Berlin. Der Lockdown trifft nicht nur Restaurants und Hotels hart. Ökonomen haben ausgerechnet, wie groß der Schaden für den Einzelhandel ist.
Der Weihnachtsbummel fällt in diesem Jahr anders aus. Anstatt nach dem Weihnachtsmarktbesuch die Geschenke im angrenzenden Geschäft zu kaufen, heißt es Schlange stehen. Warten auf den Einlass, in langer Reihe neben dunklen Scheiben von geschlossenen Restaurants.
Viele tun sich das nicht an und erledigen ihre Weihnachtseinkäufe direkt online. Auch wenn die Geschäfte offen bleiben – der Teil-Lockdown kommt den Einzelhandel teuer zu stehen.
Studie: Teil-Lockdown sorgt im innerstädtischen Einzelhandel für Milliardenverlust
Auf bis zu 17 Milliarden Euro beziffert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln die Umsatzeinbußen des innerstädtischen Einzelhandels in einer Studie, die unserer Redaktion vorliegt. Herausgerechnet sind dabei der Lebensmittelhandel, Tankstellen, Baumärkte sowie der Einzelhandel mit Wohnmöbeln.
Für die Studie haben der IW-Datenanalyst Henry Goecke und der IW-Wettbewerbsökonom Christian Rusche die Passantenzahlen von 40 Straßenabschnitten in 21 deutschen Städten mit den Vorjahreswerten verglichen.
Passantenzahlen in den Fußgängerzonen haben sich halbiert
Im November stellten die Forscher dabei einen durchschnittlichen Rückgang um 44 Prozent fest, für den Dezember erwarten sie anhand der Daten der ersten Adventswoche einen Rückgang von knapp 49 Prozent.
Schlage sich dieser Rückgang proportional auf den Umsatz durch, so entspräche das einem Schaden von 7,6 Milliarden Euro im November und 9,3 Milliarden Euro im Dezember, heißt es in der Studie.
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Bei einem harten Lockdown würde der Schaden bis zu 12 Milliarden Euro betragen
Noch düsterer ist die Prognose, wenn es nun zu einem harten Lockdown kommt. „Dann ist von verpassten Umsätzen in den Innenstädten allein im Dezember von circa zwölf Milliarden Euro auszugehen“, sagte Rusche unserer Redaktion. Wenn die Geschäfte erst nach Weihnachten dichtgemacht würden, sei mit einem Schaden im Dezember von rund zehn Milliarden Euro zu rechnen.
Im optimistischen Szenario, bei dem die Wissenschaftler davon ausgehen, dass die Umsatzrückgänge geringer als der Rückgang der Passanten ist, kommen die IW-Forscher auf Umsatzausfälle in den Innenstädten von 5,8 Milliarden Euro im November sowie 6,3 Milliarden Euro im Dezember.
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Die Städte sind unterschiedlich stark betroffen
Die Passantenzahlen haben sich der Studie zufolge in den Städten zuletzt sehr unterschiedlich entwickelt. Während in der Ingolstädter Ludwigstraße der Rückgang in der ersten Adventswoche mit knapp sieben Prozent moderat ausfällt, sei die Kundenfrequenz in der Münsteraner Ludgeristraße in der ersten Adventswoche um 89 Prozent im Vorjahresvergleich eingebrochen.
Auch in den Metropolen ist der Rückgang groß. Auf dem Berliner Kurfürstendamm seien 42 Prozent weniger Passanten unterwegs gewesen, am Hamburger Jungfernstieg 51 Prozent weniger. Mehr als halbiert habe sich demnach auch die Anzahl der Passanten in München und Düsseldorf.
Amazon könnte von der Entwicklung profitieren
„In der Weihnachtszeit wirkten in der Vergangenheit die Weihnachtsmärkte und die Gastronomie als Magnet für Besucher, die auch dem Einzelhandel zugutekamen. Dieser große Magnet fällt nun weg“, sagte Rusche. Er befürchtet, dass sich das Weihnachtsgeschäft zunehmend aus den Innenstädten herausverlagert.
„Der Gewinner der ganzen Entwicklung ist insbesondere Amazon“, heißt es dazu in der Studie. Schon vor Corona sei Amazon für 48 Prozent der Umsätze im E-Commerce in Deutschland verantwortlich gewesen. „2020 dürfte die Bedeutung nochmals gestiegen sein“, heißt es weiter.
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