Hamburg. Der Test: Firmen in der Region überraschen mit neuen Produkten. Wir prüfen, wie gut sie sind. Heute: Hanzz Gans von Germanwurst.

Norbert Balszuweit ist in einem Alter, in dem viele aus seinem Jahrgang längst im Vorruhestand sind, und er hat in seinem Berufsleben Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Bereichen gesammelt: Er lernte Schriftsetzer, später Fotograf, ist seit mehr als 30 Jahren selbstständig. Erst in der Kreativbranche, später im Immobiliengeschäft. Seit mehr als drei Jahren macht der 64-Jährige etwas ganz anderes: Bratwurst.

Balszuweit ist einer dieser Menschen, die das, was sie im Privaten gern tun, irgendwann zum Beruf machen, zur Haupteinnahmequelle, mindestens aber zur Hauptbeschäftigung. Gar nicht unbedingt, weil sie das müssen, sondern, weil sie das wollen. Weil es Spaß macht – meistens jedenfalls. „Ich habe es mir tatsächlich etwas einfacher vorgestellt und dass der Erfolg schneller eintritt. Man merkt im Kontakt mit Gastronomen und dem Handel manchmal schon, dass man noch ein vergleichsweise kleiner Anbieter ist“, sagt er – und gibt ganz offen zu: „Allein von Hanzz Wurst könnte ich noch nicht leben. Alle Überschüsse gehen direkt wieder in den Ausbau des Unternehmens.“

Die Wurst ist eine Eigenkreation

Norbert Balszuweit kocht gern, er grillt gern, er serviert gern etwas Leckeres. Das merkt man, wenn er einen Hotdog anrichtet: hier noch ein Klacks selbstgerührte Soße aufs Brötchen, dort noch ein Scheibchen Rote Bete auf die Rucola-Blätter – und damit der Snack nicht auseinanderfällt, halten gleich drei Sticks die Teighälften und die Wurst zusammen.

Und diese Wurst ist eine Eigenkreation. Drei Varianten lässt Balszuweit bei einer Fleischerei auf dem Hamburger Schlachthof schon seit Längerem produzieren: Hanzz klassisch, Hanzz rauchig, Hanzz scharf. Alle gut geeignet für Grill und Pfanne, oder um – zum Beispiel – eine Currywurst zuzubereiten. Das Hanzz im Produktnamen kommt von Balszuweits Onkel. Der vermittelte dem Neffen die Leidenschaft für gutes Essen – und hieß Hans.

Erhältlich in 100 Supermärkten

Anfang November, rechtzeitig vor dem Martinstag, brachte er nun seine vierte Variante in den Handel: Hanzz Gans. „Die Idee, eine Wurst nur aus Gänsefleisch zu machen, gab es schon 2015. Im vergangenen Jahr haben wir erste kleine Markttests durchgeführt“, sagt er. Die richtige Rezeptur zu finden, hat einige Zeit gedauert. Zum Markstart hat Balszuweit einige Tausend Gänsewürste produzieren lassen, das Fleisch bezieht er aus Polen und Ungarn. Bis kurz nach dem Jahreswechsel soll Hanzz Gans über den Handel und im Onlineshop (www.hanzzwurst.de) vertrieben werden. „Wenn wir 50.000 Hanzz Gans verkaufen, wäre das schon ein guter Auftakt“, sagt Balszuweit.

Mit dem Produkt verlängert er auch seine Verkaufssaison. Denn in den drei bisherigen Varianten gibt es sie nur während der Grillsaison von März bis Oktober. Dann sind die rund drei Wochen haltbaren Würste, die Fleisch vom Susländer Schwein aus Schleswig-Holstein beinhalten, in den Kühlregalen von derzeit etwa 100 Supermärkten der großen Handelsketten Edeka und Rewe in Hamburg und Umgebung erhältlich.

Die Würste seien ohne Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker, sagt der Hamburger: „Bei der Produktion wird kein Eis oder Wasser zugesetzt.“ Der Viererpack kostet für gewöhnlich 5,99 Euro, für die Zweierpackung lautet die unverbindliche Preisempfehlung 3,49 Euro. „Zielgruppe sind Verbraucher, die sich bewusst ernähren und bereit sind, für gute Lebensmittel mehr auszugeben.“ Erste Markttests fanden im Gogärtchen auf Sylt statt und waren erfolgreich. Balszuweit startete 2014 sein Bratwurst-Business.

Die Tunke heißt wild-fruchtig mit Brombeere

Anders als die Hanzz-Würste aus Schwein ist die Hanzz Gans nicht für den Grill geeignet, sie wird in der Pfanne mit wenig Öl gebraten. „Um ihren Geschmack hervorzuheben. Auf dem Grill könnte sie zu trocken werden.“ Einen Serviervorschlag hat Balszuweit auch: „Rotkohl passt sehr gut, Grünkohl auch. Oder ein Rosenkohl-Püree.“ Für Hans Ganzz hat er zudem eine eigene Tunke entwickelt. Die Geschmacksrichtungen pikant-fruchtig mit Birne und tomatig-würzig mit Tamarillo gab es schon, wild-fruchtig mit Brombeere ist hinzugekommen.

Auch ins eigene Marketing hat Balszuweit 2017 kräftig investiert: An Wochenenden ist er jetzt mit einem eigenen Foodtruck, einem dreirädrigen Piaggio mit Grillstation, auf Straßenfesten und Food-Märkten, vor Theatern und Konzerthallen unterwegs. Seit Sommer betreibt er seinen Onlineshop, der etwa 20 Prozent des Umsatzes einspielt. Die Präsenz im Internet hat auch außerhalb Deutschlands die Aufmerksamkeit auf das Hamburger Unternehmen gelenkt. „Ich hatte schon Bestellungen aus Spanien, Italien und Österreich“, sagt Balszuweit. Seiner Firma hat er einen Namen gegeben, der international verstanden wird: Germanwurst.

Eine witzige Idee – aber wo ist nur der Geschmack nach Gans?

Das Produkt Hanzz Gans ist eine Bratwurst im Naturdarm, deren Fleischanteil (83 Prozent) allein von Gänsen stammt. Eine Wurst wiegt 90 Gramm. Verkauft werden je zwei Stück in einer Packung. Da die Wurst keine Konservierungsstoffe enthält, ist sie gekühlt drei Wochen lang haltbar. Verkauft wird die Gänse-Bratwurst in einem Teil der etwa 100 Edeka- und Rewe-Supermärkte in Hamburg und Umgebung, die auch die anderen Hanzz-Wurstsorten anbieten, oder in Norbert Balszuweits Online-Shop (www.hanzzwurst.de).

Die Gänsefleisch-Wurst
Die Gänsefleisch-Wurst © Michael Rauhe

Der Preis Die Packung mit zwei Würsten kostet im Online-Shop 4,99 Euro. So lautet auch die unverbindliche Preisempfehlung für den Handel. Für den Versand im Kühlpaket kommen je nach Bestellwert unterschiedlich hohe Portokosten zwischen 9,49 Euro (bei Bestellwert unter 15,50 Euro) und 3,49 Euro hinzu. Bei einem Bestellwert ab 59 Euro werden keine Versandkosten berechnet.

Inhaltsstoffe/Nährwertangaben 100 Gramm Wurst haben nach Herstellerangaben 217 Kalorien und enthalten 14,8 Gramm Fett. Anders als die drei anderen Hanzz-Wurstsorten enthält die Gänsewurst Trinkwasser (8 Prozent) sowie Salz, Gewürze, frische Kräuter, Säuerungsmittel sowie Natriumcitrat.

Geschmack Die Tester sind sich einig: Die Wurst ist zu fest und zu trocken. Wohl auch deshalb liegt sie lang und etwas schwer im Magen. Bereits nach einer Wurst ohne Beilagen stellt sich ein Sättigungsgefühl ein, eine zweite Gänsewurst wäre zu viel. Und: Während beim Braten der Geruch nach Gänsefleisch durchaus präsent ist, entwickelt er sich auf Zunge und Gaumen entweder gar nicht oder nur leicht und spät. Einschätzungen: „Die Gewürze stehen zu stark im Vordergrund“, „erinnert an Weihnachtsgebäck“, sogar „schmeckt wie eine vegane Ersatzwurst.“

Fazit Eine witzige Produkt-Idee, geschmacklich überzeugt Hanzz Gans aber nicht. Die Erwartung an eine Gänsewurst wird nicht erfüllt. Das Abendblatt gibt 2,5 von 5 Sternen.

Der Abendblatt-Test – jeden Dienstag im Wirtschaftsteil. Alle bisherigen Folgen lesen Sie online unter www.abendblatt.de/testserie