Hamburg. Der Hamburger Hafen verliert gegenüber der Konkurrenz an Boden. Für das Gesamtjahr ist nicht mehr als Stagnation zu erwarten.
Der Hamburger Hafen hat in den ersten drei Monaten des Jahres beim Containerumschlag Marktanteile gegen die Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen verloren. Insgesamt gingen 2,22 Millionen Standardcontainer (TEU) über die Kaikanten und damit 0,7 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, teilte die Marketing-Gesellschaft des Hafens am Mittwoch in der Hansestadt mit. Gleichzeitig legte Rotterdam um 8,8 Prozent zu und Antwerpen um 0,7 Prozent. Diese beiden Häfen vereinen fast 60 Prozent des Containerverkehrs in Nordwesteuropa auf sich. Der Hamburger Marktanteil liegt bei 22,7 Prozent.
Hinter dem leichten Rückgang des Hamburger Containerumschlags verbergen sich zum Teil gegenläufige Entwicklungen. So war der Verkehr mit dem größten Handelspartner China um 2,0 Prozent rückläufig, während das zweitgrößte Marktsegment Russland um 15,6 Prozent zunahm. Die Marketing-Gesellschaft erwartet für das Gesamtjahr kein nennenswertes Wachstum für den Hamburger Hafen. „Insgesamt ist unser Eindruck, dass dieses Ergebnis positiv zu bewerten ist“, sagte Vorstand Ingo Egloff. „Wir bleiben bei unserer Prognose, dass 2017 nicht schlechter wird als 2016.“
"Noch größere Schiffen hätten in vielen Welthäfen Probleme"
Die anhaltende Stagnation des Hamburger Hafens im Containerverkehr ist auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Dazu zählen neben konjunkturellen Entwicklungen bei wichtigen Handelspartnern und den Rahmenbedingungen im Wettbewerb auch einige strukturelle Faktoren. Der globale Containerverkehr wuchs über einen langen Zeitraum deutlich stärker als die globale Wirtschaftsleistung und der Welthandel. Diese Entwicklung sei zu einem Ende gekommen, sagte der Analyst Jan Tiedemann von dem maritimen Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Alphaliner. Die Containerisierung habe ihren Abschluss gefunden und damit sei künftiges Wachstum begrenzt.
Auf der Hauptroute des Welthandels zwischen Asien und Europa werden nach Ansicht des Experten künftig weitgehend sogenannte Megamax-Schiffe mit 18.000 bis 21.000 TEU Tragfähigkeit eingesetzt. Davon würden bis 2019 mehr als 100 Einheiten gebaut, von denen die Hälfte bereits ausgeliefert sei. „Die Kapazität dieser Schiffe ist erheblich angestiegen, aber für die nautische Erreichbarkeit entscheidend ist die Größe“, sagte Tiedemann. Die Abmessungen dieser Schiffe von 400 Meter Länge und 59 Meter Breite seien ungefähr gleich geblieben und würden sich vermutlich auch in den nächsten Jahren nicht mehr verändern. „Noch größere Schiffen hätten in vielen Welthäfen Probleme, nicht nur in Hamburg“, sagte Tiedemann.
Allein im ersten Quartal kamen 74 Schiffe mit mehr als 14.000 TEU
Damit bestehe die Herausforderung für die Häfen darin, für die steigende Zahl dieser Schiffe genug geeignete Liegeplätze, Containerbrücken und Kapazitäten für den An- und Abtransport der großen Containermengen zu schaffen. In Hamburg können die großen Schiffe ausgerechnet das modernste Containerterminal Altenwerder nicht mehr anlaufen, weil sie nicht unter der Köhlbrandbrücke hindurchpassen. „Ein weiterer Ausbau der Hafen-Infrastruktur ist wegen der steigenden Anzahl großer und sehr großer Schiffe notwendig“, sagte Tiedemann. Allein im ersten Quartal kamen 74 Schiffe mit mehr als 14.000 TEU Tragfähigkeit nach Hamburg, das sind 61 Prozent mehr als im gleichen Quartal des Vorjahres.
Insgesamt hat der Hafen in den ersten drei Monaten 35,4 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen und damit 1,7 Prozent mehr als im gleichen Vorjahresquartal. Das lag vor allem an einem stark steigenden Bedarf an Kohle für das Kraftwerk Moorburg und andere energieintensive Produktionsbetriebe. Der Massengutumschlag des Hafens stieg um 6,7 Prozent auf 12,2 Millionen Tonnen, so viel wie noch nie in einem Quartal.