, dass es möglich ist, die Schifffahrt klimaneutral zu gestalten.“ Die notwendigen Techniken seien zum großen Teil bereits vorhanden.
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Müller will sich Munitionsberäumung in Ost- und Nordsee befassen
Müller betonte, dass zur maritimen Wirtschaft unter anderem auch die Offshore-Technologie gehöre. Beim Bau von Offhore-Windparks spielten Umwelt- und Naturaspekte ein große Rolle. Sie kündigte an, sich intensiv mit dem Thema Munitionsberäumung in der Ost- und Nordsee zu befassen, dort seien enorme Sicherheits- und Umweltrisiken verborgen.
Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums vom April 2021 wird in der maritimen Wirtschaft Deutschlands eine jährliche Bruttowertschöpfung von knapp 30 Milliarden Euro erzielt. Rund 450.000 Beschäftigte zähle die Branche, dazu kämen noch einmal etwa 30.000 in den Bereichen Forschung/Lehre, Verwaltung oder Verbände.
Im Hamburger Hafen werden Sorgen um Müllers Schwerpunktsetzung laut
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe mit der Ernennung von Müller ein positives Zeichen gesetzt, sagte die Präsidentin des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Gaby Bornheim. „Jetzt geht es darum, dass wir gemeinsam mit ihr und ihrem Haus den Kurs einer klimaneutralen Schifffahrt von einem wettbewerbsfähigen Standort Deutschland aus abstecken.“
Auf die neue maritime Koordinatorin kommen nach Ansicht des Bezirksleiters der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, große Aufgaben zu. Im Koalitionsvertrag seien für die maritime Wirtschaft wichtige Impulse gesetzt worden. Danach soll der Schiffbau über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg gestärkt werden. „Kurzfristig wird eine ihrer wichtigsten Aufgaben sein, die Zukunft der Werften in ihrer Heimat in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern“, betonte Friedrich.
Der Unternehmensverband Hafen Hamburg äußerte sich nicht zu Müllers Ernennung. Aus Kreisen der Hafenwirtschaft wurden aber Sorgen laut, die maritime Koordinatorin könnte den Schwerpunkt zu sehr auf Klimaneutralität setzen und wenig auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Häfen.