Berlin/Frankfurt. Die erste Staats-Milliarde ist bei der angeschlagenen Lufthansa eingetroffen. Auch der Konkurrent Air Baltic darf gerettet werden.
Eine Woche nach der finalen Zustimmung zum Rettungspaket für die angeschlagene Lufthansa ist das erste Geld geflossen. Der Konzern habe eine erste Tranche von rund einer Milliarde Euro aus dem Kreditrahmen der staatlichen KfW-Bank abgerufen, sagte ein Sprecher am Samstag.
Vor einer Woche hatten die Aktionäre der Lufthansa den Rettungsplan abgesegnet. Vorausgegangen war ein Tauziehen mit der Bundesregierung, der EU-Kommission und dem neuen Großinvestor Heinz Hermann Thiele über das staatliche Rettungspaket, das Hilfen über neun Milliarden Euro vorsieht. Lufthansa muss die Summe in den nächsten Jahren vollständig mit steigendem Zinssatz zurückzahlen.
Staat erhält am Montag sein Lufthansa-Aktienpaket
Den Zeitpunkt zum Abruf der zwei weiteren Milliarden aus dem KfW-Kredit stehe noch nicht fest und könne von der Lufthansa bestimmt werden, hieß es. Nach früheren Aussagen wolle Europas größte Fluggesellschaft diese Summe nur im Notfall in Anspruch nehmen, da die Auslandstöchter Austrian Airlines und Swiss von Österreich und der Schweiz ebenfalls mit Kreditgarantien über fast zwei Milliarden Euro gestützt werden.
Auch die besonders umstrittene Staatsbeteiligung von 20 Prozent ist auf dem Weg. Die neuen Aktien seien am Freitag ausgegeben worden und sollen am Montag beim Bund eingebucht werden, sagte der Konzernsprecher. Vor allem dieser Teil der Staatshilfe hatte bei Alt-Aktionären Kritik hervorgerufen. Ihre Anteile verlieren dadurch an Wert. Neben Kredit und Aktienanteil ist zudem eine stille Beteiligung geplant, für die steigende Zinsen anfallen – bis ins Jahr 2027 auf 9,5 Prozent.
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Lufthansa-Chef Spohr: Brauchen wohl alle neun Milliarden Euro Staatshilfe
Zuvor hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einem Interview der „Neuen Zürcher Zeitung“ betont, dass man voraussichtlich das gesamte Volumen der Staatshilfen von neun Milliarden Euro benötige – auch um in neue, umweltfreundlichere Flugzeuge zu investieren.
„Weil wir weniger wachsen werden, haben wir die Zahl der Flugzeuge zwar halbiert, die wir die nächsten Jahre abnehmen wollen. Aber die Modernisierung wird fortgeführt“, sagte Spohr. Dem Sprecher zufolge sollen in den kommenden drei Jahren rund 80 neue Jets eingeflottet werden, während weitere rund 80 Bestellungen nach hinten verschoben worden seien.
EU-Kommission: Lufthansa muss Landerechte abgeben
Auch der Rivale Easyjet hat Auslieferungen aufgeschoben und einen Stellenabbau verkündet. Der Ferienflieger TUIfly will gleich die Hälfte der Flotte abbauen. Die gesamte Branche leidet unter dem in der Corona-Krise zwischenzeitlich fast vollständig zum Erliegen gekommenen Flugverkehr.
Vor der Freigabe der Staatshilfe für die Lufthansa hatten die Wettbewerbshüter der EU-Kommission Bedenken angemeldet. Die Airline musste sich wegen ihrer marktbeherrschenden Stellung bereit erklären, Konkurrenten bis zu 24 Start- und Landerechte an ihren Drehkreuzen München und Frankfurt zur Verfügung zu stellen.
EU stimmt Staatshilfen für angeschlagene Air Baltic zu
Unproblematisch bewertet die EU-Kommission dagegen die Staatshilfen für die angeschlagene lettische Fluggesellschaft Air Baltic. Diese wurden jetzt genehmigt. Die Regierung in Riga unterstützt die mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Fluggesellschaft mit bis zu 250 Millionen Euro. Die Rekapitalisierungsmaßnahme werde Air Baltic dabei helfen, die von der Corona-Pandemie ausgelöste Krise zu überstehen, teilten die Wettbewerbshüter mit.
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Die Airline, die von dem deutschen Luftfahrt-Manager Martin Gauss geführt wird, hatte sich in den vergangenen Jahren als führende Airline des Baltikums positioniert. Sie gilt als Symbol für die wirtschaftlich aufstrebende Region. Die Flotte wurde in den vergangenen Jahre nahezu vollständig auf das Airbus-Modell A220 umgestellt. Der neue Flugzeugtyp gilt als einer der effizientesten und umweltfreundlichsten, die derzeit gebaut werden.
Nach früheren Angaben soll die Investition aus der Staatskasse in drei Schritten erfolgen. Der Anteil Lettlands steigt damit von 80,05 Prozent auf bis zu 91 Prozent. Der neue Geschäftsplan sieht eine erhebliche Kostensenkung sowie eine Reduzierung der Flotte und der Anzahl an Beschäftigten vorsieht. (aky/dpa)