Hamburg. Hamburger müssen sich beim Buchen auf höhere Kosten einstellen. Auch Deutschland betroffen. Welche Länder besonders teuer sind.
„Ja, es interessieren sich viele Kunden für Griechenland“, sagt Panagiotis Vonikakis. „Doch ob sie letztlich buchen, ist eine Frage des Preises“, beschreibt der gebürtige Grieche im Reisebüro Voni Tours nahe der Außenalster die Lage. Noch einmal Sonne tanken, gerade bei dem durchwachsenen Wetter hierzulande, das wollten viele.
Doch manche Familien sprängen gleich wieder aus den Stühlen vor seinem Schreibtisch, wenn sie die Preise für die Flüge hörten, sagt Vonikakis und schüttelt den Kopf mit dem vollen grauen Haar. Da kämen schnell 700 bis 800 Euro zusammen, an beliebten Tagen in den Herbstferien sogar 1000 Euro, für Hin- und Rückflug pro Person, etwa nach Kreta, wo es jetzt noch besonders warm sein kann.
Hotel: Hamburger müssen hohe Preise zahlen
Die stark steigenden Preise erleben nicht nur Familien, die eine Flugreise planen. Auch wer mit dem Auto unterwegs ist und in Deutschland bleibt, wird von den Summen, die Hotels aufrufen, überrascht sein. So hat eine Analyse der Buchungsplattform Holidaycheck für das Abendblatt ergeben, dass sich in allen Regionen Preissteigerungen für Hotelübernachtungen beobachten lassen.
„Diese liegen in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg bei teilweise fast 50 Prozent, in Sachsen sogar bei über 70 Prozent im Vergleich zu 2019“, sagt Marina Ackermann, Touristikchefin des Internetportals. In Schleswig-Holstein liegen die Preise für Zimmer demnach rund 30 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie, in Niedersachsen muss man rund ein Viertel mehr für eine Hotelübernachtung bezahlen.
Höhere Kosten für Hotels durch Hygieneaufwand
Den Daten zugrunde liegt der Zeitraum der Abreise zwischen dem 4. Oktober und Anfang November im laufenden Jahr verglichen mit dieser Reisezeit 2019. Huberta Sasse vom Deutschen Tourismusverband begründet die Entwicklung mit der Pandemie: „Viele Hotels haben die Zeit des Lockdowns genutzt, um zu investieren und ihr Angebot zu verbessern“, sagt die Sprecherin des Verbands. Zudem führe der Hygieneaufwand zu höheren Kosten.
Bei den Pauschalreisen beschreibt Carola Zipp vom Reisebüro Winterhude die aktuellen Marktmechanismen: „Wenn eine Region nicht mehr Hochrisikogebiet ist, gehen die Preise sofort nach oben“, sagt die Inhaberin des Tui-Büros. Zu den Ländern, die derzeit nicht mehr auf der Liste der Hochrisikogebiete stehen, gehören etwa Spanien, Portugal und Zypern. Es gibt für diese Regionen deshalb keine Quarantänepflichten für Rückkehrende mehr.
Zuwachs von 50 Prozent in Griechenland
Nach der Erhebung von Holidaycheck fallen die Preissteigerungen im Oktober dieses Jahres bei beliebten Sonnenzielen im Vergleich zu 2019 recht unterschiedlich aus: So erreichten die Zuwächse in Griechenland vor allem auf dem Festland teilweise 50 Prozent. Auch ein Pauschalurlaub an der portugiesischen Algarve und auf Madeira (beide plus 15 Prozent) und den Azoren (bis zu 40 Prozent) habe sich verteuert, während ein Urlaub in Lissabon etwas und der Norte Region sogar deutlich – bei letzterer bis zu einem Drittel – günstiger sei.
In Spanien lässt sich laut Holidaycheck bei den Kanarischen Inseln durchschnittlich eine Preissteigerung von rund 15 Prozent feststellen. Die Preissteigerungen auf den Balearen bewegen sich zwischen rund zehn Prozent (Mallorca) und bis zu 15 Prozent (Menorca, Ibiza). Nur das kleine Formentera ist mit rund 15 Prozent günstiger geworden als 2019. Die türkische Riviera und auch die türkische Ägäis verzeichneten eine Preissteigerung von zwei bis fünf Prozent, während Dubai (plus 25 Prozent) und Abu Dhabi (plus 13 Prozent) deutlichere Verteuerungen verbuchten.
Geringe Preissteigerung in der Türkei
Die vergleichsweise gering gestiegenen Preise für einen Urlaub in der Türkei wirken sich offenbar auch auf die Nachfrage aus: Nach Angaben der Tui führt Antalya die Liste der beliebtesten Flugziele für die Herbstferien an. „Die Türkei ist aktuell als Hochrisikogebiet eingestuft, Antalya ist aber dennoch das beliebteste Reiseziel in den Herbstferien. Die Standards in den türkischen Hotels sind hoch und das Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar“, begründet Stefan Baumert, touristischer Geschäftsführer für Tui Deutschland.
Aktuell liegt der Inzidenzwert mit 222,2 Infizierten je 100.000 Einwohner in der Türkei in den letzten sieben Tagen deutlich höher als in Deutschland. Dennoch sind Cafés und Restaurants geöffnet, und es gibt auch keine Ausgangsbeschränkungen mehr. Die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit gilt aber weiter.
Mallorca, Kreta, Rhodos und Fuerteventura beliebt
Auf den Plätzen der meistgebuchten Destinationen folgen bei Tui Mallorca, Kreta, Rhodos und Fuerteventura. Ab Hamburg sind alle diese Ziele mit Direktflügen zu erreichen. Besonders viele Verbindungen gibt es von Fuhlsbüttel aus nach Mallorca, auf die Kanaren, auf das spanische Festland mit Destinationen wie Barcelona und Valencia, auf griechische Inseln wie Samos oder Korfu oder eben ins türkische Antalya.
Dazu kommen Flüge in Städte wie Amsterdam, Brüssel, Wien oder Dublin. Allerdings ändere sich die Auswahl ständig, wie eine Sprecherin des Airports auf Abendblatt-Anfrage betonte: Die Fluggesellschaften passten ihre Angebote in diesen Zeiten viel kurzfristiger an als üblicherweise.
Einsparungen durch Flexibilität möglich
Teilweise führe dies auch zu Umbuchungen für die Kunden, sagt Carola Zipp vom Reisebüro Winterhude. „Man hat den Eindruck, dass nicht gut ausgelastete Maschinen gestrichen werden“. Dann müssten die Passagiere auf spätere oder frühere Flüge ausweichen.
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Eine gewisse Flexibilität ist derzeit in jedem Fall geboten und kann auch zu Einsparungen führen. „Wenn ich in den Herbstferien ab Düsseldorf fliege oder eine Verbindung über München wähle, kann das einige Hundert Euro günstiger werden“, nennt Vonikakis ein Beispiel für Urlaub im Oktober.
Auch Reisen in die USA wieder möglich
Einige Kunden ziehe es bereits wieder in deutlich fernere Gefilde, berichtet Carola Zipp über einen weiteren Urlaubstrend in diesem Herbst. Sie habe für Kunden aktuell Reisen nach Mexiko, Mauritius, die Dominikanische Republik und die Seychellen gebucht. Diese Ziele seien aber nach wie vor relativ schwer zu erreichen, da Linienflüge noch nicht wieder so häufig angeboten würden wie vor dem Ausbruch der Pandemie.
In den Zeiten vor der Corona-Pandemie zählten bei den Fernzielen die USA zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen der Deutschen. Hier ergeben sich nun wieder mehr Möglichkeiten: Denn die amerikanische Regierung hat erst am vergangenen Montag angekündigt, ab November Ausländer, die gegen Corona geimpft sind, wieder einreisen zu lassen.
Reiseziele: Viele Hamburger wollen in die USA
Die Lufthansa verzeichnete nach eigenen Angaben sofort einen sprunghaften Buchungsanstieg für Flüge über den Nordatlantik. Auch viele Hamburger zieht es nun offensichtlich wieder nach New York, Florida oder San Francisco: „Ich habe etliche Anfragen für die USA“, freut sich Carola Zipp vom Reisebüro Winterhude.