Hamburg. Die Digitalisierung führt zu neuen Arbeitsanforderungen. Ein neues Forschungsprojekt soll zeigen, was das für die Jobs bedeutet.

Am Sonnabend vor dem dritten Advent hatten Hamburgs Hafenarbeiter die Muskeln spielen lassen. Mehrere Hundert trafen sich zu einem Demonstrationszug durch Hamburgs Innenstadt. Ihre Sorge: Bei dem tiefgreifenden Transformationsprozess mit zunehmender Digitalisierung und Automatisierung, den der Hamburger Hafen derzeit durchlebt, könnten viele Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben.

Vor allem das Berufsbild des klassischen Hafenarbeiters dürfte sich massiv wandeln – wie schon einmal, bei der Umstellung vom konventionellen Stückgutumschlag auf den Container. Wie sieht die Arbeit im Hafen künftig aus?

Hamburger Hafen: Trainingscenter soll entstehen

Am Montag stellte der Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) zusammen mit anderen Hafenvertretern und der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di ein Projekt vor, dass darauf Antworten geben soll. „Portskill 4.0“ heißt das Forschungsprojekt, dass die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Berufsbilder im Hafen untersuchen soll. Am Ende wird ein digitales Test- und Trainingscenter für die Unternehmen und Beschäftigten der deutschen Hafenwirtschaft entstehen.

Bei der Beantwortung der Frage, wie die Hafenarbeit künftig aussehen könnte, wollen die deutschen Seehäfen einen anderen Weg gehen, als es die Konkurrenten in Rotterdam und Antwerpen tun, wo die Automatisierung schon weit fortgeschritten ist. „Dort wird die technologische Neuerung allein von unternehmerischer Seite vorangetrieben. Wir stellen die Beschäftigten, also die Arbeitnehmer in den Mittelpunkt“, sagt Torben Seebold, Arbeitsdirektor der HHLA und stellvertretender Vorsitzender des sozialpolitischen Ausschusses im ZDS.

Projekt kostet 3,2 Millionen Euro

Träger des Projekts, das 3,2 Millionen Euro kostet und vom Bundesverkehrsministerium anteilig gefördert wird, ist das Maritime Kompetenzzen­trum (ma-co), welches die zentrale Weiterbildungseinrichtung für Hafendienstleister und die internationale Seeschifffahrt mit Standorten in allen großen deutschen Häfen ist. Hier werden jährlich rund 7500 Beschäftigte der maritimen Branche aus- und weitergebildet, davon 1500 Hafenarbeiter. Ma-co soll nach einer Ist-Soll-Analyse der Arbeit im Hafen einen digitalen Lernraum mit realen und virtuellen Elementen zur Weiterbildung entwickeln.

Dabei sollen Konzepte zur Feststellung der Eignung und Potenziale der derzeitigen Hafenarbeiter für künftige Aufgaben entstehen, ebenso zur Weiterbildung der Hafenarbeiter und zur Qualifizierung des Nachwuchses. Bis 2025 soll alles stehen und zum Teil auch schon umgesetzt werden. Das ist auch notwendig, denn die Hafenfirmen in Hamburg haben keine Zeit.

„Die Hafenarbeit der Zukunft wird anders aussehen"

Sie stehen unter einem enormen Wettbewerbsdruck und führen laufend technische Neuerungen ein. Die HHLA muss beispielsweise beim Umschlag von Containern rund 30 Euro pro Box billiger werden, um im Vergleich zu den Konkurrenten zu bestehen und bereitet derzeit die Einführung von fahrerlosen Transportfahrzeugen auf dem Containerterminal Burchardkai vor. Auch die Arbeit der derzeit noch von Menschenhand bedienten Containerbrücken soll künftig ferngesteuert erfolgen.

„Die Hafenarbeit der Zukunft wird anders aussehen als heute. Darauf müssen wir uns vorbereiten und die Chancen nutzen, die sich aus dieser Transformation ergeben“, sagte Ulrike Riedel, Vorsitzende des Sozialen Ausschusses des ZDS. „Dazu wollen wir Standards entwickeln, aus denen möglicherweise völlig neue Berufsbilder entstehen. Für Maya Schwiegershausen-Güth, Leiterin der Bundesfachgruppe Maritime Wirtschaft bei Ver.di, ist wichtig, dass die Beschäftigten bei der digitalen Transformation mitgenommen werden.

Hamburger Hafen: Alte Berufsbilder verschwinden

„Veränderungen in der Hafenarbeit durch die Digitalisierung müssen wir im Interesse der Beschäftigten eng begleiten. Aus- und Weiterbildung sind notwendig, um zukunftsfähige Beschäftigung in den deutschen Hafenbetrieben zu sichern und neue zu schaffen“, sagte sie.

Alte Berufsbilder des Hafens werden verschwinden, andere neu entstehen. Klar ist aber, dass künftig weniger Menschen im Hafen arbeiten werden.