Frankfurt/Main. Die Fluggesellschaft Condor hatte sich nur mit einem Überbrückungskredit noch in der Luft gehalten, nun wurde ein Käufer gefunden.

Der Bieterkampf ist entschieden. Condor ist gerettet. Der deutsche Ferienflieger wird von der polnischen Fluggesellschaft Lot übernommen. Die Marke Condor soll erhalten bleiben und auch künftig als Urlaubsflieger unterwegs sein. Alle Flüge sollen wie gebucht stattfinden. Die Unsicherheiten über die Zukunft von Condor seien damit „ad acta gelegt“, sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup bei der Verkündung des Deals am Freitag.

Nach dem Stellenabbau infolge der Insolvenz des ehemaligen Mutterkonzerns Thomas Cook sollen keine weiteren der verbliebenen 5000 Jobs bei Condor wegfallen: „Ich brauche alle diese Mitarbeiter, um das Geschäft und die Zukunft von Condor zu entwickeln“, sagte Lot-Chef Rafal Milczarski.

Lot kauft Condor: Über den Preis ist nichts bekannt

Condor werde weiterhin von dem jetzigen Management geführt. Die Gewerkschaften Verdi und Ufo reagierten erleichtert: Nach der „extremen Unsicherheit“ für die Mitarbeiter der Airline in den vergangenen Monaten, sei es eine „sehr gute Nachricht, dass nun ein Käufer gefunden ist“. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Außerdem will Condor den umstrittenen Staatskredit von 380 Millionen Euro, den die Fluglinie zur Absicherung des Winterflugplans von der staatlichen Förderbank KfW erhalten hat, „vollständig zurückzahlen“ – und zwar wie verabredet pünktlich zum 15. April, sagte Condor-Chef Teckentrup.

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    Condor-Übernahme muss noch genehmigt werden

    Eine zweistellige Zahl an Firmen hat sich in den vergangenen vier Monaten um den profitablen deutschen Ferienflieger bemüht. Zuletzt waren noch drei Bieter im Rennen – darunter die beiden Finanzinvestoren Greybull und Apollo. Beim Gläubigerausschuss konnte sich am Ende Lot durchsetzen. Die Transaktion soll bis April 2020 abgeschlossen sein und muss noch vom Kartellamt genehmigt werden.

    Durch den Zusammenschluss von Lot und Condor entsteht ein europäischer Luftfahrtkonzern mit mehr als 20 Millionen Passagieren pro Jahr. Condor könnte künftig neue Urlauber aus Polen und Ungarn gewinnen, aber auch neue Destinationen in Österreich und der Schweiz erschließen, kündigten die beiden Unternehmenschefs an. Bislang ist die polnische Airline Lot als Staatskonzern mit 80 Flugzeugen im Linienverkehr unterwegs. Die Fluggesellschaft gehört zum Luftfahrtbündnis Star Alliance, dem auch die Deutsche Lufthansa angeschlossen ist.

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      Zu ihren Kurz- und Mittelstreckendestinationen zählen insbesondere Ziele in Polen, Osteuropa, Russland und im Mittelmeerraum wie Tel Aviv oder Beirut. Auf der Langstrecke geht es unter anderem nach New York, Washington, Tokio, Delhi und Singapur. Ihre Drehkreuze liegen in Warschau und Budapest. Dabei hat Lot auf der Langstrecke zahlreiche moderne Boeing-Jets vom Typ 787 Dreamliner im Einsatz.

      Auch bei Condor, die bislang mit vergleichsweise betagteren Langstreckenflugzeugen unterwegs ist, will Lot die Flugzeugflotte so schnell wie möglich erneuern und ausbauen. „Die Langstreckenflugzeuge müssen in den nächsten zwei bis drei Jahren ersetzt werden“, kündigte der Lot-Chef an.

      Airline soll auch neue Langstreckenjets erhalten

      Geplant ist der Kauf von 20 neuen Langstreckenjets für Condor. Bislang betreibt der Ferienflieger 60 Flugzeuge – neben seinen Mittelstreckenjets von Airbus 16 Langstreckenjets vom Typ Boeing 767, die deutlich mehr Treibstoff verbrauchen als modernere Modelle. Aktuell steuert Condor rund 90 Ziele weltweit an.

      Der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg bewertet die Übernahme positiv: „Die Kunden in Deutschland und Polen werden davon profitieren.“ Condor habe mit seinen Langstreckenflügen ein erfolgreiches Profil entwickelt und einen großen Markenwert als Ferienflieger. „Für den Markt ist es absolut sinnvoll, Condor mit seinem Streckenportfolio zu erhalten. Die polnische Fluggesellschaft ist ein seriöser Anbieter auf Wachstumskurs und kann mit Condor ihren Ferienflugverkehr weiter verstärken“, sagte Schellenberg unserer Redaktion.

      Die Konkurrenz am Himmel wird mit diesem neuen Player wieder etwas größer. Schon jetzt bauen auch Fluggesellschaften wie Lufthansa mit ihrer Billigtochter Eurowings oder TUI ihr Ferienfluggeschäft weiter aus. Dennoch erwartet Schellenberg keinen verschärften Preiskampf. „Lufthansa und Lot als Mitglieder in der Star Alliance sollten sich den Markt durch Billigtickets nicht schwerer machen, als er ohnehin schon ist.“

      Zum Thema: Thomas Cook: Was passiert nach der Pleite mit Kundendaten