Hamburg. Börse spürt kräftigen Rückenwind. Hamburger Werte schlagen sich gut. Aurubis und Jungheinrich zählen zu den Gewinnern.

Im Januar war der Deutsche Aktienindex noch auf unter 10.500 Punkte gefallen, und nicht wenige Experten sagten dem DAX – auch mit Blick auf die schwächelnde Konjunktur – eine weitere Talfahrt voraus. Doch es kam anders: Am Montag hat das wichtigste heimische Börsenbarometer die Marke von 13.000 Punkten ohne Probleme übersprungen. Am späten Nachmittag lag der DAX bei 13.140 Zählern – ein Plus von rund 1,3 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Sommer 2018.

Hauptgrund für diesen Höhenflug waren nach Angaben von Experten die Aussagen von Vertretern der beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China über den bevorstehenden Abschluss eines Teilabkommens im lang anhaltenden Handelsstreit. Zudem könnten laut US-Handelsminister Wilbur Ross Strafzölle auf Autoimporte aus Europa und Asien vermieden werden. So durfte es nicht verwundern, dass die Autohersteller BMW, VW, Daimler und der Zulieferer Continental zu den Tagesgewinnern im DAX zählten. „Der aktuelle Aufwärtstrend könnte den DAX in den kommenden Tagen und Wochen zunächst bis auf 13.391 Punkte führen“, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Sowohl die positiven Signale im Handelsstreit als auch die Tatsache, dass die US-Notenbank gerade die Zinsen gesenkt hat, würden die Börsen stützen.

Der wieder aufkeimende Konjunkturoptimismus spiegelte sich auch am Rohstoffmarkt wider. So verteuerte sich Kupfer auf 5882 Dollar je Tonne. Die Aktien des Hamburger Kupferproduzenten Aurubis gewannen in den vergangenen drei Monaten bereits mehr als 30 Prozent hinzu, alleine am Montag waren es fast vier Prozent. Die „Antikrisen-Währung“ Gold verlor dagegen weiter an
Attraktivität und büßte 0,2 Prozent auf 1510,99 Dollar je Feinunze ein. Gleiches galt für Bundesanleihen.

Hamburger Aktien gewannen dazu

Nahezu alle Hamburger Aktien gewannen derweil am Montag teils kräftig dazu. Der einzige Hamburger DAX-Wert Beiersdorf lag bis zum Nachmittag bei 105,75 Euro – ein Plus für den Kosmetikkonzern von rund einem Prozent. Der Kurs von Jungheinrich stieg sogar um 3,9 Prozent auf 23,86 Euro. Das Papier des Gabelstaplerbauers befindet sich nun schon seit Wochen im Aufwind und konnte seit Mitte August um rund 30 Prozent zulegen. Einer der wenigen Hamburger Werte, der einen schwächeren Montag erwischte, war die Augenoptikerkette Fielmann. Die Papiere stagnierten nahezu bei 69,30 Euro bis zum Nachmittag. Allerdings hatte der Kurs bereits in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich im Vergleich zum Gesamtmarkt zugelegt.

Und viele Analysten sind sich einig, dass die Fielmann-Aktie in den kommenden Monaten weiter an Wert gewinnen wird. Die US-Investmentbank Bank of America (BofA) hatte die Einstufung für Fielmann jüngst auf „Buy“ mit einem Kursziel von 80 Euro belassen. Das Umsatzwachstum der Optikerkette dürfte sich im Vergleich zum Vorquartal auf 7,5 Prozent beschleunigt haben, schrieb Analyst Benjamin Lacaille in seiner Studie. Die Aktie sei „eine defensive Wertanlage in einer ungewissen Welt“. Auch die Baader Bank hat das Kursziel von 72 auf 75 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Er rechne mit einem guten dritten Quartal und sehe Potenzial für eine moderate Anhebung der Jahresziele, schrieb Analyst Volker Bosse bereits im Oktober. Daher revidierte er seine eigenen Schätzungen für die Optikerkette nach oben.

Ordentlich laufende Inlandskonjunktur

Fielmann war mit Blick auf die durchaus noch ordentlich laufende Inlandskonjunktur ohnehin für viele Experten eher ein Kauf-Titel. Nun dürften aber vor allem die Export orientierten Unternehmen – wie Maschinenbauer und Autohersteller – wieder in den Fokus des Interesses der Anleger geraten. Die positiven Zeichen im Handelskonflikt zwischen den USA und China dürften vor allem bei diesen Firmen für Hoffnung sorgen.

Dazu passt das aktuelle Barometer der Investment-Beratungsfirma Sentix, die rund 1000 Analysten und Anleger in der Eurozone zu ihren Erwartungen zur Konjunktur befragt. Das Barometer stieg im November überraschend deutlich um 12,3 auf minus 4,5 Punkte. Die aktuelle Wirtschaftslage wurde dabei besser bewertet, die Aussichten sind sogar so gut wie seit einem halben Jahr nicht mehr. „Die neuesten Daten nähren die Hoffnung, dass eine tiefere Rezession in Euroland abgewendet werden kann“, sagte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.

Positive Entwicklung

Zu dieser positiven Entwicklung hätten aus seiner Sicht mehrere Faktoren beigetragen. „Zum einen kommt die Trendwende in der Geldpolitik der EZB gut bei den Anlegern an“, sagte Hübner. Die Europäische Zentralbankpumpt über Anleihekäufe wieder deutlich mehr Geld in die Wirtschaft. „Zudem erwarten die Anleger eine Unterstützung des Wachstums durch höhere Staatsausgaben“, so Hübner. Es könnte also durchaus noch ein starkes Rest-Börsenjahr 2019 werden.