Berlin. Hamburger Unternehmen eröffnet erste Filiale in der Hauptstadt mit erweitertem Sortiment. Startschuss für nationale Expansion.
Blau-weiße Schilder an der Fassade, durch die Schaufenster kann man einen ersten Blick in den neuen Laden werfen. Auf der einen Seite ist eine Bank, auf der anderen ein Friseur. Gegenüber rattert die U-Bahn über ein Hochgleis. Dass in einer belebten Einkaufsstraße eine Filiale der Drogeriemarktkette Budnikowsky eröffnet, wäre in Hamburg und in der Region drum herum nichts Besonders. In Berlin ist es eine Premiere. Die erste Filiale in der Hauptstadt ist der Startschuss für eine bundesweite Expansion der Traditionsfirma – und eine Kampfansage an die Branchenführer dm und Rossmann.
Cord Wöhlke, der die Firma in dritter Generation führt, steht am Tag vor der Eröffnung am heutigen Donnerstag am Eingang des neuen Budnis im Stadtteil Prenzlauer Berg und strahlt. „Es war immer ein Ziel, nach Berlin zu gehen“, sagt der 68-Jährige, der den Familienbetrieb mit Sohn Christoph und Tochter Julia managt. Schon 2002 bei der Errichtung des Logistikzentrums in Hamburg-Allermöhe habe der Plan eine Rolle gespielt. Hamburg und Berlin haben strukturelle Ähnlichkeiten, die Städte sollten mehr zusammenarbeiten, meint der Vollblut-Kaufmann. Wöhlke: „Für mich geht mit der Eröffnung in Berlin ein Traum in Erfüllung.“
Fokus auf regionalen Produkten
Budni in Berlin ist wie Budni in Hamburg. Und doch anders. Lockerer, moderner und offener. Unter der Betondecke laufen die Versorgungsrohre. Direkt im Eingangsbereich der 600-Quadratmeter-Fläche ist ein kleine Cafébar mit Sitzplätzen am Fenster. Dem Kassenbereich gegenüber haben die Einrichtungsexperten Holzlook verpasst. Neben klassischen Drogeriewaren wird eine Vielzahl an Naturkosmetikmarken angeboten. Es gibt Biolebensmittel, aber auch frisches Obst und Gemüse, Brot, Eier und Snacks wie Sushi und Salate für die Büromenschen der Umgebung. „Wir schneiden das Angebot auf jede Filiale zu“, sagt Mitgeschäftsführer Christoph Wöhlke zu der Sortimentserweiterung in Richtung zu einem Nahversorger.
Am Prenzlauer Berg mit seinen kosmopolitischen Metropolenbewohnern liegt der Fokus auf ökologischen und regionalen Produkten wie Craft-Biere, Limonaden, Energieriegel oder Kaffee. Insgesamt wurden bis zu 12.000 Artikel für die Filiale ausgewählt. Es gibt auch einen Fotodrucker, der über WLAN oder App kontaktlos angesteuert werden kann und 3-D-Drucke ermöglicht. Einen Betrag in sechsstelliger Höhe hat das Unternehmen laut Wöhlke in die Filiale investiert. Bis Jahresende soll eine weitere folgen, ebenfalls an der Schönhauser Allee weiter stadteinwärts. Fortsetzung ausdrücklich geplant.
Von besseren Margen profitieren
Die Expansion der Drogeriemarktkette, die in Hamburg und der angrenzenden Region mit 185 Standorten Platzhirsch ist, aber im deutschlandweiten Wettbewerb hinter dm, Rossmann und Müller nur auf Rang vier rangiert, soll das Familienunternehmen nach wirtschaftlich schwierigen Jahren zukunftsfähig machen. Dazu hat der Hamburger Drogerie-David im Mai eine Gesellschaft mit Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka gegründet, in der Einkauf, Verwaltung und Logistik zusammengeführt wurden.
Mit der Kraft der Supermarktkette im Rücken will Budni vor allem von besseren Margen profitieren. „Es läuft gut an. Wir kaufen deutlich günstiger ein“, sagt Julia Wöhlke, Co-Geschäftsführerin im Gemeinschaftsunternehmen. Über die Kooperation will Edeka im profitablen Drogeriemarktsegment mitmischen und Filialen eröffnen, die unter der Marke Budni firmieren. Auf Sicht seien pro Jahr 50 Budni-Märkte unter Edeka-Regie geplant, hatte Edeka-Chef Markus Mosa zuletzt im April gesagt. Details über den ersten in Bremerhaven geplanten Standort wollte das Unternehmen auf Anfrage des Hamburger Abendblatts noch nicht nennen.
Experten sind skeptisch
Nun hat erst mal das Familienunternehmen die Nase vorn. Die Filiale in Prenzlauer Berg ist nicht die erste außerhalb des Budni-Stammgebiets. Auch in Bremen gab es schon mal zwei Filialen, die allerdings im Zuge der Loslösung der Kooperation mit dm geschlossen worden waren. Der Berliner Standort sei in einem längeren Prozess unter 50 Angeboten ausgewählt worden, sagt Junior-Chef Christoph Wöhlke, dessen Handschrift Budni Berlin trägt. Zwei Tage sei das Führungstrio durch die Hauptstadt gelaufen, letztlich habe der Kiez am Prenzlauer Berg am besten zum stark stadtteilorientieren Konzept des Hamburger Drogeriewarenhändlers gepasst. „Manchmal entscheiden schon 20 Meter über die richtige Lage“, so der 40-Jährige, der seine Haare gern zum Zopf bindet.
Ob der Plan aufgeht, muss sich jetzt zeigen. Nur wenige Meter weiter ist ein dm-Markt, der gerade mit Geburtstagsrabatten lockt. Im Shoppingcenter gegenüber sind dm und Rossmann vertreten. Experten bewerten die Chancen von Budni, angesichts der Marktmacht national zu expandieren, skeptisch. Das könne nur mit einem Format gelingen, das differenziert und aus Konsumentensicht relevant genug ist. „Wir sind anders“, sagt Budni-Chef Cord Wöhlke selbstbewusst. Immerhin: Am Tag vor der Eröffnung standen schon die ersten Kunden vor der Tür – sie war allerdings noch verschlossen.