Hamburg. Beiersdorf befürchtet einen negativen Einfluss durch das Coronavirus. Bis Sommer kommt eine Hautanalyse-App.
„Guten Mittag“. Viele Worte verlor Beiersdorf-Vorstandschef Stefan De Loecker nicht, als er die Journalisten bei der traditionellen Bilanz-Pressekonferenz begrüßt. Nicht wie üblich in der Firmenzentrale in Eimsbüttel sondern am Telefon. Angesichts der zunehmenden globalen Verbreitung des Coronavirus’ und um mögliche Gesundheitsrisiken auszuschließen, hatte Beiersdorf die Programmänderung einen Tag zuvor bekanntgeben. Für den internationalen DAX-Konzern mit Marken wie Nivea, Eucerin und Tesa eine der weniger schwierigen Entscheidungen rund um die COVID-19-Epidemie.
Im Januar und Februar habe das Geschäft mit Kosmetikprodukten deutlich unter Plan gelegen, sagte De Loecker. Vor allem habe das Coronavirus Einfluss auf die Umsätze in China gehabt, wo Beiersdorf Nivea-Produkte und die Haarstyling-Marke Maestro vertreibt. Auswirkungen auf andere Märkte gibt es ihm zufolge derzeit nicht, „das wird aber noch kommen“. In China produzieren aktuell nur zwei der drei Beiersdorf-Werke. Der Standort in Wuhan, wo der Virus ausgebrochen war, steht weiter still. „Wie es weitergeht, kann derzeit niemand voraussagen“, sagte De Loecker. Er dämpfte auch deshalb die Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr. Der Topmanager rechnet mit verschärften Wettbewerb in einigen Märkten und „verstärktem Gegenwind“ – trotz guter Ergebnisse 2019.
Luxuspflege sorgt für Umsatzplus
Beiersdorf hatte den Umsatz um 5,8 Prozent auf 7,65 Milliarden Euro gesteigert. Bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe lag das Plus bei 4,1 Prozent – und damit im Rahmen der Prognose von 3 bis 5 Prozent Wachstum. Der Consumerbereich mit den Hautpflegemarken verzeichnete deutliche Erlössteigerungen, unter anderem legte die Luxuspflegemarke La Prairie um 20 Prozent zu. Das Klebstoffgeschäft Tesa schwächelte dagegen weiter und verzeichnete wegen des schwierigen Marktumfeldes nur ein leichtes Wachstum von bereinigt 0,8 Prozent. Der Jahresüberschuss sank – auch wegen millionenschwerer Zukäufe wie die US-Sonnenmilchmarke Coppertone – von 745 Millionen auf 736 Millionen Euro. Aktionäre sollen eine – seit Jahren unveränderte – Dividende von 70 Cent je Aktie erhalten.
„Wir haben geliefert, was wir vor einem Jahr versprochen haben“, so der gebürtige Belgier, der seit zwölf Monaten im Chefsessel des Unternehmens mit weltweit 20.000 Beschäftigten sitzt und mit seiner Strategie C.A.R.E.+ die Expansion in weitere internationale Märkte und Geschäftsfelder und die Digitalisierung vorantreiben will. Unter anderem seien durch Investitionen in digitales Marketing die E-Commerce-Umsätze in Russland und China um 23 Prozent gesteigert worden. In beiden Märkten sei es gelungen, die medizinische Hautpflege Eucerin erfolgreich einzuführen.
Beiersdorf plant weitere Zukäufe
Parallel arbeitet der 52-Jährige am Nachhaltigkeitsimage des Unternehmens. Unter anderem will Beiersdorf Recyclingquoten erhöhen, Plastik einsparen und bis Ende des Jahres ausschließlich „nachhaltiges Palmöl“ einsetzen. Bis Ende 2021 sollen Nivea-Produkte kein Mikroplastik mehr enthalten, bis 2023 soll das auch für Eucerin gelten.
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Mit Nivea Natural Balance hat das Unternehmen eine Pflegeserie mit 95 Prozent natürlichen Inhaltsstoffen auf den Markt gebracht und testet eine Naturkosmetik-Variante der Marke Florena. Zudem hat Beiersdorf das kleine Hamburger Label Stop the Water while using me übernommen, das nachfüllbare Naturkosmetik für Hotels herstellt. Weitere Zukäufe schloss De Loecker nicht aus. Für das zweite Quartal kündigte der Konzernchef eine kostenfreie App an, die mit künstlicher Intelligenz eine personalisierte Hautdiagnose erstellen soll.