Hamburg. Experten erwarten mehr Insolvenzen in der Hamburger Innenstadt. Online-Händler wie Otto erwarten Rekordumsatz zu Weihnachten.

Geschäftsschließung im Frühjahr, ausbleibende Touristen im Sommer und jetzt im Teil-Lockdown nicht mal Weihnachtsmärkte in der Adventszeit: Die massiven Einschränkungen durch die Corona-Pandemie machen dem Einzelhandel in Hamburg und im Norden schwer zu schaffen. Auch wenn am ersten Adventssonnabend viele Menschen in den großen Einkaufsstraßen der Hamburger Innenstadt unterwegs waren, ist die Lage für viele Unternehmen angespannt.

„Frequenz ist nicht gleich Umsatz“, sagte Brigitte Nolte, Hamburger Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord bei der Weihnachtspressekonferenz zur Lage im Einzelhandel. Sie rechnet in den nächsten Monaten mit einem Anstieg der Insolvenzen auch in der City. „Ein Drittel der Unternehmen ist in der Existenz bedroht“, so Nolte. Nach ihren Angaben gibt es zwischen Gänsemarkt und Hauptbahnhof etwa 800 Unternehmen mit 1000 Geschäften. Bundesweit wird mit einem Verlust von 50.000 Geschäften gerechnet.

Einzelhandel in Hamburg: Umsatzrückgänge von 40 Prozent

Händler mit Waren wie Bekleidung, Schuhe, Spielwaren und Unterhaltungselektronik leiden laut dem Branchenverband besonders stark unter der Corona-Krise. Dort gibt es Umsatzrückgänge von bis zu 40 Prozent, erklärte Hauptgeschäftsführer Dierk Böckenholt. In touristischen Gebieten sind es sogar bis zu 80 Prozent.

Die neuen Beschränkungen brächten viele Betriebe in Existenznot. „Der Lockdown Light ohne Geschäftsschließungen ist ein vergiftetes Geschenk“, so der Handelsexperte. Der Handelsverband fordert deshalb unter anderem staatliche Hilfen analog zur Gastronomie sowie eine Gesetzesgrundlage für Mietminderungen in einer Pandemie.

Handelsverband rechnet mit Umsatzplus im Weihnachtsgeschäft

Trotz der schwierigen Lage rechnet der Handelsverband unter dem Strich mit einem Umsatzplus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch für das Weihnachtsgeschäft im Norden wird analog zu der Prognose für das gesamte Bundesgebiet eine Steigerung von 1,2 Prozent erwartet. Allein in Hamburg können die Händler danach mit Einnahmen in Höhe von 2,83 Milliarden Euro rechnen.

„Der Grund dafür ist der coronabedingte Anstieg im Online-Handel um 18 Prozent“, erklärt Böckenholt. Allein im Norden macht das Geschäft im Netz 5,7 Milliarden Euro aus. Auch in den Bereichen Lebensmittel, Möbel, Fahrräder, Heimwerken und Garten wurden glänzende Geschäfte gemacht.

Lesen Sie auch:

Otto erwartet ein Drittel mehr Sendungen

Einer der großen Gewinner im Weihnachtsgeschäft dürfte der Hamburger Online-Händler Otto sein. Das Unternehmen erwartet den Angaben zufolge rund ein Drittel mehr Sendungen als 2019. Besonders nachgefragt sind Möbel, Multimedia-Produkte und Weihnachtsartikel, hieß es. Die Logistik- und Servicekapazitäten seien bereits hochgefahren worden. Trotzdem rät Otto zu möglichst frühzeitigen Bestellungen.