Hamburg. Vor elf Jahren brachte Eva Osterholz ihren ersten Senf auf den Markt. Nun plant die Soziologin noch mehr – braucht dafür aber Platz.

Es ist eine scharfe Beziehung, die Eva Osterholz entwickelt hat. Vor elf Jahren machte sich die Soziologin mit ihrer Manufaktur Senf Pauli selbstständig – nun hat sie das erste Liebespaar auf den Markt gebracht. Seit Mitte Juni sind Pfeffriger Peter und Knusprige Pixie erhältlich. Er grüßt als Seemann mit einem Sack über der Schulter, sie als Hamburger Deern am Steuerrad. „Es ist ein Liebespaar, das sich über die Gläser hinweg verliebt“, sagt Osterholz. „Er steht rechts, sie links und winkt ihm zu.“

Schon lange wollte sie aus Heimatverbundenheit und als Hommage an Hamburg eine maritime Linie für ihren handgemachten Senf kreieren. In einer Mittagspause ist sie auf die Idee für den Pfeffrigen Peter gekommen. Er sollte ein klassischer, mittelscharfer und feiner Mostrich werden. Mit Hilfe des Gewürzmuseums Spicy’s konnte sie viele Pfeffersorten probieren. Letztlich entschied sie sich für schwarze und weiße Senfsaat, die fein vermahlen wird, und grünem Pfeffer, der als ganze Kugel hinein- kommt und „Geschmacksexplosionen“ freisetzen soll, sagt Osterholz: „Den spüren Sie in der Nase.“

Das Produktportfolio wächst kräftig

Normalerweise dauert die Entwicklung eines neuen Senfs mindestens ein Jahr. Bis zu zehn Varianten, die sich nur marginal in der Zusammensetzung unterscheiden, setzt sie an. Frisch gemachter Mostrich reift zunächst für zwei bis vier Wochen. Dann wird in regelmäßigen Abständen immer wieder probiert. Alle zwei Monate setzt sie ihre Favoriten in mehreren Varianten neu an. „Ob ich gut gewürzt habe, weiß ich nach sechs bis acht Monaten“, sagt Osterholz. „Die Schärfe ist flüchtig – auch wenn sie raus ist, soll der Senf schmecken.“ Der Pfeffrige Peter, der übrigens nach ihrem Ehemann benannt ist, war ein Glücksfall: Das Rezept stand schon nach drei Monaten fest. Dafür dauerte das Feilen an den Etiketten allerdings rund ein Jahr. Das lag auch an „Gabi“. Vor einem Jahr wurde die neue Etikettiermaschine angeschafft. Sie kann bis zu 600 Etiketten pro Stunde auf die Gläser kleben. Vorher war auch das in der Manufaktur Handarbeit. Und der Output in 60 Minuten lag bei nur rund 50 Stück. „Gabi“ nimmt viel Arbeit ab – nicht zuletzt deshalb konnte das Produktportfolio in den vergangenen zwölf Monaten kräftig wachsen.

14 Senfe und vier Tomatensoßen bietet Senf Pauli an. Zunächst brachte sie mit Gute Presse und Zappenduster einen Senf mit Apfelsinen beziehungsweise Rohlakritz heraus. Im Juni folgten dann der Pfeffrige Peter und die Knusprige Pixie – wobei die Hamburger Deern nur die Umbenennung eines Oldies ist. Bisher vertrieb sie den Senf mit ganzer Saat und Koriandersamen als 1024 Pixel. Den Namen und das Design empfand sie nicht mehr als zeitgemäß, das Produkt aber als gute Ergänzung zum Pfeffrigen Peter. „Man kann sich schwer in eine Frau verlieben, die 1024 Pixel heißt“, sagt Osterholz und entschied sich für die Umbenennung des Klassikers.

Senf Pauli sucht nach einer Immobilie

Das Angebot soll ausgeweitet werden. „Wir haben fertige Produkte in den Schubladen liegen, aber können sie aus Platzgründen nicht produzieren“, sagt Osterholz. Die Räume einer früheren Käserei in Eilbek sind zu klein geworden. Seit Jahren sucht sie nach einer neuen Immobilie, um auch Führungen anzubieten, bei denen sie die Geheimnisse der Senfherstellung ein wenig lüftet.

Die Suche nach einer neuen Manufaktur soll nun ihre neue Geschäftspartnerin Carolin Kopp vorantreiben – passenderweise ist sie studierte Architektin. Nach einer Elternzeit wollte die zweifache Mutter nicht mehr in ihren alten Beruf zurückkehren. „Ich hatte schon immer Lust, bei Senf Pauli zu arbeiten“, sagt Kopp. Die beiden Mittvierzigerinnen kennen sich seit 18 Jahren. Seit April ist Kopp nun mit an Bord. Ein Jahr lang wollen sie testen, ob sie harmonieren. Klappt das im Alltagsgeschäft, kauft sie sich in das Unternehmen ein.

Im Jahr 2018 stieg der Umsatz um zehn Prozent

Osterholz will etwas kürzertreten und freut sich auf frischen Wind. Bisher laufe die Zusammenarbeit gut – was auch für die Geschäftsentwicklung gelte. Gewinn habe sie von Anfang an geschrieben, sagt Osterholz: „2018 war bisher unser bestes Jahr, der Umsatz stieg um zehn Prozent.“ Dank des guten Wetters mit vielen Grillabenden. Die Erlöse bewegten sich knapp im mittleren sechsstelligen Bereich – konkreter will sie nicht werden.

Für künftiges Wachstum sollen auch der Pfeffriger Peter und die Knusprige Pixie sorgen. Nach wenigen Wochen im Handel ist das erste Fazit positiv: „Unsere Hamburger Kunden nehmen die sehr gern“, sagt Osterholz. Und Kopp ergänzt: „Für Touristen ist das ein schönes Mitbringsel. Das Paar wird gern als Hochzeitsgabe verschenkt.“

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