Hamburg . Projekt „Spring“ verunsichert Mitarbeiter. Fast jeder vierte Standort verschwindet bis 2023. Auch Arbeitsplätze sind in Gefahr.

Der Name „Spring“ erinnert anglophile Hamburger an Frühling, doch bei den rund 5000 Mitarbeitern der Hamburger Sparkasse dürfte das sogenannte Zukunftsprogramm ihres Arbeitgebers alles andere als Frühlingsgefühle auslösen. Deutschlands größte Sparkasse will sich fit für die Zukunft machen. Und das bedeutet: Kosten reduzieren, das Filialnetz ausdünnen und gleichzeitig neue Geschäftsfelder erschließen. So ist der Begriff „Spring“ auch nicht aus dem Englischen entliehen, sondern steht als Abkürzung für „Sparkasse richtig neu gedacht“.

Ein Team von 60 Haspa-Beschäftigte arbeite „bereichs- und hierarchieübergreifend“ an diesem Projekt, sagte Unternehmenssprecherin Stefanie von Carlsburg am Freitag dem Abendblatt. „In sehr geringem Umfang“ nutze man außerdem die Banken-Expertise der Unternehmensberatung McKinsey zur Unterstützung der Mitarbeiter, die das Projekt leiten. Dazu gehören nach Informationen des Abendblatts der Haspa-Chef Harald Vogelsang und Frank Brockmann, Leiter des Firmenkundengeschäfts und stellvertretender Vorstandssprecher. Bis Ende Februar will die Projektleitung „erste Vorschläge“ erarbeiten. „Danach entscheiden wir, was wir davon umsetzen wollen“, sagte Carlsburg.

Abbau von bis zu 1000 Stellen?

In der Belegschaft sorgt das Haspa-Projekt für Unsicherheit. „Es kursieren eine Reihe von Spekulationen über den Abbau von Stellen“, sagte eine Haspa-Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, am Freitag dem Abendblatt. In einem anonymen Schreiben, das offensichtlich von einem anderen besorgten Haspa-Beschäftigten an das Abendblatt gesendet wurde, ist von „einem Abbau von bis zu 1000 Mitarbeitern“ zu lesen. Bestätigt wird diese Zahl von der Haspa nicht.

Aber: „Digitalisierung und ein sich änderndes Kundenverhalten führen dazu, dass wir in den kommenden Jahren weniger Mitarbeiter haben werden als heute“, räumt Stefanie von Carlsburg ein. „Wie viele weniger, kann heute niemand sagen.“ Konkreter wird die Haspa-Sprecherin im Hinblick auf die Ausdünnung des Geschäftsstellennetzes: „Die Zahl unserer Filialen wird in den nächsten fünf Jahren moderat von heute rund 130 auf etwa 100 abnehmen.“

Fast jede vierte Filiale macht dicht

Damit soll fast jede vierte Zweigstelle geschlossen werden. Im Jahr 2019 wird die Zahl der Geschäftsstellen laut Haspa zunächst um weniger als zehn abnehmen. „Aber auch in Zukunft bleibt es dabei, dass wir das größte Filialnetz in der Metropolregion haben werden“, so Carlsburg. Zum Vergleich: Die Commerzbank hat 51 Geschäftsstellen in Hamburg, die Hamburger Volksbank weniger als 40. Parallel zu der Verringerung der Niederlassungszahl investiert die Haspa bis 2020 rund 30 Millionen Euro in ein neues Filialkonzept, das zum Ziel hat, die Zweigstellen zu einer Art Nachbarschaftstreff im jeweiligen Umfeld auszubauen.

Mit dem Programm „Spring“ will die Haspa nach eigenen Angaben das „Kerngeschäft optimieren und gleichzeitig auch neue Geschäftsmodelle entwickeln, über die wir in Zukunft mehr Erträge generieren und damit nicht nur für unsere heutigen Kunden attraktiv sind, sondern auch für die nachwachsenden Generationen.“ Konkrete Anlässe für Einsparbemühungen dürften zudem das dauerhafte Niedrigzinsumfeld und der zunehmende Aufwand zur Erfüllung der diversen Regulierungsvorgaben in der Branche liefern.

Gewinn geht zurück

Dass der ökonomische Druck auf die Haspa groß ist, lässt sich bereits am Halbjahresbericht ablesen. Hier wird der Gewinn nach Steuern mit 35 Millionen Euro ausgewiesen, ein Rückgang von fünf Millionen Euro oder zwölf Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Allerdings half der Sparkasse dabei sogar noch ein um 30 Prozent verringerter Steueraufwand. Der Gewinn aus der normalen Geschäftstätigkeit sank sogar um 22 Prozent. Ursächlich dafür war der „deutlich niedrigere“ Zinsüberschuss.

Die Haspa spricht in dem Bericht selbst von einem „nicht ganz zufriedenstellenden Halbjahresergebnis“. Zudem kassiert der Vorstand seine Jahresprognose. Man erwarte mittlerweile ein Betriebsergebnis „deutlich niedriger als 2017 und auch deutlich unter Plan“, so steht es im Halbjahresbericht. Zur Bilanzvorlage im Februar 2018 hatte Vogelsang noch mit einem Gewinn „auf gleichem Niveau“ wie im Jahr 2017 (80 Millionen Euro) gerechnet.

Haspa-Führung spricht von "weniger Personal"

Dass die Haspa-Führung selbst von einem Personalabbau im Jahr 2019 ausgeht, daraus macht die Sparkasse in der alljährlichen Abendblatt-Umfrage zur Entwicklung der Arbeitsplätze in den 200 größten Unternehmen der Stadt kein Geheimnis. Während die Haspa die Frage nach der Entwicklung der Jobzahl Ende 2017 noch mit „gleichbleibend“ beantwortete, geht man nun offiziell von „weniger“ Personal aus. Eine genaue Zahl wird allerdings nicht genannt. Vielleicht folgt diese Ende Februar.