Reeder Rickmers muss für Fehler in der Vergangenheit zahlen. Steuergelder wurden verschwendet – ohne Konsequenzen für Manager.

Der Hamburger Reeder Bertram Rickmers muss die Mehrheit an seinem Unternehmen verkaufen und eine Mitgift von mehr als 30 Millionen Euro drauflegen. So spektakulär die Meldung ist, so wenig hat sie die Branche wirklich überrascht. Zum einen sind die Beteiligten durch immer neue Hiobsbotschaften aus der maritimen Branche nach mehr als acht Jahren Schifffahrtskrise abgestumpft. Zum anderen wurde seit Längerem über die Schieflage von Rickmers spekuliert.

Bis zum Schluss hat sich der Firmengründer gegen das Unvermeidliche gestemmt. 2016 startete er noch den vergeblichen Versuch, durch die Zusammenlegung seines Schifffahrtsgeschäfts mit dem seines Bruders Erck die Firma zu retten. In diesem Jahr machte Ber­tram mit dem Notverkauf der Rickmers-Linie und der Pleite einer Anleihe in Singapur von sich reden. Um die Insolvenz zu vermeiden, muss er nun die Notbremse ziehen. So einfach ist das – oder etwa doch nicht?

Warum wurde kein Manager juristisch belangt?

Bei aller Routine in der Abwicklung des Schifffahrtsgeschäfts sollte betont werden, dass auch in diesem Fall riesige Millionensummen an Kapital verbrannt worden sind. Wer 2013, also mitten in der Schifffahrtskrise, Anleihen für mittelgroße Schiffe herausgab und den Anlegern dazu einen festen Zinssatz von mehr als acht Prozent versprach, hat grob fahrlässig gehandelt.

Rickmers hat zu lange an dem überholten Grundsatz festgehalten, dass Schiffsfinanzierungen so etwas wie Lizenzen zum Gelddrucken sind. Zudem fällt wieder einmal auf, dass der Hauptgläubiger die HSH Nordbank ist, die sehen muss, wie sie an ihr Geld kommt. Es ist unfassbar, wie leichtfertig in diesem Haus mit Steuergeldern umgegangen wurde – und dass dafür immer noch kein Manager juristisch belangt worden ist.