Hamburg. Zur Rettung seines Unternehmens will sich der bekannte Hamburger Reeder von der “Clan VIII“ trennen. HSH Nordbank stundet Kredite.
Zur Rettung seines finanziell angeschlagenen Unternehmens nimmt der bekannte Hamburger Reeder Bertram Rickmers vieles auf sich: Er trennt sich von 75,1 Prozent an der Rickmers Holding, steckt 20 Millionen Euro in akute Verbindlichkeiten und 10 Millionen Euro in ein Darlehen, falls weiterer liquide Mittel nötig sind. Zudem verzichtet er bis 2021 auf Einkünfte aus Namensrechten.
Doch damit nicht genug. Aus Kreisen heißt es jetzt, dass sich Bertram Rickmers von einem privaten Schmuckstück trennen will. Dabei geht es um die 45 Meter lange elegante Segelyacht „Clan VIII“ an der Rickmers 50 Prozent hält. Die unter maltesischer Flagge segelnde Superyacht für sechs Mann Besatzung und sieben Gäste landete bei Regatten in den vergangenen Jahren immer auf vorderen Plätzen. Häufig dabei: Betram Rickmers.
Betriebskosten liegen bei 600.000 Euro pro Jahr
Doch jetzt, so heißt es, will oder muss er seinen Anteil an dem Schiff verkaufen. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei 600.000 Euro, wie die Rickmers Holding bestätigte. Diese kämen aber durch die Vercharterungen des auf der italienischen Werft Perini Navi gebauten und luxuriös ausgestatteten Schiffs wieder herein. Tatsächlich kostet eine Woche 130.000 Euro. Da es sich um ein privates Engagement von Rickmers handelt, hätte die Holding von einem Verkauf der Yacht sowieso nichts. Diese ist aber dringend auf frisches Kapital angewiesen.
Auch im vergangenen Jahr haben sich die Charterraten, die eine Haupteinnahmequelle der Rickmers Gruppe darstellen nicht erholt – im Gegenteil, sie gerieten noch weiter unter Druck. In den ersten neun Monaten 2016 häufte das Unternehmen einen Verlust von knapp 200 Millionen Euro an. Ende der Woche soll der vollständige Geschäftsbericht vorgelegt werden.
Die Stunde der Entscheidung naht
Unterdessen naht für die angeschlagene Reederei die Stunde der Entscheidung: Vom 8. bis zum 10. Mai stimmen die Gläubiger über den Sanierungsplan für die Rickmers Holding AG. Lehnen sie den Plan ab, droht der Holding die Pleite. Damit liegt das Schicksal einer der namhaftesten Hamburger Reedereien in der Hand von rund 1000 Anlegern, die Schuldverschreibungen über 275 Millionen Euro erworben haben, die Rickmers 2013 zu einem Zinssatz von 8,875 Prozent ausgegeben hat.
Um diesen Anlegern überhaupt Geld zurückgeben zu können, sollen die von Rickmers übertragenen 75,1 Prozent sowie die Verbindlichkeiten des Unternehmens in einer Luxemburger Zweckgesellschaft zusammengeführt werden. Diese soll die 75,1 Prozent des Unternehmens verkaufen und die Erlöse an die Gläubiger ausschütten.
HSH Nordbank ist größter Gläubiger der Rickmers Gruppe
Laut dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Plan sollen 57,6 Prozent an die Anleihegläubiger fallen, 36,1 an die HSH Nordbank. Diese ist der größte Gläubiger der Rickmers Gruppe. Nach Abendblatt-Informationen hat sie Forderungen in Höhe von rund 750 Millionen Euro an Rickmers. Was sie davon jemals wiedersieht ist offen. Damit die Reederei ihren Geschäftsbetrieb überhaupt fortführen kann, stundet die HSH Nordbank dem Unternehmen Kredite in Höhe von knapp 50 Millionen Euro. Diese Summe soll die HSH Nordbank laut Bundesanzeiger vor allen anderen Gläubigern zurückherhalten.