Hamburg. Das Verteilzentrum an der Peutestraße ist für Amazon der Einstieg in die Paketzustellung an den Endkunden in Hamburg.

Die Feuertaufe, nämlich das besonders arbeitsintensive Weihnachtsgeschäft, haben Johannes Lutz und seine mehr als 150 Mitarbeiter schon etwas länger hinter sich. Am Donnerstag war endlich eine Gelegenheit, das neue Amazon-Paketverteilzentrum in Hamburg offiziell einzuweihen. „Wir sind spät dran damit, aber das Weihnachtsgeschäft ist uns heilig und wir wollten dass Team in der Anlaufphase nicht ablenken“, bat Bernd Gschaider, Amazons Logistikchef in Deutschland die Gäste um Nachsicht.

Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) zählte zu ihnen. Rick Yoneoka, der US-Generalkonsul in Hamburg, lobte den weltgrößten Onlinehändler als „großartiges Beispiel für von der Digitalisierung getriebene Innovationen“ aus den Vereinigten Staaten.

30.000 bis 50.000 Sendungen pro Tag

Für Amazon ist das Verteilzentrum an der Peutestraße unweit des Aurubis-Werks der Einstieg in die Paketzustellung an den Endkunden nun auch in Hamburg. Bislang hatte das Unternehmen seine Sendungen vorwiegend von den großen Paketdiensten wie DHL oder Hermes zu den Empfängern bringen lassen. Nun übernimmt es diese Aufgabe auf der sogenannten letzten Meile zumindest teilweise selbst.

Bis zu 300 Transporter schwärmen vormittags von der Peute aus, um pro Tag 30.000 bis 50.000 Sendungen, die nachts per Lkw zum Beispiel aus dem Amazon-Zentrum in Winsen nach Hamburg gebracht worden sind, im Großraum der Hansestadt zu verteilen. Der reicht bis Bad Segeberg, Lüneburg und Ratzeburg.

Regionale Logistikpartner

Amazon setzt dabei ausschließlich auf Zusteller und Fahrzeuge anderer Unternehmen, sogenannte regionale Logistikpartner. „Wir achten auch darauf, dass unsere Partnerunternehmen ihre Mitarbeiter angemessen bezahlen“, versicherte Logistikchef Gschaider. Er kennt die aktuelle Diskussion um die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche. Insbesondere Amazon liegt mit der Gewerkschaft Ver.di schon seit Jahren im Clinch darum.

„Unsere Mitarbeiter erhalten mindestens 11,37 Euro Stundenlohn“, betonte Gschaider. „Etwa in diesem Bereich“, würden auch die Fahrer bezahlt, „in einigen Fällen wohl auch mehr. Es ist ja in der Logistik nicht leicht, Mitarbeiter zu finden.“

In einem Punkt unterscheidet sich Amazon bei der Zustellung von den meisten anderen Paketdiensten: Kunden, die bis 12 Uhr mittags ordern und bereit sind, mehr für die Zustellung zu zahlen, können das Paket noch am selben Tag erhalten. Experten nennen das Same day delivery. Der Service umfasse derzeit „einige Hundert Sendungen“ pro Tag in Hamburg, sagte eine Firmensprecherin dem Abendblatt. „Wir sehen eine steigende Kundennachfrage, deshalb benötigen wird Amazon Logistics.“

Widerstand in St. Georg

Ursprünglich wollte Amazon das Verteilzentrum in St. Georg ansiedeln. Doch das traf auf Widerstand. Nun steht die etwa fußballfeldgroße Halle auf einem von der Hafenbehörde HPA gemieteten Gelände. „Das ist sicher der richtige Ort für die Metropolregion“, sagte Senator Westhagemann. Er ist auch für Verkehr zuständig und derzeit auf der Suche nach Lösungen, wie der Paketzustellverkehr in der Stadt umweltverträglich organisiert werden kann – und möglichst ohne andere Verkehrsteilnehmer zu stören.

„Es geht darum, mit den Unternehmen Konzepte zu entwickeln, wie Belastungen durch Lieferverkehr reduziert werden können“, sagte der Senator. Seine Hoffnung: „Amazon wird sicher auch noch dazu kommen.“