Hamburg. Es gibt jetzt schon zu wenige Frachter für 2022 auf dem Markt, die Lieferketten bleiben löchrig. Zudem droht ein neues Problem in China.

Schifffahrtskaufleute in Hamburg warnen davor, dass die Verwerfungen am Markt mit gestörten Lieferketten und hohen Frachtraten auch im kommenden Jahr anhalten werden. „Es mehren sich die Anzeichen, dass es auch im nächsten Jahr turbulent werden dürfte“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Hamburger und Bremer Schiffsmakler, Alexander Geisler, kurz vor den Feiertagen.

Auch wenn sich die Befrachtungsaktivitäten in den kommenden Wochen unweigerlich verlangsamen würden, sei nicht mit einem Absinken der Charterraten zu rechnen. „Dafür sind schon jetzt einfach zu wenige Schiffe für 2022 im Markt verfügbar.“ Transportkapazitäten seien bis in den Hochsommer ausgebucht. Schiffsneubauten, die auf den Markt kommen sollen, könnten das nicht auffangen. „Zudem können wir beispielsweise in den Häfen Großbritanniens schon deutlich sehen, welche Personalengpässe mit der Omikron-Variante verbunden sein werden.“

Schifffahrt Hamburg: Omikron sorgt in China für Probleme

Dr. Alexander Geisler vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler e.V.
Dr. Alexander Geisler vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler e.V. © Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler e.V. | Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler e.V.

Bereits jetzt müssten einzelne Schiffe zehn Tage auf die Beladung warten. Diese Situation könne sich sogar in den nächsten Wochen noch weiter zuspitzen und auf Asien ausweiten, nämlich dann, wenn es zutreffen sollte, dass der primär in China verwandte Impfstoff Sinovac tatsächlich nur eingeschränkt gegen die Omikron-Variante wirken sollte.

„Dies dürfte vor dem Hintergrund von Chinas Null-Toleranz-Ansatz zu weiteren Lockdowns und Produktionsausfällen führen“, so Geis­ler. Daher sei ein Rückgang der Frachtraten derzeit eher unwahrscheinlich, und Verlader sowie Importeure müssten sich auf längere Wartezeiten und höhere Transportkosten einstellen.

Aufgrund knapper Transportkapazitäten und verzögerter Lieferketten sind freie Schiffe derzeit kaum auf dem Markt. In den USA haben große Baumärkte und Handelshäuser inzwischen selbst Frachter gechartert, um ihren Nachschub für das Weihnachtsgeschäft zu sichern. Das spiegelt sich in den Preisen wider: Kostete die Miete eines Containerschiffs mit einer Kapazität von 6500 Standardcontainern (TEU) Ende Dezember vergangenen Jahres 31.880 Dollar am Tag (etwa 28.000 Euro), sind es derzeit 104.744 Dollar.

Die Schiffseigentümer erfreut das. Sie streichen hohe Gewinne ein. Allerdings liegen auch große Investitionen vor ihnen, um ihre Frachter weniger klimaschädlich zu machen. Internationalen Vorgaben zufolge müssen alle vor 2013 gebauten Schiffe ab 2023 umgebaut sein, damit sie weniger Kohlendioxid ausstoßen. Um die erlaubten Emissionsmengen einzuhalten, müssen auch die Maschinenleistungen beschränkt werden. Und das führt zur Absenkung der Reisegeschwindigkeit.