Hamburg. Schutzhülle aus natürlichem Material soll Lebensmittelverschwendung reduzieren. Kooperation mit US-Firma Apeel.

Bei Edeka bekommen Avocados eine unsichtbare zweite Haut, um sie länger haltbar zu machen. Deutschlands größter Lebensmittelhändler startet damit eine exklusive Kooperation mit der US-Biotechnologie-Firma Apeel Sciences. Die Schutzhülle, die aus pflanzlichen Materialien gewonnen wird, soll den Wasserverlust und das Eindringen von Sauerstoff verhindern, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens mit Sitz in Hamburg.

Die meisten Abfälle in privaten Haushalten

Damit wolle Edeka sein Engagement gegen Lebensmittelverschwendung ausbauen. Von dem heutigen Montag an sind die Avocados mit dem sogenannten Frischesafe in ausgewählten Edeka-Märkten in Teilen von Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen sowie in Netto-Filialen unter anderem in Niedersachsen erhältlich. Erkennbar sind sie an einem speziellen Etikett. „Wir wollen die Kooperation mit Apeel ausweiten und ab nächstem Jahr auch Zitrusfrüchte wie Orangen und Klementinen mit der Schutzhaut anbieten“, sagte ein Edeka-Sprecher auf Abendblatt-Anfrage. Preiserhöhungen sind nach seinen Angaben nicht geplant.

In Deutschland landen jährlich 12,7 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Der Großteil der Abfälle entsteht mit 55 Prozent (sieben Millionen Tonnen) in privaten Haushalten. Statistisch wirft jeder Deutsche im Schnitt etwa 85 Kilogramm Lebensmittel weg – darunter oft faules Obst und Gemüse. Die US-Firma Apeel, die 2012 mit Unterstützung der Bill & Melinda Gates-Stiftung gegründet wurde, hat eine Technologie entwickelt, um den Verlust von Lebensmitteln zu reduzieren. Dabei werden Obst und Gemüse mit einer Hülle überzogen, die ausschließlich aus pflanzlichen Materialien gewonnen wird, die in Schalen, Kernen und Fruchtfleisch enthalten sind (zum Beispiel in Traubenschalen oder Traubenkernen).

Schutzschicht lässt Avocado weiter atmen und reifen

Als Schutzschicht schafft die zweite Haut ein Mikroklima, das Obst und Gemüse weiter atmen und reifen lässt – aber den Prozess verlangsamt. Von der Technologie sollen auch die Erzeuger profitieren, weil näher am optimalen Reifezeitpunkt geerntet werden kann. Bisherige Methoden des Haltbarkeitsmachend, wie Kühlung oder der Überzug mit Plastikfolie und Wachs, könnten damit überflüssig werden, heißt es. Die Schicht ist geruchs- und geschmacksneutral und kann den Angaben zufolge unbedenklich verzehrt werden. „Apeel ist eine natürliche Antwort auf die Frage, wie frisches Obst und Gemüse länger haltbar bleibt und obendrein Plastikverpackungen eingespart werden können“, so Edeka-Chef Markus Mosa.

In den USA ist das Verfahren inzwischen für zahlreiche Obst- und Gemüsesorten zugelassen, darunter auch solche, bei denen die Schale mitgegessen wird. Die Produkte werden bei zwei großen Handelsketten verkauft. In der Europäischen Union gibt es bislang Zulassungen für Avocados und Zitrusfrüchte. Für Edeka übernimmt ein Lieferant in den Niederlanden die Beschichtung. Künftig sollen die Produkte direkt bei den Erzeugern behandelt werden. Zudem kann man sich bei Edeka vorstellen, weitere Produkte wie etwa Gemüsegurken mit der Apeel-Haut zu versehen und so haltbarer zu machen. Zunächst soll der Test im nächsten Jahr im ganzen Bundesgebiet ausgerollt werden. „Wir werden uns dann ansehen, wie die Kunden reagieren“, so der Edeka-Sprecher.