Berlin. Wegen der Corona-Krise kündigt TUIfly harte Sparmaßnahmen an. Die Flugzeug-Flotte soll um die Hälfte schrumpfen. Das kostet viele Jobs.
Harter Sparkurs bei TUIfly: Wegen der wirtschaftlich extrem angespannten Lage will der Reisekonzern TUI die Flotte des deutschen Ferienfliegers – 39 Maschinen vom Typ Boeing 737 – halbieren. Zudem sollen mehrere deutsche Standorte wie Köln, Bremen und Münster-Osnabrück komplett schließen. Das kündigte ein TUIfly-Sprecher am Freitag an.
Die Mitarbeiter seien vom Management informiert worden. Dass mit dem Schritt auch Jobs wegfallen, ist sicher. Wie viele Mitarbeiter vom Stellenabbau betroffen sein werden, ist derzeit aber noch unklar und müsse nun in Gesprächen zwischen Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern ausgehandelt werden.
Sparkurs bei TUIfly: 700 Mitarbeiter könnten vom Stellenabbau betroffen sein
Bei TUIfly gibt es rund 2000 Vollzeitstellen, davon 1400 Piloten und Flugbegleiter. Dem Nachrichtensender ntv zufolge stehen die Jobs von 700 Mitarbeitern auf der Kippe, davon 230 Vollzeitstellen. Der Konzern wollte diese Zahlen nicht bestätigen.
„Harte Schritte“ erwarten Gewerkschafter dennoch. Die im Aufsichtsrat vertretene Gewerkschaft Verdi betonte aber, es seien noch keine konkreten Entscheidungen gefallen.
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TUIfly halbiert Flotte: Was Kunden jetzt wissen müssen
Für TUIfly-Kunden soll sich zunächst nichts ändern: Der aktuelle Sommerflugplan von TUIfly für die in diesem Jahr verspätet gestartete Saison habe Bestand. Das Unternehmen hatte aber auch bereits den Plan für 2021 vorzeitig freigeschaltet. Lesen Sie hier: Reise oder Flug stornieren – Das sollten Urlauber wissen
Es gehe darum, die verkleinerte Flotte über das ganze Jahr hinweg auslasten zu können und nicht im reiseschwachen Winter zu viele Flugzeuge zu haben. In dieser Zeit vermietet TUIfly etliche Jets auch an andere Anbieter. „Die Frage ist: Was für eine Flugzeugstruktur brauchen wir? Diese Diskussion müssen wir jetzt starten.“
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Arbeitnehmervertreter sehen die Kürzungspläne sehr kritisch – auch angesichts der Tatsache, dass TUI gleichzeitig mit Darlehen der staatlichen Förderbank KfW zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit unterstützt wird. „Wenn nun ein mit Steuergeldern finanzierter Arbeitsplatzabbau kommen sollte, wäre das schon ein starkes Stück“, sagte ein Gewerkschafter der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist noch völlig unklar, wie das funktionieren soll.“
Konzernchef Fritz Joussen hatte den Kredit über 1,8 Milliarden Euro mit einer Laufzeit bis Mitte 2022 als entscheidende Hilfe für das Unternehmen bezeichnet. Der Abfluss an Liquidität war wegen des fast komplett ruhenden Geschäfts im Frühjahr zuletzt beträchtlich gewesen – einem Bericht des Online-Wirtschaftsmagazins „Business Insider“ zufolge soll TUI nun weitere Hilfsanträge erwägen. Im Konzern sollen laut den bisherigen Plänen schon 8000 Stellen vor allem im Ausland wegfallen.
TUIfly in der Corona-Krise: Geschäft komplett weggebrochen
Das Geschäft von TUIfly ist wie bei anderen Fluggesellschaften durch die Corona-Krise praktisch weggebrochen. Bis zu sieben der TUIfly-Maschinen waren bisher für die Lufthansa-Tochter Eurowings im Einsatz. Diese Verträge laufen aber aus, und auch Eurowings selbst verkleinert die Flotte. Lesen Sie hier das Interview mit Oliver Lackmann, dem TUIfly-Chef: „Der Totalausfall macht allen zu schaffen“
TUIfly wolle sich nun „verstärkt auf das reine TUI-Geschäft konzentrieren“, wie es hieß. Die Airline ist vor allem als Zubringer für Gäste der eigenen Konzernangebote wie Pauschalreisen oder Kreuzfahrten im Einsatz, die Abhängigkeit von externen Veranstaltern soll weiter verringert werden. TUI hat darüber hinaus mit dem Flugzeugbauer Boeing ausgehandelt, dass der Konzern bestellte neue Maschinen vom Typ 737 Max erst später abnehmen muss.
Am 17. Juni will TUIfly den Ferienflugbetrieb wieder aufnehmen. Der ursprünglich geplante Start eines eigenen Langstreckenangebots liegt nun aber auf Eis. Eigentlich wollte TUIfly Urlauber von November an mit zwei Jets vom Typ Boeing 787 „Dreamliner“ nach Mexiko und in die Dominikanische Republik bringen. Dies sei angesichts der Corona-Krise aber derzeit nicht sinnvoll, hieß es aus dem Unternehmen. (jkali/dpa)
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