Berlin. Deutschland darf dem Ferienflieger einen Teil der coronabedingten Einbußen ersetzen. Auch Lufthansa benötigt wohl Staatshilfe.
Nach dem Scheitern der Übernahme von Condor durch die polnische Airline Lot bekommt der Ferienflieger neue Staatshilfen. Die EU-Kommission erteilte am Montag die Genehmigung für ein Kreditprogramm der Bundesregierung und des Landes Hessen in Höhe von insgesamt 550 Millionen Euro.
Somit könne Deutschland Condor einen Teil der coronabedingten Einbußen ersetzen, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. „Wir bemühen uns in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten um Lösungen, wie Unternehmen in diesen schwierigen Zeiten im Einklang mit den EU-Beihilfevorschriften unterstützt werden können.“
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) begründete die weitere Unterstützung mit guten Aussichten für die Airline: „Das Unternehmen war in normalen Zeiten operativ gesund und profitabel und hat eine gute Zukunftsperspektive.“ Vertreter des Landes Hessen bekundeten ihr starkes Interesse, dass Condor als großer Arbeitgeber am Frankfurter Flughafen die Krise überlebt.
Condor sei zwei Mal innerhalb knapp eines halben Jahres unverschuldet in Not geraten, sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup am Montag. „Wir sind der Bundesregierung und der Hessischen Landesregierung sehr dankbar für ihre Unterstützung.“
Condor-Übernahme scheitert wegen der Corona-Krise
Am Ostermontag hatte die Lot-Muttergesellschaft PGL die eigentlich fest vereinbarte Übernahme ohne Angabe von Gründen abgesagt. In der Corona-Krise steckt Lot wie die ganze Airline-Branche in tiefen wirtschaftlichen Problemen und braucht wohl selbst Staatshilfe.
Condor war als frühere Tochter des Reisekonzerns Thomas Cook im vergangenen Herbst in den Strudel der Pleite der britischen Mutter geraten und befindet sich seither in einem Schutzschirmverfahren.
Condor: Rückzahlung des Hilfskredits fällig – Flotte am Boden
Condor hatte zur Unterstützung im Herbst 2019 einen vom Bund und Land Hessen verbürgten Überbrückungskredit über 380 Millionen Euro bekommen. Dieser KfW-Kredit wird laut Condor durch die neue Linie vollständig abgelöst. Dem Unternehmen zufolge war dafür mit 256 Millionen Euro der kleinere Teil des neuen Kredits aufzuwenden.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte sich für weitere Staatshilfen ausgesprochen. Condor stehe auf grundsoliden Füßen, sagte Sprecher Janis Schmitt. Es dürfe nicht sein, dass die 4900 Mitarbeiter in der Corona-Krise fallen gelassen würden.
Condor stehe transparent und gut saniert da, betonte Nicoley Baublies, Sprecher der Flugbegleitergewerkschaft Ufo. Er befürwortete Staatsbeteiligungen an Condor und Lufthansa. Damit könne nach der Krise ein Unterbietungswettbewerb vermieden werden.
Der Großteil der Condor-Flotte aus über 50 Maschinen bleibt in der Corona-Krise am Boden. Ein kleiner Teil der Flieger bringt noch im Ausland gestrandete Urlauber zurück nach Deutschland oder transportiert Fracht. Der Weltluftfahrtverband IATA erwartet in der Corona-Krise inzwischen einen Rückgang der Passagierzahlen um 55 Prozent gegenüber dem Jahr 2019. Das entspricht Einnahmeverlusten von 287 Milliarden Euro.
Verhandlungen laufen derzeit auch über Staatshilfen für die Lufthansa. Wie die dpa erfahren hatte, geht es um ein milliardenschweres Rettungspaket. Die Lufthansa ist wegen der massiven Flugabsagen in Schwierigkeiten geraten. Der Konzern hatte am Donnerstag erklärt, dass man sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der Corona-Krise retten könne.
(mit dpa)
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