Hamburg. Armin Grams wird stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Nachfolger von Christi Degen. Eine andere Wahl ging aber schief.

Das Plenum der Handelskammer Hamburg hat einen stellvertretenden Hauptgeschäftsführer gewählt, der bis Anfang 2020 die Aufgaben der zum Ende Juli ausscheidenden Hauptgeschäftsführerin Christi Degen übernehmen wird. Mit 37 Ja-Stimmen bei fünf Enthaltungen erhielt Armin Grams, der den Kammer-Bereich Berufsausbildung leitet, die erforderliche Zustimmung. Für die beiden Kandidaten, die sich um eine frei gewordene Position als Vize-Präses zur Wahl gestellt hatten, galt das nicht: Weder Annett Nack-Warenycia noch Dirk Asmus konnten die nötige Stimmenzahl erlangen.

Grams steht als Geschäftsführer der Kammer seit zwölf Jahren dem Bereich Berufsausbildung vor. Zu der Wirtschaftsvertretung wechselte der 53-Jährige bereits 1998. Der studierte Volkswirt kam aus der Kommunalpolitik: Er war bei der Statt-Partei zunächst Referent für Wirtschafts- und Finanzpolitik und später auch als Pressesprecher tätig. In dieser Zeit habe er „einige gruppendynamische Ausschläge“ erlebt, sagte Grams dem Plenum vor der Wahl zu seiner Person. Dies seien Erfahrungen, die ihm zuletzt in seiner Arbeit wieder zugute gekommen seien, fügte er an – und sorgte damit für einige Lacher. Bei der Handelskammer wirkte Grams, der zwei erwachsene Kinder hat und mit seiner Lebenspartnerin im nördlichen Niedersachsen lebt, Anfang der 2000-er Jahre unter anderem als persönlicher Referent des damaligen Hauptgeschäftsführers Hans-Jörg Schmidt-Trenz.

Wichtigste Aufgabe von Grams ist die Vorbereitung der Kammer-Wahl Anfang 2020

Als wichtigste Aufgabe in seinem neuen Amt als interimistischer Hauptgeschäftsführer sieht Grams die Vorbereitung einer „geordneten und rechtssicheren“ Plenarwahl im Januar 2020. Es werde allerdings auch darum gehen, die Motivation unter den hauptamtlichen Mitarbeitern der Kammer zu stützen, nachdem es in den zurückliegenden Monaten zu einer Reihe „schmerzhafter Abgänge“ gekommen sei, so Grams: „Es ist hier aber schließlich nach wie vor reichlich Expertise vorhanden.“ Mehr wollte Grams zu seinen Pläne zunächst nicht sagen, zumal Christi Degen noch bis Ende Juli im Amt bleibt. Seine bisherige Funktion als Leiter des Bereichs Berufsausbildung wird Grams behalten.

Nachdem Vizepräses Christine Stumpf Anfang Juni überraschend ihren Rücktritt von allen Ämtern sowie ihren Rückzug aus der Handelskammer verkündet hatte, stand am Donnerstag für diese Position eine Nachwahl an. 30 Ja-Stimmen wären erforderlich gewesen, um gewählt zu werden. Sowohl Annett Nack-Warenycia (29 Stimmen), Geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Nack Büroeinrichtungen, wie auch Dirk Asmus (27 Stimmen), Inhaber der gleichnamigen Spedition, blieben unter dieser Hürde. Die freie Vizepräses-Position kann nun frühestens in der August-Plenarsitzung besetzt werden.

Die früheren Kammer-Rebellen sind inzwischen in zwei Lager zerfallen

Christine Stumpf hatte in der Vergangenheit zusammen mit Degen für die Reorganisation der Handelskammer gekämpft, die verschlankt und modernisiert werden soll. Die Umstrukturierungspläne waren aber im Mai knapp am Votum des Plenums gescheitert. Mit Stumpfs Rückzug verlor Degen weiter an Rückhalt in der Kammerführung. Am 21. Juni hieß es dann, das Präsidium und Degen hätten sich auf eine vorzeitige Auflösung des Vertrags der Hauptgeschäftsführerin geeinigt, der eigentlich bis November 2020 gelaufen wäre.

Zu den teils chaotischen Wirrungen in der mehr als 350 Jahre alten Institution war es gekommen, nachdem sich die Gruppe „Die Kammer sind Wir“, die bei den Plenarwahlen im März 2017 nicht weniger als 55 der 58 Sitze gewann, im Laufe des Jahres 2018 zerstritt und schließlich in zwei Lager spaltete. Angeführt werden sie von den beiden ehemaligen Präses-Kandidaten Johann Killinger und Torsten Teichert.

Killinger wandte sich während der Sitzung an Degen: „Ich möchte mich für Teile des Plenums bei Ihnen dafür entschuldigen, wie Ihnen mitgespielt worden ist.“ Er kritisierte, dass die Diskussion um ihre Amtsführung in die Öffentlichkeit getragen worden sei. „Es tut mir sehr leid, was da geschehen ist“, sagte der Hafenunternehmer.

Haspa-Manager: „Die Handelskammer liegt mittlerweile vollständig in Trümmern.“

„Wir haben leider den nächsten Akt im Handelskammer-Trauerspiel zu verzeichnen“, kommentierte der Plenarier Niels Pirck, Geschäftsführer der Haspa-Tochter Haspa Direkt und Mitglied der Wahlgruppe „Starke Wirtschaft Hamburg“, die Ereignisse des Donnerstags. „Die Handelskammer liegt mittlerweile vollständig in Trümmern und ist eine unsägliche Flickschusterei. Es wird Zeit für Kammerwahlen, damit der Wiederaufbau endlich starten kann“, so Pirck.

In ihrem Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr erwähnte Christi Degen den Beschluss, die Zahl der Wahlgruppen für die bevorstehende Kammerwahl von 17 auf neun zu reduzieren. Dies wertete Degen, die zu Beginn der Sitzung spontan Beifall erhalten hatte, als „gute Grundlage für eine befriedete Zukunft“ der Institution.

Der amtierende Kammer-Präses André Mücke gab in der Sitzung zudem die neuen Azubi-Zahlen bekannt. Bis einschließlich Juni sei die Anzahl der neu abgeschlossenen Verträge um 2,14 Prozent auf 5828 gestiegen. „Wir sind guter Dinge, dass wir auch das Gesamtjahr positiv abschließen können“, so Mücke. Bei der Kammer seien aber noch 1430 freie Ausbildungsplätze registriert.