Hamburg. In Ottensen, Hoheluft und Eimsbüttel öffneten am Montag wieder die ersten Läden. In einigen mussten Kunden mit Wartezeiten rechnen.
Um 9:55 Uhr fährt am Montagmorgen an der Bahrenfelder Straße in Ottensen das Rolltor hoch, ein Mitarbeiter stellt die Tafel mit der handgeschriebene Kreide-Überschrift „Herzlich willkommen“ vor den Eingang. Für Sönke Christiansen, Inhaber der ältesten Buchhandlung Hamburgs in Familienbesitz, bedeutet dies zumindest den ersten Schritt in Richtung Normalität.
In den vergangenen Wochen hatte Christiansen nur Bestellungen aufnehmen dürfen. Diese wurden dann entweder abgeholt oder ausgeliefert. „Dank der Treue unserer Stammkundschaft sind wir einigermaßen durch diese schwierige Zeit gekommen“, sagt er. Zwar gebe es ein dickes Minus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in der Kasse, aber er habe weder staatliche Hilfen noch Kurzarbeit beantragen müssen.
Wie weit der Weg zur Rückkehr in den Alltag vor Corona noch sein wird, zeigen indes die Hinweise auf dem Willkommensschild wie die Bitte, Atemmasken zu tragen sowie aus Rücksicht vor wartenden Kunden nicht allzu lange in der Buchhandlung zu stöbern. Maximal fünf Kunden dürfen sich derzeit im Laden gleichzeitig aufhalten.
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Hygienevorschriften: Einkaufskörbe werden desinfiziert
Auch das Kinderbekleidungsgeschäft Elbprinz & Alstergöre in Ottensen hat wieder geöffnet. Inhaberin Kerstin Horbach hat Bedienungszonen auf dem Boden abgeklebt. Während der Schließung hatte sie über Videochat beraten: „So konnte ich mir die Füße der Kinder ansehen, so den passenden Schuh empfehlen.“ Mit hoher Trefferquote, nur wenige Schuhe wurden zurückgeschickt.
Der Idee-Kreativmarkt im Untergeschoss des Mercado setzt bei der Zählung auf Einkaufskörbe. Exakt 25 Körbe, ebenfalls nach jedem Einkauf von einer Mitarbeiterin sorgsam desinfiziert, stapeln sich am Eingang. Denn mehr als 25 Kunden dürfen in dieser Filiale nicht gleichzeitig bedient werden. Noch haben nicht alle Geschäfte im Mercado wieder geöffnet. Einige überschreiten die zulässige Grenze von 800 Quadratmetern, andere warteten noch auf exakte Vorgaben.
Ein Stück weiter hat Christian Adler sein Herrenmodegeschäft um 12 Uhr geöffnet. Auch er freut sich sofort über die ersten Kunden. Die Zwangspause hatte er genutzt, um sich um die Produktion seiner eigenen Modelinie in seinem neuen Atelier zu kümmern. Andere Einzelhandelsgeschäfte in Ottensen öffnen erst in den kommenden Tagen. Ein Textilgeschäft zeigt den passenden Slogan schon im Schaufenster: „Du bist mit Abstand die Schönste im Laden.“
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Kinderschuhe, Brille und Kurzwaren sind besonders gefragt
Ortswechsel: Die längste Schlange ist an diesem Montagmorgen vor dem Kinderschuhladen „passt!“ an der Bismarckstraße in Hoheluft-West zu beobachten. Ebenso wichtig wie gut passende Kinderschuhe sind sonst offenbar nur noch Brillen und Kurzwaren.
Denn wartende Kunden sind in Hoheluft und Eimsbüttel sonst nur noch vor der Fielmann-Filiale an der Osterstraße und einem Handarbeitsgeschäft am Eppendorfer Weg zu sehen. „Wir haben am Tag, bevor die Geschäfte schließen mussten, neue Gläser für Jaspers Brille bestellt“, sagt Peter Henck, der mit seinem fünfjährigen Sohn seit etwa zehn Minuten mit zwei weiteren Kunden vor dem Optikergeschäft wartet.
Irmgard Herrmanns, die mit einer weiteren Kundin vor einem Stoffgeschäft ansteht, braucht Elastikband für neue Gesichtsmasken. „Für diese hier habe ich eine Elastikbinde zerschnitten“, sagt sie, und deutet auf den offensichtlich aus einem Geschirrtuch gefertigten Mundschutz. „Ich bin ein wenig in Sorge, dass sich durch die Lockerungen wieder mehr Menschen anstecken“, sagt sie. Um sich und andere zu schützen, gehe sie nicht mehr ohne Maske aus dem Haus.