Hamburg. Geschäfte klagen über Umsatzverluste wegen Corona-Politik und Baustellen. 50 Prozent weniger Kunden als 2019.

Ein unbefriedigendes Weihnachtsgeschäft hat bei Hamburgs Einzelhändlern die Feiertagslaune getrübt. Die Kundenzahl in den Geschäften sei um 50 Prozent im Vergleich zu 2019 zurückgegangen, sagte City-Managerin Brigitte Engler. Durch die gestiegenen Inzidenzen seien erneut viele Arbeitnehmer im Homeoffice, was die Innenstadt deutlich gespürt habe. „Zudem haben wir seit der Einführung der 2G-Regel für den Einzelhandel eine erneut gesunkene Frequenz festgestellt.“

Er sei nicht zufrieden, sagt beispielsweise Jürgen Weitz vom gleichnamigen Handelshaus, das am Neuen Wall und im Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) Geschäfte für Porzellan und Küchenzubehör betreibt. „Wir dachten noch, es könnte ganz gut laufen, bis die Zahl der Kunden im November schlagartig abnahm“, so Weitz, der das Unternehmen in fünfter Generation führt.

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Um etwa 25 Prozent sei der Umsatz niedriger ausgefallen als in der Vorweihnachtszeit des Vor-Corona-Jahrs 2019. „In unserem Geschäft in Hannover lief es besser.“ Weitz führt das auf den unterschiedlichen Umgang mit der Pandemie durch die jeweiligen Landesregierungen zurück. „Hamburgs Bürgermeister hat den Leuten mehr Angst gemacht. Ob berechtigt oder nicht, mag ich nicht beurteilen.“

Auch Nils Hartfelder, Betreiber von sieben Spielzeugwarenläden in Hamburg, beklagt, dass Hamburg dem Einzelhandel das Geschäft mit seiner Corona-Politik erschwert habe. „In Schleswig-Holstein waren die Regeln moderater.“ Sein Umsatz sei im Vergleich zu 2019 um 30 Prozent gesunken. „Deshalb können auch wir mit dem Weihnachtsgeschäft nicht zufrieden sein.“ Auf der anderen Seite stünden 15 bis 20 Prozent höhere Personalkosten, weil Hartfelder Mitarbeiter dazu abstellen musste, am Eingang die Impfpässe und Personalausweise zu kontrollieren.

Weniger Umsatz wegen Corona und Hamburgs Verkehrspolitik

Sabine Falkenhagen, Geschäftsführerin der gleichnamigen Hut-Manufaktur, kritisiert, dass der Senat die Belange der Einzelhändler bei seinen Entscheidungen „etwas aus dem Blick“ verloren habe. Sie spricht sogar von Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent.

Die Hamburger Einzelhändlerin Sabine Falkenhagen klagt über 50 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr und führt das auf die Corona-Verordnungen und die vielen Baustellen um ihren Laden herum zurück.
Die Hamburger Einzelhändlerin Sabine Falkenhagen klagt über 50 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr und führt das auf die Corona-Verordnungen und die vielen Baustellen um ihren Laden herum zurück. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Falkenhagen gibt aber nicht allein Corona die Schuld: „Uns hat auch die Verkehrspolitik behindert. Wir seien einfach nicht zu erreichen, haben wir von vielen Kunden gehört.“ Das Geschäft in der Schauenburger Straße wird seit Monaten durch die vielen Baustellen und Einbahnstraßen rund ums Hamburger Rathaus behindert. „Der Rückgang der Verkäufe hat uns getroffen. Gott sei Dank hat uns unser Onlinehandel gerettet.“ Dort habe sich der Umsatz verdoppelt. Traditionell hat Falkenhagen etwa 15 Prozent des Geschäfts im Internet gemacht. Dieser Anteil sei auf 30 Prozent angestiegen.

75 Prozent der befragten Hamburger Händler unzufrieden

„Das diesjährige Weihnachtsgeschäft ist ohne Frage enttäuschend verlaufen. Unsere Umfrage zeigt: mehr als 75 Prozent der Unternehmen sind mit dem Verlauf des Weihnachtsgeschäfts unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden“, sagt Andreas Bartmann, Präsident des Handelsverbands Nord.

Und: „Im Vergleich zu 2019 verzeichnen wir im Norden ein durchschnittliches Umsatzminus bei den stationären Non-food-Geschäften von 31 Prozent gegenüber 2019.“ Volker Tschirch, Geschäftsführender Vorsitzender des Verbands der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels Nord, fordert deshalb „mehr Augenmaß und weniger Symbolpolitik“ bei den Corona-Verordnungen. „Der stationäre Einzelhandel hat sich seit Ausbruch der Pandemie mit umfangreichen Hygienekonzepten verantwortungsvoll verhalten. Es muss daher aufhören, dass er wettbewerbsverzerrende Einschränkungen auferlegt bekommt.“