Hamburg. Containerumschlag legt nur leicht zu, während die Häfen Rotterdam und Antwerpen deutlich stärker wachsen. Warum ist das so?

Der Hamburger Hafen fällt im Vergleich zu seinen größeren europäischen Konkurrenten immer weiter zurück: Während der Containerumschlag in Hamburg in den ersten neun Monaten 2017 gerade einmal um 0,4 Prozent auf 6,75 Millionen Standardboxen (TEU) vorankam, erreichte Rotterdam ein Plus von 10,1 Prozent, und Antwerpen erzielte einen Zuwachs von immerhin 3,2 Prozent.

„Wir sind limitiert durch die noch immer nicht beschlossene Fahrrinnenanpassung der Elbe“, sagte Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing. So könnten Großcontainerschiffe, die immer größere Anteile des Asien-Verkehrs übernehmen, Hamburg nicht optimal ausgelastet ansteuern. Von Januar bis Ende September liefen den Angaben zufolge bereits 77 Superfrachter mit Kapazitäten von je mehr als 18.000 TEU den Hafen der Hansestadt an, gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete das eine Steigerung der Anlaufzahl von fast 90 Prozent.

Kruse ist besorgt

„Wäre die Fahrrinnenanpassung schon erfolgt, hätten wir in den ersten neun Monaten bis zu 700.000 TEU mehr umschlagen können“, erklärte Mattern. Allerdings ist die Verzögerung der Elbvertiefung nicht der einzige Grund für das vergleichsweise schwache Abschneiden Hamburgs. „Rotterdam hat fünf Milliarden Euro in einen nagelneuen Hafen investiert“, sagte Matterns Vorstandskollege Ingo Egloff. Um diese Kapazitäten zu füllen, gingen die Niederländer auch mit „Dumping-Preisen“ an den Markt.

Angesichts der am Donnerstag veröffentlichten Hamburger Quartalszahlen zeigte sich Michael Kruse, der Vorsitzende und wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, besorgt über das „mickrige Wachstum“ des Hafens: „Die heutigen Zahlen zeigen: Hamburg braucht die Fahrrinnenanpassung, und zwar schnell.“ Die bisher eingetretenen Verzögerungen hätten bereits „massiven Einfluss auf die Entwicklung des Hafens und damit auf den Wohlstand der Stadt.“

Leichter Rückgang

Betrachtet man den Gesamtumschlag, also außer den in Containern transportierten Waren auch die Massengut- und klassischen Stückgutmengen, ergibt sich für die ersten drei Quartale sogar ein leichter Rückgang von 0,5 Prozent auf 104,3 Millionen Tonnen. Für das gesamte Jahr 2017 rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens mit einem Seegüterumschlag von 138 Millionen Tonnen und mit rund 8,9 Millionen TEU bei den Container. Das entspräche einem Resultat auf dem Niveau des Vorjahres.

Auch wenn die Umschlagzahlen der ersten neun Monate auf eine Stagnation im Hamburger Hafen hindeuten, verbergen sich dahinter einige Veränderungen. So wuchs der Handel mit China, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner, um 2,5 Prozent. Indien dagegen kämpft nach der missglückten „Bargeld-Offensive“ – das Land wollte im Kampf gegen die Korruption einen Großteil des Bargelds abschaffen – mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und ist nach Angaben von Egloff aus der Top-Ten-Liste der Handelspartner des Hafens herausgefallen. Vietnam hingegen profitiere vom zunehmenden Lohnabstand zu China. Der Containerumschlag mit Vietnam legte um mehr als 60 Prozent zu.

Deutliche Verschiebungen

Auch unter den Umschlagunternehmen im Hamburger Hafen gibt es offenbar deutliche Verschiebungen. Am Dienstag hatte die HHLA ein Plus von 11,8 Prozent an den drei Hamburger Terminals vermeldet. Dementsprechend müsste die Umschlagmenge des Konkurrenten Eurogate in Hamburg rein rechnerisch um mehr als 25 Prozent gesunken sein.

container.jpg