Hamburg. Bei einigen Tieren wird sie nur empfohlen, bei anderen ist eine Haftpflichtversicherung Pflicht. Was Hamburger wissen müssen.

Immer mehr Hamburger kommen auf den Hund. Die Zahl der Hundehalter in der Hansestadt ist ungewöhnlich stark gestiegen. Nach den Zahlen des Hamburger Senats gab es im Juni 2020 rund 53.500 Steuerkonten von Hundehaltern. Im September 2021 waren dann schon 59.106 registriert, was einem Anstieg von 10,5 Prozent entspricht. Hinter einem Steuerkonto steht ein Halter, der aber mehrere Hunde haben kann.

Laut offiziellem Hunderegister gibt es in Hamburg aktuell 88.859 Hunde. Es kann aber auch nicht registrierte Hunde geben, weil sich die Besitzer die Hundesteuer sparen wollen. Sie beträgt in Hamburg 90 Euro im Jahr. Damit ist Hamburg unter den 20 größten Städten Deutschlands die günstigste Hundehalterstadt.

Tierversicherungen: Halter muss für Schaden aufkommen

Doch mit der Steuer ist es nicht getan, denn Hamburg gehört zu den sechs Bundesländern, in denen eine Hundehaftpflichtversicherung vorgeschrieben ist. Neben Hamburg sind die Bundesländer Berlin, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen betroffen. „Gefährliche Hunde müssen überall in Deutschland versichert sein, einzige Ausnahme ist Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Henriette Neubert vom Verbraucherportal Finanztip.

Doch auch ohne Pflicht ist eine Hundehaftpflicht sehr empfehlenswert. „Bei der Anschaffung eines eigenen Hundes oder Pferdes sollte unbedingt eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen werden“, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. „Denn richten Haustiere einen Schaden an, muss deren Halter für den Schaden aufkommen. Für seine Haftung ist kein Verschulden erforderlich. Er haftet mit seinem gesamten Vermögen und auch mit seinem Einkommen notfalls ein Leben lang“, sagt Boss. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft geht davon aus, dass die Mehrheit der Hundehalter in Deutschland keinen Haftpflichtschutz besitzt.

Nicht alle Tiere benötigen die Versicherung

So einen zusätzlichen Extra-Schutz benötigen nicht alle Haustiere. Katzen, Kaninchen oder Hamster sind in den
Privathaftpflichtversicherungen mitversichert. Einige Policen umfassen selbst exotische Tiere wie Schlangen oder Skorpione. Wer nur gelegentlich einen Hund ausführt, sollte überprüfen, ob das in seiner eigenen Haftpflichtversicherung mit abgesichert ist. Aber in jeder Hundehaftpflichtversicherung sollten Schäden versichert sein, die entstehen, wenn eine fremde Person auf den Hund aufpasst. In allen Tarifen, die in der Tabelle genannt werden, ist das der Fall.

In den meisten Fällen wird der Schaden, den ein Hund anrichtet, überschaubar bleiben. Aber es sind auch extreme Gefährdungen möglich. Wenn sich der Vierbeiner von der Leine reißt und auf die Straße rennt, kann es zu einem Unfall kommen, bei dem sich die Beteiligten schwer verletzen, etwa bei einem Auffahrunfall. Der Hundebesitzer haftet dann für die Sach- und Personen- und Vermögensschäden, wie etwa einen Verdienstausfall eines Unfallopfers.

Hundehaftpflicht-Policen kosten weniger als 50 Euro

„Tierhalter müssen nämlich für sämtliche Schäden aufkommen, die das eigene Tier angerichtet hat“, sagt Verbraucherschützerin Boss. Die Stiftung Warentest rät zu einer Versicherungssumme von mindestens zehn Millionen Euro. Die Forderung erfüllen alle Hundehaftpflicht-Policen in der Tabelle. Bei den Anbietern Getsafe und Neodigital beträgt die Versicherungssumme sogar 20 Millionen Euro. Die beiden Versicherer sind seit 2017 in Deutschland aktiv und haben ein rein digitales Versicherungskonzept entwickelt.

Eine Hundehaftpflicht muss nicht teuer sein. Die meisten Angebote in der Tabelle kosten nicht mehr als 50 Euro im Jahr und werden vom Vergleichsportal Check24 alle mit „sehr gut“ bewertet. Die Tarifnote richtet sich nach dem Schulnotensystem.

Mietsachschäden sind mitversichert

Welche Kriterien sind nun für eine Hundehaftpflicht besonders wichtig? Die Stiftung Warentest hat, neben der Versicherungssumme von mindestens 10 Millionen Euro, weitere sechs Kriterien definiert, die eine Hundehaftpflicht unbedingt enthalten sollte. Dazu gehören Schutz für fremde Hundehüter, ein Versicherungsschutz auch im Ausland, Welpenschutz für den Nachwuchs der Hündin bis zu mindestens sechs Monaten und ungewollte Deckakte des eigenen Tieres. Diese Kriterien werden von den Tarifen in der Tabelle alle erfüllt.

Bianca Boss.
Bianca Boss. © Ja | Charlotte Angersbach

Auch Mietsachschäden sind versichert, allerdings nicht immer bis zu einer Höhe von 500.000 Euro, wie das die Stiftung Warentest fordert. Bei der GVO sind es nur 50.000 Euro, die anderen Anbieter schaffen die Vorgabe der Warentester aber locker. Der Versicherungsschutz sollte auch greifen, wenn der Halter gegen Leinen- oder Maulkorbpflichten verstößt. Zumindest das Führen ohne Leine ist in allen Tarifen in der Tabelle versichert.

Fast alle Hunde müssen operiert werden

Fast die Hälfte aller Hundebesitzer (42 Prozent) musste ihren Hund schon einmal operieren lassen und 48 Prozent haben dafür mehr als 500 Euro bezahlt, wie eine Umfrage der Gothaer zeigt. Es gibt Versicherungen, die nur Operationen abdecken. Mit Jahresbeiträgen zwischen 100 und 200 Euro sind die Kosten solcher Policen noch überschaubar, aber dafür ist die Versicherungssumme in den meisten Fällen auch gedeckelt. Ausnahme ist der Tarif Tier-OP-Kostenversicherung der Barmenia für knapp 200 Euro im Jahr.

Hinzu kommt in den meisten Fällen noch eine Selbstbeteiligung. Außerdem gibt es eine Wartezeit von einem Monat, bis Leistungen in Anspruch genommen werden können. Alle Tarife in der Tabelle übernehmen zumindest den drei- oder gar vierfachen Gebührensatz der tierärztlichen Gebührenordnung.

Jahresbeiträge bis zu 750 Euro

Deutlich teurer sind Versicherungen, die auch für Behandlungen beim Tierarzt und nicht nur für die Operationen aufkommen. Hier belaufen sich die Jahresbeiträge auf bis zu 750 Euro wie bei der Gothaer. Dann gibt es aber auch keine Begrenzungen bei der Versicherungssumme mehr. Eine Selbstbeteiligung von bis zu 20 Prozent wird dennoch fällig. Außerdem steigt der Beitrag mit dem Alter des Hundes. Kostet der dreijährige Labrador bei der Helvetias rund 500 Euro im Jahr, so steigt der Beitrag für ein siebenjähriges Tier schon auf rund 680 Euro. Bei der Gothaer würden dann mit sieben Jahren schon über 1400 Euro fällig.

Die Wartezeiten für die Tarife, die Behandlungen und Operationen einschließen, liegen bei einem bis drei Monaten. Die ausgewählten Tarife berücksichtigen empfohlene Leistungen der Bundestierärztekammer wie etwa die freie Tierarzt- und Klinikwahl, Übernahme von Gebühren in Notdienstzeiten, Unterbringung in der Tierklinik nach einer Operation und die Übernahme von Impfungen.

Tierversicherungen: Verbraucherschützer sind skeptisch

Verbraucherschützer sind bei den Krankenversicherungen für Haustiere skeptisch und empfehlen diese eher nicht. Gründe dafür sind die hohen Prämien und die Einschränkungen bei den Behandlungen, die nicht alle übernommen werden. Zudem werden meist nur gesunde Tiere versichert. „Sinnvoller ist es daher, monatlich einen bestimmten Betrag zurückzulegen, der für medizinische Behandlungen der Vierbeiner zur Verfügung steht“, sagt Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Das kann allerdings dazu führen, dass das Ersparte noch nicht reicht, wenn eine teure Behandlung oder Operation ansteht. Die Stiftung Warentest rät deshalb zumindest zu einer leistungsstarken Operationskostenversicherung. Die Behandlung beim Tierarzt muss dann immer noch aus eigener Tasche bezahlt werden.