Hamburg. Der Onlinehändler stellt von der Veddel aus bis zu 50.000 Sendungen pro Tag an Kunden in der Region zu.
Der weltgrößte Onlinehändler Amazon stellt seine Pakete an Kunden in Hamburg und den umliegenden Landkreisen nun auch selber zu. Anfang September hat das neue Amazon-Verteilzentrum auf der Peute (Veddel) seinen Betrieb aufgenommen, teilte das Unternehmen mit. „So kann Amazon Kunden schnellere und flexiblere Lieferoptionen anbieten“, sagt Bernd Gschaider, Direktor von Amazon Logistics in Deutschland.
Es ist eine Ansiedlung mit langer Vorgeschichte: Ursprünglich wollte das Unternehmen sein Verteilzentrum am Berliner Tor in St. Georg einrichten. Doch das Vorhaben scheiterte 2015 am Widerstand des Bezirks Mitte.
Zwei Jahre später stellte die Stadt das Grundstück auf der Peute bereit – und erntete Kritik von den Gewerkschaften. Sie liegen mit Amazon seit Jahren im Streit über den Abschluss von Tarifverträgen und die Bezahlung der Mitarbeiter. Amazon will allenfalls nach dem Speditionstarifvertrag entlohnen, die Gewerkschaft Ver.di verlangt eine bessere Bezahlung nach den Konditionen des Versandhandelstarifs.
Suche nach neuen Mitarbeitern weitgehend abgeschlossen
Auf der Peute werde das Unternehmen „mehr als 80 Arbeitsplätze schaffen“, sagte Amazon-Logistics-Sprecherin Nadiya Lubnina dem Abendblatt. Die Suche nach neuen Mitarbeitern sei weitgehend abgeschlossen. Sie stellen die Pakete für die Auslieferungsfahrten im Gebiet zwischen Bad Oldesloe, Buchholz, Lüneburg, Schwarzenbek und Buxtehude sowie im gesamten Stadtgebiet zusammen. Zugestellt werden die Pakete jedoch von den Fahrern von sieben Transportunternehmen aus der Region wie etwa dem Hanseatischen Kurierservice. Amazon kalkuliert derzeit mit etwa 50.000 Paketen pro Tag sowie etwa 120 Fahrten von Klein-Lkw der Sprinterklasse.
Der Versandhändler baut seine Zustellkapazitäten nach eigenen Angaben aus, um die wachsende Kundennachfrage nach einer Zustellung am Tag der Bestellung oder am Tag danach zu befriedigen. Doch ist es in der Branche kein Geheimnis, dass Paketdienste wie Hermes Amazon nicht mehr alle Sendungen abnehmen können oder wollen. Weil sie die Menge nicht bewältigen und weil die Großkundenpreise so niedrig sind, dass der Auslieferer kaum noch verdient. Ver.di kündigt an, den Konflikt mit Amazon auch auf der Peute auszutragen. Hamburgs Ver.di-Chef Berthold Bose: „Wir werden vor der Tür stehen und den Mitarbeitern zeigen, dass wir für sie da sind, wenn sie einen Betriebsrat und eine Tarifbindung wollen.“