Frankfurt/Main/Hamburg. Hamburger Werft im Aufwind. Aber Lufthansa-Chef Spohr sagt: Fliegen für neun Euro ist “ökonomischer und ökologischer Wahnsinn“.
Die Lufthansa drosselt ihr Expansionstempo. „Wir sind überzeugt, dass wir in Europa kein blindes Wachstum um jeden Preis, sondern qualitatives Wachstum brauchen“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr bei der Bilanzvorstellung. Sein Unternehmen baue das Angebot in diesem Sommer nur um 1,9 statt der geplanten 3,8 Prozent aus. Aus einem zerstörerischen Preiskampf will sich Lufthansa heraushalten. „Ich sehe in dieser Branche keinen Grund, für neun Euro durch die Luft zu fliegen“, sagte Spohr. „Das ist ökonomischer und ökologischer Wahnsinn. Wir beginnen bei 35 Euro.“
Das geringere Wachstumstempo sei nötig, weil es strukturelle Defizite gebe. Die Personenkontrollen an deutschen Flughäfen seien technologisch rückständig und nicht halb so effizient wie im europäischen Ausland. Die Infrastruktur werde nicht ausreichend ausgebaut. Bei der Flugsicherung in Karlsruhe – einem Flaschenhals im europäischen Luftverkehr – müssten Lotsen flexibler eingesetzt werden und mehr Überstunden machen.
Lufthansa: 518 Millionen für Entschädigungen
„Der Sommer wird besser, aber nicht gut“, sagte Spohr. Der Lufthansa-Konzern setze zur Hauptreisezeit 600 zusätzliche Leute ein und habe die Zahl der dezentral stationierten Reserveflugzeuge um 15 auf 37 erhöht.
Im Sommer 2017 sprach man von eine Chaos am Himmel. Allein bei der Lufthansa fielen im Schnitt pro Tag gut 60 Flüge aus. Für Flugausfälle, Verspätungen sowie Entschädigung an Kunden wurden mit 518 Millionen Euro rund zwei Drittel mehr als im Vorjahr ausgeben. Die Integration des ehemaligen Air-Berlin-Geschäfts bei Eurowings schlug mit 170 Millionen Euro zu Buche, so dass die Billigtochter im Gesamtjahr einen operativen Verlust von 231 Millionen Euro schrieb. Negativ wirkten sich auch gestiegene Kerosinpreise aus. Insgesamt steigerte der Konzern seinen Umsatz um sechs Prozent auf den Rekordwert von 35,8 Milliarden Euro.
Der Nettogewinn ging um acht Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro zurück. Die Aktie war am Nachmittag mit einem Minus von sechs Prozent größter Verlierer im DAX.
Lufthansa Technik: Zahl der Mitarbeiter steigt
Die Hamburger Tochter Lufthansa Technik lieferte ordentliche Zahlen. Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Die Gewinngröße Adjusted Ebit stieg um zwei Prozent auf 425 Millionen Euro. Dass nicht mehr verdient wurde, lag zum einen an kräftigen Investitionen zum Beispiel für zwei neue Triebwerkwartungsstandorte in Polen, zum anderen an gestiegenen Personalkosten. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 21.502 auf 23.219.
„Lufthansa Technik war noch nie so groß wie heute“, sagte Sprecher Jens Krüger dem Abendblatt. „Wir sind hoch ausgelastet und suchen in vielen Bereichen Personal.“ Eingestellt wurde zum Beispiel in der Logistik und der Triebwerkinstandhaltung. In Hamburg stieg die Zahl der Beschäftigten um fast 1000 Personen auf etwa 8500 Menschen.