Hamburg. Der Hamburger wird 80. Im Abendblatt spricht er über seinen Glauben, die Familie, Geschäftliches und Corona.

Die Vorbereitungen für die Feier zum 80. Geburtstag im Garten seines Hauses im Alstertal laufen bereits, als Eugen Block das Abendblatt zum Exklusivinterview empfängt. Einige Klapptische werden aufgestellt, ein kleines Podium montiert. Am Esszimmertisch gibt es während des Gesprächs Kaffee und Gebäck – und einen authentischen Eugen Block, der nicht gerne um den heißen Brei herumredet, sondern Klartext bevorzugt. Immer sagt, was er denkt. Meist nur Schwarz oder Weiß kennt. Die Grautöne mag er eher weniger. Eine Eigenschaft, mit welcher der erfolgreiche Unternehmer (Block House, Hotel Grand Elysée) schon häufig angeeckt ist. Erst vor Kurzem wieder mit seinen Aussagen zur Corona-Pandemie. Auch darüber wird zu sprechen sein. Aber beginnen wir mit der Familie ...

Hamburger Abendblatt: Eine der größten Konstanten in Ihrem Leben ist Ihre Ehefrau Christa. Sie sind seit 50 Jahren mit ihr verheiratet. War es Liebe auf den ersten Blick?

Eugen Block: Ja, das war Liebe auf den ersten Blick. Sie sah schon damals toll aus. Später kam das Verständnis füreinander dazu. Was besonders an ihr ist: Meine Frau ist eine sehr gute Zuhörerin.

Es heißt, das Hochzeitsgeschenk Ihrer Ehefrau für Sie sei im Papierkorb gelandet – wie kam es dazu?

Block: Das war in der Nacht vor unserer Hochzeitsreise nach New York. Ich hatte das Geschenk ausgepackt und sah, dass es sich um eine wertvolle Armbanduhr handelte. Aber ich hatte ja schon eine teure Uhr. Deshalb fand ich das Geschenk überflüssig. Ich bin halt sparsam erzogen worden und hatte damals nur meine Unternehmensgründung im Sinn. Deshalb wollte ich nicht, dass wir Geld für Dinge ausgeben, die wir gar nicht benötigten. So gab ich meiner Frau die Uhr zurück mit der Frage: Was soll ich damit? Und sie warf die Uhr dann ein wenig erbost in den Papierkorb.

Haben Sie die Uhr heute noch?

Block: Klar. (lacht) Die haben wir selbstverständlich wieder aus dem Papierkorb herausgeholt.

Was ist das Geheimnis Ihrer 50-jährigen Ehe?

Block: Man muss sich immer aufeinander verlassen können. Meine Ehe ist von einer großen Beständigkeit geprägt. Sagen wir mal so: Meine Frau war keine Überraschungsbombe, sondern immer zuverlässig. Und das ist sie bis heute. Sie hat mir stets den Rücken frei gehalten, sich liebevoll um die Kinder gekümmert – und nur mit diesem Rückhalt konnte ich beruflich so erfolgreich werden. Sie hat immer ihre eigenen Ziele zurückgestellt, sodass ich meine Ziele verfolgen konnte.

Sie haben drei Kinder, aber keines der Kinder leitet das Unternehmen, sondern ein externer Manager. Warum?

Block: Das haben wir uns sehr wohl überlegt. Alle drei Kinder haben mittlerweile ihre perfekte Rolle im Unternehmen gefunden und sind Anteilseigner. Und so ist es am besten für das Unternehmen und für die drei selbst. Die ganze Familie ist damit im Reinen. Mir war früh klar, dass mein Sohn Dirk seinen eigenen Weg als Unternehmer gehen muss. Er hat ja nun eigene Restaurants, trägt Verantwortung für mehr als 300 Beschäftigte. Christina ist eine Macherin, mit einem sehr eigenen Kopf – und tüchtig. Deshalb arbeitet sie auch stark in unserem Unternehmen mit, aber mehr als Strategin und nicht operativ. Weil genau da liegt ihre Stärke. Und mein jüngster Sohn Philipp kümmert sich hervorragend um unsere Stiftung.

Ihr Sohn Dirk betreibt mittlerweile eigene Restaurants. Können Sie von ihm als Unternehmer etwas lernen?

Block: Er ist ein noch geschickterer Verhandlungspartner, wenn es um Geschäfte geht, als ich es je war. Zudem sind Christina und Dirk unheimlich schnell im Denken und kennen sich exzellent in der neuen digitalen Welt aus. Das bewundere ich an beiden.

Wie muss man sich den sechsfachen Opa Eugen Block vorstellen. Fußballspielend mit den Enkeln im Garten, als Vorlese-Opa oder doch ganz anders?

Block: Ich lege mich auch schon mal mit einem der Enkel auf den Fußboden und puzzle. Aber so der typische Spiel- und Spaß-Opa bin ich vom Naturell her eher nicht.

Sondern?

Block: Gütig, großzügig, lieb und nett. (lacht) Für häufiges Spielen mit den Enkeln fehlen mir ganz einfach Zeit und Geduld. Dafür mache ich dann doch noch zu viel im Unternehmen, auch wenn ich mich aus dem operativen Geschäft und dem Aufsichtsrat zurückgezogen habe.

Sie selbst sollten als Kind eigentlich Priester werden, warum ist es dann doch anders gekommen?

Block: Meine Mutter wollte, dass ich Priester werde. Da es bei uns auf dem Land keine höhere Schule gab, bin ich in ein Internat, 40 Kilometer von zu Hause entfernt, gegangen. Und dieses Internat war quasi eine Erziehungsanstalt für Priester. Zunächst fand ich das toll, aber dann kamen die hübschen Mädchen um die Ecke – und die reizten mich dann doch mehr. (lacht) Zudem war ich in der Schule nicht gut genug, aber das ist eine andere Geschichte …

Sie sind ein sehr gläubiger Katholik. Wie unerschütterlich ist Ihr Glaube an Gott, wenn Sie das zum Teil schwere Leid vieler Menschen auf der Welt sehen?

Block: Mein christliches Weltbild ist folgendes: Der liebe Gott hat uns Menschen ganz bewusst mit Fehlern ausgestattet. Er will, dass wir diese Fehler überwinden und uns so den Himmel verdienen. Jeder hat eben auch etwas Schlechtes in sich, was er besiegen muss. Schafft er das nicht, kommt er auch nicht in den Himmel …

… sondern in die Hölle?

Block: So ist es. Jeder muss sich den Himmel verdienen.

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Sie glauben also an ein Leben nach dem Tod?

Block: Ja, auf jeden Fall.

Gehen Sie sonntags in die Kirche?

Block: Ja, immer – und zwar mit meiner Frau.

Folgen Sie der katholischen Führung bedingungslos?

Block: Nein, keineswegs. Es gibt auch falsche Entscheidungen der katholischen Führung hier auf Erden. So habe ich ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich es für einen Fehler halte, dass der Erzbischof die katholischen Schulen in Hamburg schließen lässt.

Und wie sehen Sie die Vorgaben aus dem Vatikan?

Block: Auch hier müsste es Reformen geben. Das Zölibat sollte schnellstens abgeschafft werden. Warum dürfen Priester nicht heiraten? Das verstehe ich nicht. Und Frauen sollten mehr Rechte bekommen. Hier geht die evangelische der katholischen Kirche mit gutem Beispiel voran.

Kommen wir zum Geschäft. Sparsamkeit ist eine Ihrer Eigenschaften, das hat ja selbst Ihre Frau zu spüren bekommen, als Sie ihr Hochzeitsgeschenk als überflüssig ablehnten. Stimmt es denn auch, dass Sie nie neue Autos, sondern wegen des Preises nur Vorführwagen kaufen?

Block: Als ich jünger war, habe ich auch schon mal einen Neuwagen gekauft. Aber es stimmt, dass ich nun seit Längerem Vorführwagen kaufe.

Warum?

Block: Weil ich kein Autonarr bin. Ich brauche nur ein zuverlässiges Auto, in dem ich hoch sitze. Mehr nicht. Und wenn ich durch den Kauf eines Vorführwagens nahezu die gleiche Qualität für einen deutlich geringeren Preis bekomme, warum soll ich dann mehr Geld dafür ausgeben? Das wäre für mich Verschwendung.

Wie aktiv sind Sie heute noch im Unternehmen?

Block: Ich sehe mich immer noch als Gestalter, der in dieser Funktion auch weiterhin gebraucht wird. Ich fahre drei-, viermal in der Woche in die Zentrale. Ich habe dort zwar kein eigenes Büro mehr, aber es gibt ja das Gründerzimmer. Und mit unserem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Stephan von Bülow, telefoniere ich ebenfalls regelmäßig, wir stimmen uns immer wieder ab. Gerade jetzt in den Corona-Zeiten ist es mir wichtig, mich mit ihm auszutauschen und in manchen Fragen auch nach außen das Wort zu ergreifen.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die Block Gruppe in 20 Jahren – mit ersten Restaurants in den USA? Mit Hotels in Australien? Oder wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Chancen?

Block: Ich denke, dass wir in Deutschland und Europa noch großes Wachstumspotenzial haben. Sowohl mit den Block-House-Restaurants, von denen wir mittlerweile europaweit mehr als 50 betreiben. Aber auch mit unseren Produkten für den Lebensmittelhandel, im Hotelbereich und bei neuen Immobilienprojekten sehe ich Chancen. Wir sollten uns aber nicht – wie andere – übernehmen, sondern mit Augenmaß wachsen. So sehe ich unsere Expansionsstrategie auch längerfristig auf Europa begrenzt. Polen halte ich hier zum Beispiel für einen spannenden Markt.

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    Warum findet man eigentlich kein Block House auf St. Pauli?

    Block: Das wäre sicherlich ein geschäftlich attraktiver Standort, aber aus meiner Sicht gehört Block House nicht auf die Reeperbahn. Auch zum Schutz meiner Mitarbeiterinnen habe ich früh entschieden, dass ich nicht möchte, dass unsere Angestellten nach Feierabend über die Reeperbahn mit all den Betrunkenen laufen müssen. Das will ich nicht verantworten – und das passt auch nicht zur Marke Block House.

    Wie oft gehen Sie eigentlich selbst noch in einem Ihrer vielen Block-House-Restaurants essen?

    Block: Etwa alle 14 Tage.

    Was ist dort Ihr Lieblingsgericht?

    Block: Mrs. Rumpsteak.

    Können Sie verstehen, wenn jemand Vegetarier ist?

    Block: Das kann ich sehr gut verstehen. Denn Vegetarier leben sehr gesund.

    Gut für Ihr Geschäft wäre es aber nicht, wenn die Zahl der Vegetarier immer weiter steigen würde.

    Block: So schnell geht das hoffentlich nicht (lacht).

    Oder gibt es bald vegetarische Burger in Ihren Restaurants?

    Block: Wir sind tatsächlich dabei, so etwas zu entwickeln.

    Wären Sie Ihren Erben eigentlich böse, wenn diese Ihr Imperium eines Tages verkaufen würden?

    Block: Das wäre schon sehr schade. Aber auch ich schätze den Wert des Geldes sehr. Also wenn der Verkaufserlös dann für eine andere, tolle Geschäftsidee verwendet würde, dann regiert eben das Geld.

    Aber eine Träne würde schon im Himmel über Ihr Gesicht laufen?

    Block: O ja, nicht nur eine. Zudem glaube ich daran, dass mein Block House auch in Zukunft lukrativ sein wird, es keinen Sinn macht, das Unternehmen zu verkaufen. Selbst als ich Ende der 1980er-Jahre die Fluggesellschaft Hamburg Airlines gegründet hatte, hat mir Block House finanzielle Stabilität gegeben.

    War Hamburg Airlines, die Ende 1997 den Betrieb einstellen musste, geschäftlich Ihr größter Flopp?

    Block: Ein Flopp? Hamburg Airlines war eine Heldentat.

    Das müssen Sie erklären.

    Block: Ich habe Hamburg mit Hamburg Airlines bereichert. Mein Ziel war es, der Stadt zu ihrer früheren Weltgeltung zu verhelfen mit einer Fluggesellschaft, die wieder wichtige europäische Ziele direkt anfliegt. Am Flughafen lag doch damals alles brach. Wenn man in eine andere europäische Stadt wollte, musste man fast immer über Frankfurt fliegen. Das habe ich mit Hamburg Airlines aufgebrochen und den Wettbewerb auf diesen Strecken gefördert. Ich war so etwas wie Hamburgs Flugpionier. Immerhin haben wir zwei Millionen Passagiere befördert und heil zur Erde zurückgebracht.

    Warum ist das Projekt gescheitert?

    Block: Wir waren zu billig, haben versucht mit den viel zu niedrigen Tarifen der Lufthansa mitzuhalten. Und wir sind – ehrlich und treu wie wir waren – jede angebotene Strecke auch nahezu täglich geflogen. Während die anderen schon damals einfach Flüge gestrichen haben, wenn diese nicht lukrativ genug waren. Hätten wir diese zwei Fehler nicht gemacht, wäre Hamburg Airlines noch heute am Himmel.

    Stimmt Sie das Aus für Hamburg Airlines heute noch traurig.

    Block: Ja, das tut es.

    Kommen wir zur aktuellen geschäftlichen Situation: Wie sehr hat Corona Ihr Unternehmen getroffen?

    Block: Der liebe Gott wollte nicht, dass unser Geschäft durch Corona stirbt. Deshalb hat und wird die Block Gruppe überleben. Aber wir haben schon schwere Umsatzeinbußen zu verzeichnen. 2019 hatten wir 410 Millionen Euro Umsatz, in diesem Jahr rechnen wir nur noch mit 340 Millionen Euro. Besonders hart wurde das Hotel Grand Elysée Hamburg getroffen, auch bei den Block-House-Restaurants haben wir wegen der vom Staat angewiesenen Schließung zeitweise starke Einbrüche gehabt. Dafür lief unser Geschäft mit Produkten für den Lebensmitteleinzelhandel weiterhin sehr gut. Mittlerweile liegen wir in den Block-House-Restaurants im Schnitt wieder bei 75 Prozent des Vorjahresumsatzes. Im Grand Elysée haben wir aktuell eine Belegung von nur 20 Prozent.

    Erwarten Sie, dass die Gästezahlen in Ihrem Hotel eines Tages wieder auf das frühere Niveau steigen werden? Schließlich dürften auch nach Corona immer mehr Unternehmen – mit Blick auf die Kosten und die Umwelt – nun Dienstreisen mit Übernachtungen durch Video- und Telefonchats ersetzen.

    Block: Das ist zu befürchten. Aber wir hätten es verdient, dass wieder genauso viele Gäste wie früher zu uns kommen. Denn wir sind mit Abstand das führende Hotel in Deutschland – bei den Zimmern, unseren Veranstaltungsräumen, aber auch mit unserer Gastronomie. Möglicherweise müssen wir nach Corona noch stärker auf unseren Restaurant- und Barbetrieb im Grand Elysée setzen, um mehr Hamburger anzusprechen.

    Sie haben die Stadt Hamburg wegen des Corona-Lockdowns verklagt. Warum?

    Block: Weil ich davon überzeugt bin, dass die Schließung der Gastronomie und weiten Teilen des Einzelhandels überzogen war. Dadurch wurde uns ein wirtschaftlicher Schaden zugefügt, der nicht notwendig gewesen wäre. Wir wurden von der Politik lahmgelegt – ohne Grund.

    Ohne Grund? Überfüllte Intensivstationen und Leichenwagen-Kolonnen in Italien, Tausende Tote in Spanien. Hätten die Bundesregierung und die Stadt Hamburg mit Blick auf diese Entwicklung, die auch hierzulande drohte, nichts tun sollen?

    Block: Aus meiner Sicht hat die deutsche Regierung nicht agiert, sondern reagiert. Als die Leichenwagen durch Bergamo fuhren, wurde dieser völlig übertriebene Lockdown beschlossen. Als Christ verstehe ich die Trauer der Menschen in Italien. Aber was den Lockdown hier betrifft, frage ich: Warum hat man sich nicht auf die Risikogruppen konzen­triert, wie ältere und vorerkrankte Menschen, hat sie isoliert? Stattdessen wurde quasi die gesamte Wirtschaft, das gesamte Land lahmgelegt – und das nehme ich nicht einfach so hin. Dagegen gehe ich rechtlich vor, die einzige Möglichkeit.

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    Was fordern Sie nun mit Blick auf die Schutzmaßnahmen von der Politik? Sollen ab sofort wieder alle Großveranstaltungen zugelassen, die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes abgeschafft werden?

    Block: Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie sehr bald einen Zeitplan für den Ausstieg aus diesen übertriebenen Schutzmaßnahmen vorlegt. Und dass sie aufhört, weiter Panik zu machen, indem sie ständig vor einer zweiten Corona-Welle warnt. Diese Angst lähmt unser Land. Und sie müssen wir schnell überwinden.