Hamburg. Bundesweit sollen 100 Standorte verschwinden. Wie sich die Deutsche Bank an der Alster entwickelt – und wie es künftig weitergeht.

Trotz zeitweise geschlossener Filialen hat die Deutsche Bank mit ihren unverändert 290.000 Kunden in Hamburg im Corona-Jahr 2020 spürbar mehr Geschäfte gemacht: Die Summe aus Krediten, Einlagen und Depotvolumen (Geschäftsvolumen) legte um sieben Prozent auf 19,7 Milliarden Euro zu und damit etwas stärker als in der gesamten Region Nord (plus fünf Prozent auf 52,5 Milliarden Euro).

Eine große Rolle spielten dabei die bereits vor vier Jahren eröffneten regionalen Beratungszentren, die Gespräche mit Beratern der Bank per Video und Telefon auch außerhalb der Filialöffnungszeiten ermöglichen. „Unser regionales Beratungscenter in Hamburg verzeichnete im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr 24 Prozent mehr Produktabschlüsse über Video und Telefon“, sagt Stefan Knoll, der das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank in Hamburg und der Region Nord verantwortet. Doch noch nicht alle Kunden nähmen das Angebot, sich per Video mit den Bankmitarbeitern zusammenzuschalten, auch gerne an, berichtet Knoll.

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Wertpapier-Sparpläne sind gefragt

Bei der Anlage in Kapitalmarktprodukte blicke die Bank angesichts der historisch niedrigen Zinsen auf ein „sehr gutes Jahr“ zurück, hieß es. So habe unter anderem die Zahl der Wertpapier-Sparpläne deutlich zugenommen. Gut angenommen werde auch die Geldanlage in Immobilienfonds.

Insgesamt erhöhte sich das Depotvolumen in Hamburg um neun Prozent auf fünf Milliarden Euro. Im Hinblick auf die Akzeptanz von Aktienanlagen sieht Knoll weiter leichte Fortschritte. Bei den Kunden besonders gefragt seien aber Wertpapieranlagen mit einem Aktienanteil von 30 bis 50 Prozent.

Spareinlagen deutlich gestiegen

Trotz der deutlichen Steigerung des Depotvolumens kletterte auch das Einlagevolumen um immerhin fünf Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Dabei berechnet die Deutsche Bank seit Mitte des vergangenen Jahres bei Neuverträgen pro Konto von 100.000 Euro aufwärts „Verwahrentgelte“. Mit den Bestandskunden führe man Gespräche über Anlagealternativen. „Wir sehen unsere Aufgabe als Bank nicht darin, Negativzinsen an unsere Kunden weiter zu reichen“, so Knoll. Kunden, die sich nicht für einen Wechsel hin zu Wertpapierprodukten entscheiden könnten, bitte man aber, eine Vereinbarung über Verwahrentgelte zu unterschreiben.

Hamburger verschönern ihr Zuhause mit Krediten

Abermals trugen nicht zuletzt die Baufinanzierungen dazu bei, dass sich das Kreditvolumen in Hamburg um zehn Prozent auf 4,4 Milliarden Euro erhöhte. Infolge der diversen Ausgeh- und Kontaktbeschränkungen sei deutlich mehr in die „Verschönerung und den Ausbau des Eigenheims oder der Eigentumswohnung“ investiert worden, sagt Knoll. Experten der Deutschen Bank erwarten allerdings, dass die lange Phase der Immobilienpreisanstiege in Hamburg schon im kommenden Jahr enden könnte (das Abendblatt berichtete). Schon jetzt ziehe es vor allem Familien vermehrt ins Umland, so Knoll.

Im September 2020 hat der Vorstand der Deutschen Bank angekündigt, die Zahl der Filialen solle bundesweit von 500 auf 400 sinken. Diese Entwicklung werde auch an Hamburg nicht vorbeigehen, sagt Knoll. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern liefen aber noch. Nach Abendblatt-Berechnungen könnten in Hamburg drei bis fünf der aktuell 17 Filialen wegfallen.