Hamburg. Der Riesenairbus landete erstmals im Linienverkehr in Fuhlsbüttel. Ein Eppendorfer hatte deshalb fast Tränen in den Augen.

Bei Wüstenhitze von 31 Grad Celsius und geringer Bewölkung war der Airbus A380 von Emirates in Dubai gestartet. Nach der Landung in Fuhlsbüttel fiel zwar kein Regen vom grauen Herbsthimmel, aber nass wurde der Mega-Jet dennoch – zwei Löschzüge der Flughafenfeuerwehr duschten ihn mit ihren Wasserkanonen, wie das weltweit im Luftverkehr bei besonderen Ankünften üblich ist.

Gegen 12.30 Uhr am Montag erwarteten die „Planespotter“ mit ihren Teleobjektiven und die Kameraleute der Fernsehsender die Maschine zunächst aus nordöstlicher Richtung. Doch weil der Wind drehte, bog der doppelstöckige Airbus in der Nähe von Ratzeburg ab und schwebte über Bergedorf, Harburg und nach einer Rechtskurve schließlich über Nienstedten und Stellingen auf dem Hamburger Flughafen ein. Somit kam er auch am Airbus-Werk auf Finkenwerder vorbei, wo der Flieger gerade erst Mitte September an die arabische Airline übergeben worden war.

Größter Passagierjet der Welt in Hamburg

Mit dem Beginn des Liniendienstes für Emirates zwischen Dubai und Hamburg sei der größte Passagierjet der Welt „quasi nach Hause gekommen“, sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler. „Wir freuen uns, den A380 von Emirates jetzt täglich hier begrüßen zu können.“ Die Entscheidung der Airline, Hamburg als 50. A380-Destination auszuwählen, unterstreiche die Attraktivität der norddeutschen Metropole und bedeute zudem mehr Komfort für die Fluggäste, die auf der Dubai-Route künftig in diesem Jet unterwegs sind.

„Bei den Passagieren ist der A380 das beliebteste Flugzeug der Welt“, sagte Emirates-Vertriebsvorstand Thierry Antinori. Tatsächlich wirkt in dieser Maschine selbst die Economy Class bei einer Kabinenbreite von 6,58 Metern relativ luftig. Regelrecht luxuriös wird es dann aber im Oberdeck: Die Sessel in der Business Class lassen sich in Betten mit waagerechter Liegefläche verwandeln, außerdem steht den Passagieren eine Bar mit lederbezogenen Bänken daneben zur Verfügung.

Erste-Klasse-Tickets kosten 5500 Euro

Wer für mindestens rund 5500 Euro (hin und zurück) ein Ticket der First Class gebucht hat, kann seinen Sitzplatz sogar in eine durch Trennwände abgeschlossene Mini-Kabine verwandeln – und er kann während des Fluges duschen. Während aber das Design in der Economy Class noch vergleichsweise unaufdringlich wirkt, orientiert sich die Gestaltung der beiden teureren Buchungsklassen im Oberdeck doch recht deutlich an einem orientalischen Ambiente: Eine Fülle von Beschlägen in polierter Messingoptik, kombiniert mit großflächigem Wurzelholzfurnier und blassvioletten Farbakzenten – das entspricht nicht unbedingt mitteleuropäischem Geschmack.

Der gebürtige Eppendorfer Hauke Smid saß als Flugkapitän im Cockpit
Der gebürtige Eppendorfer Hauke Smid saß als Flugkapitän im Cockpit © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Eppendorfer flog den Riesen nach Hamburg

Geflogen wurde der Airbus beim Linien-Debüt am Montag von einem Hamburger. „Pilot zu werden war schon als Junge von drei oder vier Jahren mein Traum“, sagt Hauke Smid. Bei der Landung in Fuhlsbüttel saß der gebürtige Eppendorfer auf dem Kapitänssitz. „Bei mir flossen fast die Tränen, nachdem ich gehört hatte, dass ich für diesen Flug eingeteilt bin“, sagt der 43-Jährige. Er findet den Luftgiganten „fliegerisch einfach genial“, denn: „Wenn man vorne im Cockpit sitzt, merkt man von der Größe nichts. Nur beim Rollen müssen wir wegen der Spannweite von fast 80 Metern aufpassen, dass wir nichts falsch machen.“

Smid arbeitete als Pilot bereits in Südamerika, für den Frachtjet-Betreiber DHL und für eine andere Airline im Mittleren Osten, bevor er vor zwölf Jahren zu Emirates nach Dubai wechselte. Dort wohnt er mit seiner Frau, einer Ernährungswissenschaftlerin. In seiner Freizeit fotografiert Smid gern – und er nutzt das Streckennetz von Emirates für private Reisen mit seiner Frau.

160 Ziele ab Dubai erreichbar

Künftig könnten noch mehr Passagiere aus Hamburg die vielfältigen Umsteigemöglichkeiten in Dubai nutzen, sagte Eggenschwiler. Emirates biete die Möglichkeit, von dort aus zu rund 160 Zielen in mehr als 80 Ländern weiterzufliegen. Im Flugplan stehen unter anderem Auckland, Bangkok, Hongkong, Mauritius, Osaka, Seoul, Shanghai, Sydney, Taipei oder Tokio.

Durch den Einsatz des A380 auf einer der beiden täglichen Dubai-Verbindungen im Fuhlsbütteler Flugplan erhöht sich die angebotene Kapazität auf dieser Strecke um 1127 zusätzliche Sitzplätze pro Woche und Richtung. Mit dem Wechsel auf den Großjet werde die weltweite Bekanntheit von Hamburg als Emirates-Zielort zunehmen, was die Nachfrage für die Route Hamburg–Dubai weiter steigern werde, sagte Antinori. „Wenn es sehr gut läuft“, könne auch die zweite tägliche Verbindung, die mit Flugzeugen des Typs Boeing 777-300ER bedient wird, auf den doppelstöckigen Airbus umgestellt werden, so wie das etwa in Düsseldorf bereits geschehen sei: „Wir haben noch mehr A380 zur Verfügung“, so Antinori.

Araber die wichtigsten Kunden

„Wir glauben an Hamburg“, sagte der Airline-Manager, und er vergaß in diesem Zusammenhang auch einen Hinweis auf den guten Tabellenplatz des HSV – dessen Hauptsponsor Emirates ist – in der 2. Bundesliga nicht.

Die Araber sind der bei Weitem wichtigste A380-Kunde von Airbus. Die aktuell 105 Flieger dieses Typs in der Flotte entsprächen zusammen mit dem verbleibenden Auftragsbestand von 57 weiteren A380 einem Betrag von umgerechnet rund 53 Milliarden Euro, erklärte Antinori. Mit einer Nachbestellung im Januar 2018 hatte Emirates dafür gesorgt, dass Airbus die Produktion des Mega-Jets, der bei anderen Airlines weniger gefragt ist als erhofft, vorerst aufrechterhalten kann.

Seit Jahren sei Emirates ein guter Partner des Flughafens Hamburg und des Flugzeugbauers Airbus, sagte dazu Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). „Der Wirtschaftsstandort ist auf die gute Erreichbarkeit aus der Luft angewiesen“, so Tschentscher.

Nicht zuletzt die Luftfahrtbranche selbst mit 40.000 Arbeitsplätzen in gut 300 Unternehmen sorge für die wirtschaftliche Stärke der Stadt – und damit zum Beispiel auch dafür, dass sich Hamburg kostenlose Kita-Plätze für die Bürger leisten könne, sagte der Bürgermeister.