Hamburg. Zwar geht die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Juli leicht zurück – im Vergleich zum Vorjahr jedoch ein drastischer Anstieg.

89.807 Arbeitslose gab es in Hamburg im August 2020: "Dies ist im Vergleich zum Vormonat ein leichter Rückgang um 1.333 oder 1,5 Prozent, der in der Jahresbetrachtung allerdings schnell an Bedeutung verliert. Denn wir befinden uns Corona-bedingt mit einem Zuwachs von 23.134 oder 34,7 Prozent deutlich über dem Augustwert von 2019", erklärt Sönke Fock, Chef der Agentur für Arbeit Hamburg.

Die Arbeitlosenquote in der Hansestadt lag im August bei 8,4 Prozent, das ist ein Anstieg um 2,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Von Arbeitslosigkeit betroffen sind besonders junge Menschen, erklärt Fock: "Dies zeigt sich in einem Anstieg um 2369 (+42,2%) auf nunmehr fast 8000 (7989). Jüngere Arbeitnehmer sind aufgrund betrieblicher Sozialauswahlkriterien überproportional entlassen worden."

Besonders häufig wird jungen Hamburgern gekündigt

Seit April verloren 3856 Arbeitnehmer im Alterssegment bis 25 Jahre ihren Job, das sind 25 Prozent mehr (+777) als im Vorjahreszeitraum, ergab eine Sonderauswertung der Agentur für Arbeit. Ein Lichtblick: Weniger jungen Menschen wurde direkt nach Abschluss ihrer Ausbildung gekündigt: "Unternehmen halten also ihre frisch ausgebildeten Fachkräfte im Betrieb, auch aus demografischen Gründen, denn innerhalb der nächsten 10 Jahre gehen über 170.000 langjährig beschäftigte Fach- und Führungskräfte in den Ruhestand", ordnet Fock die Zahlen ein.

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Insgesamt haben seit April 38.680 Menschen in Hamburg ihren Job verloren – rund 6200 mehr als im Vorjahreszeitraum, zudem wurden gleichzeitig weniger Menschen neu eingestellt: Bekamen zwischen April und August 2019 noch 28.180 bislang arbeitslos gemeldet eine neue Stelle, waren es in diesem Jahr fast 6500 weniger (21.810). Nur im August wurde mit 5911 Neueinstellungen nahezu der Vorjahreswert erreicht (5992).

Wieder weniger als eine Million Beschäftigte in Hamburg

Eine symbolische Marke wurde bei den insgesamt sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unterschritten: Mit 998.400 sank die Zahl wieder unter die Millionen-Marke. Besonders groß war der Rückgang der Angestellten im Gastgewerbe (-3200 oder 7,8 Prozent) und bei der Arbeitnehmerüberlassung (-2800, 10,7 %).

Angestiegen ist die Zahl der Festangestellten im Bereich der öffentlichen Verwaltung (+1900 oder 4,2 Prozent), Information/Kommunikation (+1700, 2,7%) und Gesundheitswesen (+1600, 2,4 %). Die Zahl der offenen Stellen liegt mit 9000 mehr als 40 Prozent unter dem Vorjahreswert, als 15.977 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen frei waren.

25.000 Betriebe haben Kurzarbeit angemeldet

Fast 25.000 Betriebe haben seit Beginn der Corona-Pandemie im März Kurzarbeit für insgesamt 375.000 Mitarbeiter angemeldet. Laut Agentur für Arbeit zeichnete anhand von hochgerechneten Werten schon im späten Frühjahr ein leicht rückläufiger Trend ab: Demnach haben im Mai 16.302 Betriebe Kurzarbeitergeld für knapp 172.000 Beschäftigte bezogen. Im April waren es noch 17.374 Betriebe mit insgesamt 190.393 Beschäftigten.

Wie das Statistikamt Nord am Dienstag mitteilt, ist die Zahl der Insolvenzanträge im ersten Halbjahr 2020 deutlich gesunken, um 18 Prozentpunkte auf 322 Anträge. Allerdings dürfte die tatsächliche Zahl insolventer Unternehmen höher liegen, denn "die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen ist seit dem 1. März 2020 ausge­setzt, wenn die Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit auf den Folgen der Covid‑19-Pandemie beruht", so das Amt in seiner Mitteilung.