Hamburg . Bodenverkehrsdienste fordern eine Tariferhöhung von acht bis zwölf Prozent. Arbeitsgeber sehen dadurch Jobs in Gefahr.
Urlauber, die am zweiten Wochenende der Hamburger Frühjahrsferien vom Flughafen Fuhlsbüttel aus in den Urlaub starten, können aufatmen: Im Tarifkonflikt der Bodenverkehrsdienste (BVD) wird es dort vor Montag keine Streiks geben. Das gab Ver.di-Landeschef Berthold Bose am Freitag bekannt. Zuvor hatte die Gewerkschaft nicht ausgeschlossen, dass es noch vor der nächsten BVD-Verhandlungsrunde am 20. März in Fuhlsbüttel zu Arbeitsniederlegungen kommen werde.
In der Tarifrunde werden die Gehälter von fast 1000 Beschäftigten in der Gepäckabfertigung, der Flugzeugreinigung und im Bustransfer auf dem Flughafen neu ausgehandelt. Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Tariferhöhung von acht bis zwölf Prozent, bei einer Laufzeit von 20 Monaten, sowie höhere Zeit- und Schichtzuschläge. Die Arbeitgeberseite hat nach eigenen Angaben derzeit eine Lohnerhöhung von 7,0 Prozent angeboten, bei 24 Monaten Laufzeit. In fünf Tarifrunden hat es bisher keinen Durchbruch gegeben. Ver.di teilte am Freitagnachmittag mit, am Montag würden nun „Sondergespräche“ der Tarifpartner aufgenommen.
Seit 2000 Marktpreise für Bodendienste um 60 Prozent zurückgegangen
Die Arbeitgeberseite sieht durch die Forderungen der Gewerkschaft Jobs in Gefahr. „Wenn wir noch einen Schritt weiter auf die überzogenen Ver.di-Forderungen eingehen, können wir das Geschäft wirtschaftlich nicht mehr betreiben“, sagte der Geschäftsführer der HAM Ground Handling, Christian Noack, am Freitag. Die Gewerkschaft müsse sich entscheiden, ob sie kurzfristig mehr Geld oder langfristig Jobs erhalten wolle. „Wir sind an einem Scheideweg angekommen“, sagte Noack. Ein Verkauf der BVD-Betreiberfirma sei ein realistisches Szenario.
Das Unternehmen sei bereits bis an die Grenze dessen gegangen, was wirtschaftlich leistbar sei. Seit dem Jahr 2000 seien die Marktpreise für Bodendienste um 60 Prozent zurückgegangen. Der HAM-Chef warf Gewerkschaftsvertretern ein moralisch fragwürdiges Vorgehen vor. „Mit uns hat bis heute niemand gesprochen“, sagte Noack.