Hamburg . Bereits Mitte Februar beginnen die Baggerarbeiten. Info-Container am Ufer zeigt, was für die Schifffahrt verbessert wird.

Die Baugenehmigung ließ mehr als ein Jahrzehnt auf sich warten, doch seitdem sie da ist, geben die Bauherren Gas: Die Baggerarbeiten zur Elbvertiefung starten früher als ursprünglich angekündigt. Hieß es im vergangenen Oktober noch, die Arbeiten würden im zweiten Quartal dieses Jahres beginnen, geht es tatsächlich schon in der übernächsten Woche los. „Der erste Auftrag zum Bau einer Unterwasserablagerungsfläche bei Brokdorf wurde in diesem Monat erteilt. Die Arbeiten werden in der zweiten Februarwoche beginnen“, bestätigte die Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn, Claudia Thoma, dem Abendblatt. Den Auftrag dafür erhielt das Wasserbauunternehmen Heuvelmann Ibis aus Leer.

Künstliche Unterwasserinseln entstehen

Im zweiten Schritt wird dann die Grundlage für eine weitere Unterwasserablagerungsfläche in der Medemrinne nahe der Mündung geschaffen. Die Bietergemeinschaft Van den Herik aus Kleve ist beauftragt worden, einen sogenannten Initialdamm zu bauen. Erst wenn die Ablagerungsflächen fertig sind, können die eigentlichen Baggerarbeiten beginnen. Die Unterwasserflächen sollen rund 43 Millionen Kubikmeter Schlick aufnehmen, der bei den Vertiefungsarbeiten anfällt. Dadurch entstehen künstliche Unterwasserinseln, die im Projekt Elbvertiefung eine wesentliche Rolle spielen: Sie sollen den Flutstrom verringern und den Tidenhub dämpfen, die durch die Vertiefung zunehmen werden.

Fahrrinne wird von 300 auf 385 Meter verbreitert

Im Juli starten die Baggerarbeiten im Strom auf Hamburger Gebiet: Es entsteht eine etwa sieben Kilometer lange Begegnungsbox zwischen Wedel und Blankenese. Die Fahrrinne wird von heute 300 auf künftig 385 Meter verbreitert, damit besonders große einfahrende und ausfahrende Schiffe einander passieren können. Pro Tide können das bis zu vier der sogenannten Megaboxer mit einer Breite von 59 Metern sein – fast doppelt so viele Schiffe wie heute. Derzeit müssen diese Schiffe auf einander warten und können nur nacheinander auf Fahrt geschickt werden. Die Begegnungsbox soll Ende 2019 fertig sein – und dann schon für die Schifffahrt auf der Elbe eine erhebliche Erleichterung bieten. „Die positiven Effekte des Ausbaus werden bereits zum Jahresende mit der Begegnungsbox deutlich spürbar“, sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) dem Abendblatt.

Ausgleichsflächen für den Schierlings-Wasserfenchel

Das sind aber nicht die ersten Hamburger Arbeiten im Zusammenhang mit dem Megaprojekt. Seit einigen Wochen werden auf der Billwerder Insel die Ausgleichsflächen für den Schierlings-Wasserfenchel hergerichtet. Ein Teil des Lebensraums der bedrohten Pflanzenart wird durch die Elbvertiefung gefährdet, daher wird neuer geschaffen. Auf der Billwerder Insel werden zwei Absetzbecken von Hamburg Wasser, die früher der Trinkwasseraufbereitung dienten, umgebaut. Die beiden Becken werden mit Prielen und Wattflächen versehen, sodass eine naturnahe Auenlandschaft entsteht. Über einen Stichkanal werden sie an die Tide angeschlossen. Die erste Bauphase wird Ende Februar abgeschlossen. Die zweite startet im September. Aus Naturschutzgründen darf hier zwischen März und August nicht gearbeitet werden.

Seeadler muss geschützt werden

Auf Höhe der Insel Neßsand wird ab August ein alter Düker (Wassertunnel) ersetzt und ein neuer Radarturm gebaut. Dort darf zwischen Januar und Juli wegen eines dort beheimateten Seeadlers nicht gebaut werden. Danach geht es aber Schlag auf Schlag: Noch im Sommer sollen die Arbeiten zur Uferbefestigung am östlichen Ufer des Köhlbrands in Hamburg beginnen. Das ist notwendig, weil wegen der Vertiefungsarbeiten das Gefälle am Ufer zunimmt. Ohne Gegenmaßnahmen könnte es zu Uferabbrüchen kommen.

Im Oktober starten dann die Installationen zweier neuer Leuchttürme in Blankenese, eines Ober- und eines Unterfeuers. Sie werden notwendig, da sich durch den Bau der Begegnungsbox die Kurslinie für einlaufende Schiffe etwas nach Süden verschiebt. Das Gros der Baggerarbeiten sollen im Jahr 2020 abgeschlossen sein. 2021 sind dann nur noch Restarbeiten am Köhlbrand fällig, die für die meisten Reeder nicht relevant sind, da sie mit ihren Schiffen andere Terminals anlaufen.

Mobiler Informations-Container

Damit die Hamburger die Baumaßnahmen nachvollziehen können, und immer wissen, warum ein Baggerschiff gerade an einer bestimmten Stelle in Aktion ist, soll von den mehr als 700 Millionen Euro, die das Gesamtwerk kostet, ein kleiner Anteil für einer mobile Informations-Container ausgegeben werden. Er soll immer dort am Ufer aufgestellt werden, wo es gerade Vertiefungsarbeiten gibt. Und auch große Reedereien sollen erfahren, was in Hamburg passiert: Wirtschaftssenator Michael Westhagemann reist vom 9. bis 17. März nach Asien, um dort die Kunde vom Start der Elbvertiefung zu verbreiten. „Die Fahrrinnenanpassung ist gestartet. Es freut mich sehr, dass ich Anfang März mit guten Nachrichten zu unseren Hafenkunden reisen kann“, sagt er.

Die Historie

2002 Hamburg stellt beim Bundesverkehrsministerium den Antrag auf eine weitere Elbvertiefung.

2006 Beantragung des Planfeststellungsverfahrens.

2012 Planfeststellungsbeschluss. Umweltschutzverbände, Kommunen sowie Einzelpersonen reichen 13 Klagen beim Bundesverwaltungsgericht ein.

2018 Behörden erlassen 3. Ergänzungsbeschluss. Hamburg darf endlich bauen.