Berlin. Die Corona-Krise wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Laut einer aktuellen Studie sinkt der Mittelstand in der Gunst der Bewerber.

Die Corona-Krise schlägt sich auch auf den Arbeitsmarkt durch. Nicht nur, dass die Bundesagentur für Arbeit im vergangenen Jahr den Arbeitsmarkt mit einem Rekordwert von 56,8 Milliarden Euro für Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengelder stützen musste. Auch die Arbeitslosigkeit ist zuletzt gestiegen, im Januar 2021 waren fast eine halbe Million mehr Menschen arbeitslos als noch im Januar 2020.

Insbesondere viele Minijobs sind im Lockdown weggefallen. Wenn das Restaurant geschlossen hat, dann kann man auch nicht auf 450-Euro-Basis kellnern. Und auch in geschlossenen Geschäften braucht es kaum Aushilfskräfte. Doch nicht nur bei den Minijobs verändert die Pandemie den Arbeitsmarkt. Bewerberinnen und Bewerber suchen verstärkt ihr Glück bei großen Konzernen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Trendence.

Bewerbungen: Mittelstand ist der große Corona-Verlierer

Für die Studie hatte das Marktforschungsinstitut, das wie unsere Redaktion zur Funke Mediengruppe gehört, monatlich 2000 Teilnehmer befragt und die aktuellen Februar-Werte mit denen aus dem Juni verglichen. Insgesamt haben laut der Studie 39 Prozent der Berufstätigen im Zeitraum der Pandemie ihre Arbeitgeberpräferenzen geändert.

Großer Verlierer der Pandemie ist demnach der Mittelstand. Mittelständische Arbeitgeber sinken demnach vor allem in der Gunst von Studentinnen und Studenten. Zwar würden sich aktuell 24,9 Prozent der Studenten bei kleinen und mittelständischen Unternehmen bewerben. Dies seien aber 19 Prozent weniger als noch im Juni 2020.

Familienunternehmen vor allem bei Studierenden weniger gefragt

Auch Familienunternehmen waren demnach weniger gefragt, allein bei den Studenten fielen sie um acht Prozent in der Gunst. Nur noch jeder fünfte Studierende kann es sich derzeit vorstellen, bei einem Familienunternehmen zu arbeiten.

Bei Arbeitnehmern mit abgeschlossenem Hochschulstudium sank das Interesse an mittelständischen Arbeitgebern der Studie zufolge um sieben Prozent, bei nicht akademischen Fachkräften um sechs Prozent.

Jobsicherheit in der Corona-Pandemie: Konzerne profitieren

Profiteur dieser Entwicklung sind dagegen Konzerne. 58 Prozent der Studierenden würde gerne bei einem Konzern anheuern, ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Juni. Bei bereits Berufstätigen stieg die Popularität der Konzerne im Vergleich zum Juni um einen Prozentpunkt auf 49 Prozent.

„Konzernen wird vielfach eine große Jobsicherheit als Attraktivitätsmerkmal zugeschrieben. Und die liegt derzeit besonders hoch im Kurs“, sagte Robindro Ullah, Geschäftsführer von Trendence. „Konzerne stehen durch ihre gefestigten Strukturen, die ein Garant für eine deutlich höhere Resilienz in Krisenzeiten sind, genau in diesem Trend und werden so als reizvollere Arbeitgeber wahrgenommen.“

Umgekehrter Trend bei Schülerinnen und Schülern

Ein umgekehrter Trend zeigt sich der Analyse zufolge dagegen bei Schülerinnen und Schülern. Sie finden Jobs im Mittelstand demnach attraktiver, jeder Fünfte würde sich bei einem mittelständischen Unternehmen bewerben.

Großer Gewinner ist aber der Öffentliche Dienst, bisher nicht unbedingt als klassischer Arbeitsplatzwunsch von Schülern bekannt. Doch mit 45 Prozent der Befragten finden elf Prozent mehr Schüler als noch im Juni den Öffentlichen Dienst als Arbeitgeber attraktiv.