Hamburg. Hamburger Lebensmittelhändler und Budnikowsky gehen wohl zunächst nach Berlin. Streit um Preise mit Nestlé noch nicht beendet.
Voraussichtlich noch in diesem Jahr eröffnen die ersten Budnikowsky-Drogeriemärkte, die unter Regie von Edeka betrieben werden. „Sehr wahrscheinlich noch 2018 werden wir zunächst mit einer Handvoll Märkte starten“, sagte Edeka-Vorstandschef Markus Mosa am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz von Deutschlands größtem Lebensmittelhändler in der Hamburger Konzernzentrale. Standort dürfte Berlin sein.
Edeka und Budni hatten ihre Kooperation vor mehr als einem Jahr bekannt gegeben. Sie wollen so den großen deutschen Drogeriemarktketten dm und Rossmann gemeinsam Paroli bieten und bundesweit expandieren. Der Lebensmittelkonzern nutzt dabei die Branchen- und Marktkenntnisse von Budnikowsky. Das Hamburger Traditionsunternehmen ist bislang nur in der Metropolregion Hamburg mit gut 180 eigenen Märkten präsent und leidet unter der wachsenden Konkurrenz der beiden sehr viel größeren Rivalen.
Edeka sieht wie Budnikowsky aus
Edeka übernimmt für seine neuen Drogeriemärkte das Budni-Design. „Auch die von Edeka betriebenen Märkte werden unter Budni firmieren, und sie sehen auch genauso aus“, sagte Mosa. Vorangetrieben werde die bundesweite Expansion zunächst von der Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover. Sie ist innerhalb des Konzerns für das gesamte Gebiet zwischen der niedersächsischen Nordseeküste und der polnischen Grenze zuständig. Auch Berlin gehört dazu.
Budnikowsky selbst hat nach mehreren Verlustjahren derzeit ebenfalls wieder Expansionspläne und angekündigt, bis zu zehn neue Filialen pro Jahr eröffnen zu wollen. Mitinhaber Cord Wöhlke, der die Kette gemeinsam mit seinen Kindern Julia und Christoph führt, hat erklärt, er könne sich eine Expansion in die Hauptstadt vorstellen.
Mosa sagte, es sei möglich, dass es in Berlin künftig sowohl Budni-Filialen in Edeka-Regie als auch solche unter Budnikowsky-Regie gebe. „Wenn ein selbstständiger Edeka-Kaufmann einen neuen Markt eröffnet und damit anderen Edeka-Märkten Konkurrenz macht, können und wollen wir das ja auch nicht verhindern.“ Ein Edeka-Sprecher ergänzte auf Abendblatt-Anfrage, es sei theoretisch sogar denkbar, dass es von Edeka geführte Budni-Märkte in der Budnikowsky-Stammregion Hamburg geben werde. Derzeit gebe es dafür allerdings keinerlei Pläne, die Expansion solle in anderen Regionen erfolgen, betonte der Sprecher.
Dieselben Produkte in zwei Verpackungen
Angleichen werden sich die bei Budni und bei Edeka angebotenen Eigenmarken-Drogerieartikel, sagte der Vorstandschef. „Da wir gemeinsam einkaufen, werden die Produkte von einem Band laufen, aber in unterschiedlichen Verpackungen.“ Die Edeka-Eigenmarken Elkos oder Gut&Günstig werde es weiterhin geben.
Mosa sagte, es gebe bei Edeka die Erwartung, dass durch den Einstieg in das Drogeriefachmarktgeschäft deutliche Umsatzzuwächse erzielt werden können. Eine Vielzahl von Kunden kaufe Drogerieartikel in einem Fachmarkt, weil ihnen das Angebot in einem Supermarkt nicht ausreiche. Deshalb sehe er auch nicht die Gefahr, dass Umsätze von Vollsortimentern in die neue Fachmärkte abgezogen würden.
„Auf Sicht“ sei geplant, dass pro Jahr etwa 50 neue Budni-Märkte in Edeka-Regie eröffnet werden, sagte Mosa. In Einkaufszentren, in denen es neben einem Edeka-Markt auch einen Drogeriemarkt gebe, solle der nicht mehr selbstverständlich zu dm oder Rossmann gehören. Deshalb sei es besonders wichtig, dass die wenigen Märkte, mit denen man starte, schnell erfolgreich seien, so Mosa. „Dann werden die selbstständigen Edeka-Händler sagen: ,Das will ich auch.’“
Den nächsten Schritt in diese Richtung gehen Edeka und Budnikowsky am 1. Mai. Dann nimmt das in Hamburg ansässige Gemeinschaftsunternehmen, in dem unter anderem Einkauf, Werbung, Sortimentsauswahl, Logistik und Werbung gebündelt sind, die Arbeit auf.
Edeka-Verbund durchbricht50-Milliarden-Euro-Marke
Der Streit zwischen Edeka und Nestlé um Rabatte und Einkaufskonditionen für die Produkte des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns geht derweil weiter. Edeka hatte seinen Händlern in den vergangenen Wochen geraten, das Produktangebot von Nestlé-Marken wie Wagner-Pizza, Vittel, KitKat oder Maggi in den Märkten zu verringern, und den Einkauf bei Nestlé gestoppt oder zumindest zurückgefahren, um so in den laufenden bilateralen Verhandlungen Druck auszuüben.
Nestlé habe in der vergangenen Woche ein neues Angebot vorgelegt, mit dem Edeka aber noch nicht einverstanden sei, sagte Mosa. „Wir kommen voran, und wir wollen auch den Streit beilegen, haben aber noch keine Einigkeit erzielt.“ Deutschlands größter Lebensmittelhändler sei zudem nur einer von mehreren großen Abnehmern von Nestlé-Produkten, der mit den Konditionen nicht einverstanden sei. Und in der Vergangenheit habe sich Edeka in ähnlicher Weise schon mit Mars, Pepsi oder L`Oréal angelegt. „Das ist ein ganz normaler Prozess. Die Einkaufsgespräche werden bereits seit September geführt. In manchen Fällen dauert es etwas länger, bis man sich einigt.“ Edeka spüre derzeit keinen Druck – auch nicht vonseiten der Kunden. Tatsächlich haben viele Edeka-Märkte die Nestlé-Produkte weiter im Sortiment.
Der Edeka-Verbund steigerte 2017 seinen Gesamtumsatz um 5,4 Prozent und durchbrach mit 51,9 Milliarden Euro erstmals in der Firmengeschichte die 50-Milliarden-Euro-Marke. Gut die Hälfte davon entfällt auf 3800 selbstständige Kaufleute mit 5800 Märkten. Im ersten Quartal 2018 sei der Umsatz um fünf Prozent gewachsen, so Mosa. Auch, weil Ostern bereits im März lag.