Hamburg. Hamburger Drogeriemarktkette verringert Verlust und stellt wieder Personal ein. Budnis Einkaufsbündnis mit Edeka kommt voran.

Bei der jahrelang schwächelnden Drogeriemarktkette Budnikowsky mehren sich die Anzeichen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation: Nach zwei Geschäftsjahren mit Millionenverlusten hat das Hamburger Traditionsunternehmen im Ende Februar abgeschlossenen Geschäftsjahr 2016/17 seine Ergebnissituation wieder verbessert. Das erklärte Miteigentümer Cord Wöhlke, der das Unternehmen mit gut 180 Filialen gemeinsam mit seinen Kindern Julia und Christoph führt, auf Anfrage des Abendblatts. „Das Jahresergebnis hat sich planmäßig verbessert, ist unter dem Strich aber noch negativ“, sagte Wöhlke.

Für die beiden Geschäftsjahre zuvor hatte das Unternehmen, das in Hamburg zwar Marktführer ist, aber unter zunehmendem Druck der sehr viel größeren Konkurrenten Rossmann und dm steht, jeweils Verluste in siebenstelliger Höhe gemeldet. Nach zwei Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014/15 weitete sich das Minus im Folgejahr gar auf 6,1 Millionen Euro aus. Das geht aus den im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschlüssen hervor. Die Zahlen für das jüngste abgeschlossene Geschäftsjahr hat Budnikowsky noch nicht publiziert. Klar ist aber: Es war für Budni ein weiteres Verlustjahr, das dritte in Folge.

Zahl der Mitarbeiter stieg um 2,2 Prozent

Wöhlke sagte, der Umsatz habe 2016/17 erwartungsgemäß auf dem Vorjahresniveau gelegen – damals beliefen sich die Erlöse auf gut 430 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter (derzeit etwa 2800) wuchs demnach zuletzt sogar wieder: um 2,2 Prozent. Für das Vorjahr hatte das Unternehmen noch eine Reduzierung der Belegschaft um 3,7 Prozent vermeldet. Etwas mehr als 100 Arbeitsplätze fielen weg.

Die Senkung von Personalkosten – unter anderem durch eine Nullrunde beim Lohn im vergangenen Jahr – ist einer von vielen Wegen, auf denen der Hamburger Platzhirsch versucht, sich der schier übermächtigen Konkurrenz von Rossmann und dm zu erwehren. Beide betreiben jeweils gut zehnmal so viele Filialen wie Budnikowsky und expandieren stark. Insbesondere der deutsche Marktführer dm versucht, durch die Eröffnung weiterer Filialen in Hamburg, Budni Kunden abspenstig zu machen. Bis vor wenigen Jahren hatten beide Unternehmen noch kooperiert, dm hielt sich auf dem Hamburger Markt lange spürbar zurück. Doch dann expandierte dm auch in der Hansestadt, Budni beendete im Gegenzug den Verkauf von Produkten der dm-Marke Balea und ersetzte sie durch eigene Produkte. Die kamen nicht bei allen Kunden gut an.

Schlechtere Konditionen bei den Herstellern als Großkunden

Budnis bislang größtes Problem aber ist die vergleichsweise geringe Einkaufsmacht. Für viele Markenhersteller sind die Hamburger nur ein mittelgroßer Abnehmer, der schlechtere Konditionen erhält als die Großkunden. „Es gibt Lieferanten, bei denen wir Nachteile von zehn Prozent und mehr haben“, sagte Christoph Wöhlke unlängst dem Abendblatt.

Schon seit geraumer Zeit steuert die Geschäftsführung das Familienunternehmen auf Erneuerungskurs: Defizitäre Geschäfte wurden geschlossen, Personal zunächst abgebaut, die Sortimente an den einzelnen Standorten stärker an die Kundenwünsche angepasst und Filialen modernisiert, eine Smartphone-App für Kunden geschaffen. All das kostete und kostet weiter viel Geld – mehr, als im zunehmend schwierigen operativen Geschäft mit Drogeriewaren hereinkommt, in dem inzwischen auch Supermarktketten und Discounter sehr viel intensiver mitmischen als noch vor wenigen Jahren. Die Investitionen in die Zukunft drückten das Unternehmen zunächst einmal in die roten Zahlen.

Ertragskraft sei „signifikant verbessert“, sagt Cord Wöhlke

Doch Cord Wöhlke sagt jetzt, die Optimierungsmaßnahmen zeigten mittlerweile Wirkung und schlügen sich im laufenden Geschäftsjahr bereits „positiv in den Zahlen nieder“, die Ertragskraft habe sich „signifikant verbessert“. Auch durch „erste Effekte aus der Allianz mit Edeka“.

Die hatten Budni und Deutschlands größte Supermarktkette im Frühjahr bekannt gegeben. Beide Unternehmen kaufen die klassischen Drogeriemarktartikel künftig gemeinsam und daher günstiger bei den Herstellern ein. Alle Dienstleistungen für den Vertrieb werden in einer neuen Gesellschaft gebündelt­, und das Marketing wird koordiniert­. „Die Realisierung der Einkaufs­allianz ist weitestgehend ab­geschlossen“, sagte Cord Wöhlke jetzt dem Abendblatt. Die gemeinsame Servicegesellschaft mit Edeka solle im kommenden Jahr an den Start gehen.

Zehn neue Filialen im kommenden Jahr

Edeka hat angekündigt, eine eigene Drogeriekette aufzubauen und pro Jahr bis zu 50 Filialen neu zu eröffnen. Auch die Wöhlkes schalteten vor Kurzem auf Offensive um: „Wir wollen allein im kommenden Jahr zehn neue Filialen eröffnen“, sagte Christoph Wöhlke dem Abendblatt. Und Vater Cord ergänzte: „Budni in Berlin kann ich mir gut vorstellen. Grundsätzlich sehen wir unsere Stärke vor allem in Metropolen.“

Erstes Ziel aber bleibt die Rückkehr in die Gewinnzone – nicht nur im operativen Geschäft, sondern auch nach Abzug von einmaligen Sonderausgaben. Ob das noch im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 gelingt, bleibt einstweilen offen. Im jüngsten veröffentlichten Jahresabschlussbericht heißt es: „Mit einem positiven Ergebnis nach Sondereffekten wird im Geschäftsjahr 2018/19 gerechnet, wenn die eingeleiteten Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten.“ Cord Wöhlke formuliert es mittlerweile sogar ein kleines bisschen optimistischer. Er rechnet für 2018/19 jetzt mit einem „signifikant positiven Unternehmensergebnis“.