Hamburg. Stuttgarter Architektenbüro gewinnt den Wettbewerb um den besten Entwurf für das Haus an den Elbbrücken. Umzug für 2023 geplant.

Das Verfahren war ungewöhnlich: In einer achttägigen Klausur haben vier Teams renommierter Architektenbüros zeitgleich ihre Entwürfe für das künftige ElbSide-Gebäude in der HafenCity erarbeitet. Bauherr ist zwar der niederländisch-deutsche Projektentwickler Edge Technologies, doch der Hauptmieter steht schon fest – der Energiekonzern Vattenfall. Am Montag ist nun auch der Sieger des Wettbewerbs vorgestellt worden: Es ist das Team des Stuttgarter Büros Behnisch Architekten, auf dem zweiten Platz landete das Hamburger Team von blauraum.

„Wir sind sehr froh über den Entwurf und können es kaum erwarten, im ersten Halbjahr 2023 dort einzuziehen“, sagte Gunnar Groebler, Leiter der Windenergie-Sparte von Vattenfall. Nach derzeitiger Planung sollen dort 1200 Mitarbeiter des Unternehmens ihren neuen Arbeitsplatz finden, „tendenziell werden es eher ein paar mehr sein“, so Groebler. Das neue Gebäude mit bis zu 15 Geschossen und einer Bürofläche von 24.600 Quadratmetern entsteht auf der Südseite des Amerigo-Vespucci-Platzes nahe den Elbbrücken. Das Investitionsvolumen wurde nicht beziffert, ausgehend von einem anderen Edge-Projekt sehr ähnlicher Größenordnung in der HafenCity dürfte es bei rund 200 Millionen Euro liegen.

Fassaden sind sehr transparent gehalten

Dem Entwurf zufolge wird das ElbSide-Haus in Holz-Beton-Hybrid-Bauweise entstehen. Die Fassaden sind durch große Glasflächen sehr transparent gehalten, außerdem ist die Nutzung erneuerbarer Energien vorgesehen. „Vattenfall hat sich vorgenommen, innerhalb einer Generation ein Leben ohne fossile Brennstoffe zu ermöglichen“, sagte Groebler. Der „Transformationsprozess“ des Unternehmens zeige sich auch in einem Wandel der Arbeitsweise. Feste Abteilungen verlören an Bedeutung, dafür würden Kooperationen mit anderen Firmen wichtiger. All das spiegele der Gebäudeentwurf gut wider. „Wir bemühen uns außerdem, Gastronomie in das öffentlich zugängliche Erdgeschoss zu bringen“, so der Vattenfall-Manager.

Vor dem Architektenwettbewerb habe man eine Umfrage bei den Beschäftigten gestartet, um zu ermitteln, wie viel Zeit die Mitarbeiter tatsächlich am Schreibtisch verbringen und in welchem Umfang Rückzugsmöglichkeiten für Telefonate oder Videokonferenzen gewünscht seien.

250 Mitarbeiter der Windenergie-Sparte

Unter den 1200 Vattenfall-Beschäftigten, die im Jahr 2023 in das neue Gebäude einziehen werden, sind die 250 Mitarbeiter der Windenergie-Sparte in Hamburg – die Hansestadt ist nach Angaben von Groebler der größte Standort des Unternehmens für den Bereich der erneuerbaren Energien. Etwa 400 Beschäftigte der Marketing-Sparte haben bisher ihren Arbeitsplatz am Gänsemarkt, der Großteil der Mitarbeiter ist aber in einem von dem berühmten dänischen Architekten Arne Jacobsen in den 1960er-Jahren entworfenen Gebäude in der City Nord untergebracht.

„Damit lag die Messlatte für den neuen Vattenfall-Standort ziemlich hoch“, sagte Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing: „Das neue Haus musste mindestens so gut sein wie das von Arne Jacobsen.“ Das sei gelungen. „Beliebig durfte das neue Gebäude aber schon deshalb nicht sein, weil der Standort alles andere als beliebig ist.“ Der Entwurf der Behnisch Architekten sehe ein „sehr markantes Haus“ vor, „bei dem sich die innere Logik nach außen zeigt.“

Zehn-Jahres-Mietvertrag

Für etwa 80 Prozent der Fläche des Gebäudes hat Vattenfall einen Zehn-Jahres-Mietvertrag unterzeichnet. Das Arne-Jacobsen-Haus ist nach Angaben von Groebler bereits verkauft worden. Es soll später nach einer Modernisierung weiter als Bürogebäude genutzt werden.

Auch die neue Deutschland-Zentrale des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall in Berlin wird unter der Regie des Projektentwicklers Edge Technologies errichtet. Dort sollen mehr als 2000 Beschäftigte im Jahr 2021 in das Haus am Hildegard-Knef-Platz am Berliner Südkreuz ziehen. Auch dort wählte man eine Holz-Beton-Hybrid-Bauweise, die nach Angaben von Edge die CO2-Emissionen bei der Herstellung des Rohbaus um bis zu 80 Prozent im Vergleich zum herkömmlichem Stahlbetonbau reduziert.