Berlin. Deutschlands Gebäude stoßen zu viel CO2 aus. Dabei gibt es die Bereitschaft zum klimafreundlichen Wohnen. Nur schrecken hohe Preise ab.

Die Bundesregierung arbeitet an einem neuen Klimaschutzgesetz, schon morgen soll es präsentiert werden, erste Eckpunkte wurden bereits verkündet. Dabei sollen die Zügel beim CO2-Ausstoß erneut kräftig angezogen werden.

Noch ist offen, wie sich das konkret auf das Wohnen auswirken wird. Seit diesem Jahr gilt bereits der CO2-Preis für Gebäude, er sorgt innerhalb der Regierungsfraktionen von CDU/CSU und SPD bereits für heftigen Streit.

Klar ist: Deutschlands Gebäude sind alles andere als klimafreundlich. Bis 2030 darf der gesamte Gebäudesektor hierzulande den bisherigen Zielen zufolge nur noch 72 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr emittieren. 2020 waren es nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) noch 178 Millionen Tonnen CO2, der Gebäudesektor verfehlte damit als einziger Sektor die Zielvorgaben.

Klimaschutz beim Wohnen: Es bräuchte Milliarden an Förderung

Dabei gibt es bereits Maßnahmen, um Gebäude hierzulande energieeffizienter und sauberer zu machen. Neben dem umstrittenen CO2-Preis ist das beispielsweise mit dem Einbauverbot neuer Ölheizungen ab 2026 der Fall. Nur reicht das bisher noch nicht aus, um die erhofften Wirkungen zu erzielen. Laut einer Studie von Immobilienprofessor Sven Bienert wären pro Jahr bis zu 14 Milliarden Euro an Förderung notwendig, um die Ziele zu erreichen. Innerhalb der EU werden die Rufe immer lauter, Gebäude in einen europäischen Emissionshandel miteinzubeziehen.

Wer heute ein Haus bauen will, muss bereits gewisse Energiestandards erfüllen. Je höher der Energiestandard, desto höher fällt zum Beispiel auch die Förderung durch die staatliche Förderbank KfW aus.

Grundsätzlich sind die Deutschen auch bereit, ökologisch nachhaltig und klimafreundlich zu wohnen. Das geht aus einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag des Berliner Projektentwicklers Archigon hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

Mehrheit befürwortet Nachhaltigkeit beim Wohnen

Ist der Kaufpreis gleich hoch, würden 41 Prozent der 2140 Befragten auf jeden Fall in eine energieeffiziente Wohnungen ziehen, weitere 43 Prozent würden sich ebenfalls so entscheiden, wenn sie sicher sind, dass es keine Abstriche in Komfort und Qualität gibt. Nur neun Prozent würden sich gegen die nachhaltige Wohnung entscheiden.

Nur gibt es energieeffizientere und modernere Wohnungen eben in der Regel nicht zum gleichen Kaufpreis wie älter und energieuneffizientere Wohnungen. Und bei der Frage, ob man bereit wäre, mehr Geld für die klimafreundlichere Wohnung auszugeben, gehen die Meinungen schnell auseinander.

Jeder Dritte würde nicht mehr Geld ausgeben

Jeder dritte Wohnungskäufer hierzulande wäre der Umfrage zufolge nicht bereit, mehr Geld auszugeben, um eine ökologisch nachhaltige Wohnung zu erwerben. Immerhin 30 Prozent würden aber durchaus einen um bis zu 10 Prozent höheren Kaufpreis akzeptieren. 12 Prozent würden sogar beim Wohnungskauf bis zu 20 Prozent mehr bezahlen, um in einer ökologisch nachhaltigen Wohnung zu leben.

Wenig überraschend: Mit steigendem Haushaltseinkommen steigt auch die Bereitschaft, mehr zu bezahlen. Mehr als 20 Prozent würden trotzdem nur fünf Prozent für besonders nachhaltige Wohnungen ausgeben. Die restlichen zehn Prozent wollen sich nicht festlegen.

Knapp jeder Siebte würde, wenn er eine energieeffiziente Wohnung erwirbt, das dem Klima zuliebe tun. Die große Mehrheit geht etwas pragmatischer an die Sache: 44 Prozent gaben in der Umfrage an, sie würden vor allem deshalb in eine ökologisch nachhaltige Wohnung ziehen, weil dort die Energiekosten geringer seien. 39 Prozent gaben an, Klimaschutz und niedrigere Energiekosten seien ihnen gleich wichtig.

Ladesäule für Elektroauto ist nur jedem Fünften wichtig

Wichtig bei einer energieeffizienten Eigentumswohnung ist den Befragten vor allem eine gute Dämmung, etwa bei der Außenfassade und dem Dach. Eine Lademöglichkeit für das Elektroauto, den E-Roller oder den E-Scooter hält dagegen nur rund jeder fünfte Befragte für wichtig.

Auch wenn das E-Auto beliebter wird – im April wurden laut Kraftfahrtbundesamt mehr Elektro- als Dieselautos zugelassen – sind sie also noch kein nennenswerter Faktor beim Immobilienerwerb. Im Gegensatz zum klassischen Parkplatz: Den finden 58 Prozent der Befragten wichtig.