Hamburg. Während des gesamten Osterwochenendes müssen Kunden mit großen Einschränkungen bei Bankgeschäften rechnen.
Die 1,6 Millionen Kunden der Hamburger Sparkasse müssen sich zu Ostern wegen einer IT-Umstellung auf umfangreiche Einschränkungen bei ihren Bankgeschäften einstellen. Und das schon von Gründonnerstag an bis Ostermontag. Auch die Beschaffung von Bargeld und Bezahlungen mit der EC-Karte im Einzelhandel werden nur eingeschränkt funktionieren. Bestimmte Kundengruppen wie 30.000 Minderjährige können sich in diesem Zeitraum überhaupt kein Bargeld beschaffen. Auch Abhebungen mit der Sparcard sind nicht möglich. Über sie verfügen 260.000 Kunden.
„Wir raten unseren Kunden, sich vorher mit Bargeld zu versorgen oder dafür die Kreditkarte zu nutzen“, sagt Haspa-Vorstand Jürgen Marquardt. Genauer wollte sich die Haspa zu den möglichen Einschränkungen bei Bargeldabhebungen nicht äußern. „In einer normalen Kundenbeziehung können die Kunden am Tag 1000 Euro abheben und zusätzlich mit der Girocard im Einzelhandel bezahlen. Das können wir über Ostern nicht garantieren“, sagt Haspa-Vorstand Axel Kodlin.
Vier Millionen Haspa-Konten werden umgestellt
Bisher verfügte die größte deutsche Sparkasse über ein eigenes IT-System. Über Ostern arbeiten 500 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb daran, die Daten auf das leistungsstarke IT-System der Sparkassenfinanzgruppe zu übertragen. Es geht um vier Millionen Konten und 500 Millionen Datensätze.
Bei der letzten großen Systemumstellung im Jahr 2011 hatte es massive Probleme für Firmen- und Privatkunden gegeben, die auch noch eine Woche nach der Umstellung anhielten. Das soll jetzt vermieden werden. „Wir haben bereits zwei Generalproben absolviert und schicken die Daten in ein System, mit dem schon 400 Sparkassen arbeiten“, sagt Kodlin. „Wir glauben fest daran, dass sich 2011 nicht wiederholt.“ Insgesamt werden 145 Millionen Euro investiert, um die Bankgeschäfte für die Kunden schneller und komfortabler zu machen.
Haspa-Online-Banking funktioniert über Ostern nicht
Dafür müssen die Kunden viele Einschränkungen hinnehmen. Die Kontoauszugsdrucker funktionieren von 18. April bis 22. April nicht. Auch die Sparkassen-App, das Online-Banking und das Telefon-Banking funktionieren in diesem Zeitraum nicht. Online-Einkäufe mit den Bezahlsystemen Paydirekt und Giropay sind nicht möglich. Als Alternative verweist die Haspa auf die Kreditkarte. Beleghafte Überweisungen mussten bis zum 16. April in der Filiale eingereicht werden – elektronische Überweisungen sind laut Haspa nur bis Donnerstagmittag möglich.
Bereits seit dem 9. April bis zum Ende des Monats gibt es Einschränkungen bei ausländischem Bargeld, sogenannten Sorten. „Sie müssen vorbestellt werden, weil sie nicht im gewohnten Umfang in den Filialen verfügbar sind“, sagt Marquardt.
Nach Abschluss der Umstellung sollen den Kunden im weiteren Verlauf neue Dienstleistungen angeboten werden. Dazu gehört die Überweisung in Echtzeit, die jetzt schon bei vielen Banken und Sparkassen möglich ist. Zu den Neuerungen wird auch mobiles Bezahlen gehören.
IT-Umstellung kostet 100 Arbeitsplätze bei der Haspa
Die Umstellung des IT-Systems der Haspa hat nicht nur für die Kunden Konsequenzen. Denn danach verringert sich der Personalbedarf in diesem Bereich der Haspa, in dem 260 Mitarbeiter arbeiten. „In den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir einen Rückbau von 100 Mitarbeitern haben“, sagt Haspa-IT-Vorstand Axel Kodlin.
„Die betroffenen Mitarbeiter wissen das schon länger und es ist für sie kein Problem, einen neuen Job in diesem Bereich zu finden. Wir sind mit Firmen im Gespräch, die solche Mitarbeiter dringend suchen“, so Kodlin weiter. 160 Mitarbeiter werden benötigt, weil der Bereich nicht nur die IT, sondern auch die Organisation dieser Prozesse umfasst.
Haspa investiert 145 Millionen Euro in die Umstellung
145 Millionen Euro investiert die Haspa in die Umstellung. „Das gibt uns die Möglichkeit, künftig Kosten mit anderen Sparkassen zu teilen“, sagt Haspa-Vorstand Jürgen Marquardt. „Eigene Ressourcen können wir stärker für die Entwicklung zusätzlicher Angebote einsetzen.“ Bisher waren die eigenen IT-Kapazitäten meist mit der Umsetzung regulatorischer Anforderungen durch die Bankenaufsicht und die Europäische Zentralbank erschöpft.
Neu gestaltet wurde das Online-Banking der Haspa, das von der Hälfte der rund eine Million Kunden mit Girokonto genutzt wird. Die Kunden müssen sich an ein neues Design und eine überarbeitete Navigation und teilweise ein neues Anmeldeverfahren gewöhnen. Damit soll auch die Sicherheit des Onlinebankings erhöht werden.
Onlineberatung kann in der Filiale fortgesetzt werden
Viele Kanäle in der Kundenansprache werden zusammengeführt, sodass eine Onlineberatung bei Bedarf in der Filiale fortgesetzt werden kann. „Angenommen der Kunde hat eine Berechnung zur Baufinanzierung zu Hause am Computer begonnen und bricht sie ab, so waren die Daten bisher verloren“, sagt Kodlin. Jetzt kann die Beratung in der Filiale fortgesetzt werden, ohne dass alle Daten wieder neu eingegeben werden müssen.
Neuerungen wie Überweisungen in Echtzeit und mobiles Bezahlen waren bisher für die Haspa-Kunden nicht möglich. Das soll sich durch die IT-Umstellung ändern. „Wir werden den Kunden in den nächsten Monaten neue Finanzlösungen, Apps und Services anbieten“, sagt Haspa-Vorstand Marquardt. Bisher mussten diese „nachentwickelt“ werden, wenn sie über die IT der Sparkassenorganisation angeboten wurden.
2011 hatte es bei einer IT-Umstellung große Probleme für die Kunden gegeben. „Wir haben den Umzug bereits zweimal geprobt und sind sehr zuversichtlich“, sagt nun Kodlin.