Hamburg. Die Buss-Gruppe, 1920 als Stauerei gegründet, hat sich sich mehrfach gewandelt. Welche Dienstleistung sie heute anbietet.
Wenn der geschäftsführende Gesellschafter der Buss-Gruppe, Johann Killinger, durch den alten Mittleren Freihafen fährt, riskiert er gerne einen Blick hinüber zu seinen ehemaligen Kaianlagen. Dort, wo sich jahrzehntelang Kräne drehten und das Hansa-Terminal Seegüter umschlug, liegt heute eine Brache. 2016 hatte Buss das Terminal schließen müssen. Die Stadt behauptete, sie benötige die Fläche. 120 Hafenarbeiter verloren ihre Jobs. Noch deutlich länger, nämlich seit acht Jahren, liegt das Gelände des ehemaligen Kuhwerder Terminals brach. Das hat die Buss-Gruppe 2012 räumen müssen.
Es ist nicht so, dass Killinger sich beschweren müsste. Das Hansa-Terminal produzierte in seinen letzten Jahren nur noch Verluste. Und der Unternehmer hat sich die vorzeitige Räumung des Mittleren Freihafens teuer bezahlen lassen. 124 Millionen Euro sollen an Buss geflossen sein. Das machte ihn nicht gerade beliebt. Er selber sieht sich bis heute als Opfer einer willkürlichen Hafenpolitik. Schließlich hatte die Stadt mit ihm zunächst vereinbart, das Hansa-Terminal noch einmal zehn bis 15 Jahre weiterzubetreiben, unter Bruch dieser Vereinbarung dann aber doch dessen vorzeitige Rückgabe gefordert.
Buss-Gruppe: Die Hafenfirma, die sich immer wieder verwandelte
Zumindest stellt diese Episode eine Zäsur in der langen Geschichte von Buss dar. Denn im Hamburger Hafen, wo die Gruppe einst das drittgrößte Unternehmen war, ist sie heute nicht mehr aktiv. Sie hat sich gewandelt – wieder einmal. Die Firma, die im August 1920 gegründet wurde, gibt es nur noch, weil es ihr gelungen ist, sich ständig den verändernden Rahmenbedingungen des maritimen Handels anzupassen.
Vor nunmehr 100 Jahren hat Gerhard (Gerd) Buss eine Stauerei im Hafen gegründet. Bereits Anfang der 1930er-Jahre gehörte sie zu den florierenden Hafenfirmen. Stauereien kümmern sich um das Be- und Entladen von Schiffen, deren Güter in Kisten, Säcken und als Ballen transportiert wurden. In den Wirtschaftswunderzeiten mit dem boomenden deutschen Export erlebte die Firma eine Blüte. Ende der 1960er-Jahre kam es dann zu einem ersten Wandel, auf den Buss reagieren musste: Der Container wurde erfunden. Das war eine Art industrielle Revolution für den bis dahin arbeitsintensiven, zumeist in Handarbeit durchgeführten, konventionellen Stückguttransport und -umschlag. Das Stauereigeschäft litt darunter. Um im Hafenumschlag zu bleiben, musste Buss seine Ausrichtung ändern und beschloss, eigene Umschlagterminals zu betreiben.
Von der Stauerei zum Finanzunternehmen
Doch auch die Fokussierung auf den konventionellen Stückgutumschlag erwies sich nach der „Wende“ als nachteilig. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der raschen Industrialisierung Asiens Ende der 1980er-Jahre verloren die verbliebenen konventionellen Liniendienste an Bedeutung. Der Stückgutumschlag ging zurück. Buss musste sich wieder wandeln. Das gelang schließlich unter Killinger, der 1991 über eine Beteiligung seines Vaters in die Firma gekommen war.
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Doch der Umschwung dauerte seine Zeit. „Wir waren eigentlich immer nur dabei, auf das wegbrechende Geschäft zu reagieren“, sagt er. Erst ab 2001, nachdem Killinger alle Anteile gekauft hatte, konnte er die Firma nach seinen Vorstellungen ausrichten. Er machte die Entwicklung von Logistikimmobilien zum Kerngeschäft. Mit Buss Capital gründete er zudem ein eigenes Emissionshaus, das innerhalb weniger Jahre zum Marktführer für Containerfonds aufstieg. Und fragt man ihn heute, so sieht sich Killinger eher als Finanzunternehmer denn als Hafenmanager. Ganz hat er das Hafengeschäft aber noch nicht verlassen. In Stade, Sassnitz und vor allem in Eemshaven bietet Buss noch Terminaldienste an. Und alles begann mit einer kleinen Stauerei.