Hamburg. Nach Übernahme durch Bremer Unternehmen sind Hunderte Jobs in Gefahr. Bestellungen der Marine könnten zu spät kommen.
Die Mitarbeiter von Blohm + Voss plagen Arbeitsplatzsorgen. Am kommenden Dienstag will der neue Eigentümer, die Bremer Werftengruppe Lürssen, bekannt geben, wie es mit Hamburgs Traditionsunternehmen weitergehen soll – und wie viele Mitarbeiter dazu benötigt werden. Nach Abendblatt-Informationen sind mehrere Hundert Stellen in Gefahr. Bei einem aktuellen Stammpersonal von derzeit 980 Mitarbeitern wäre das ein herber Einschnitt.
Dabei ist die Aussicht für die Werft zumindest im Marineschiffbau gar nicht so schlecht. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte Ende des vergangenen Jahres die Mittel für den Bau von fünf neuen Korvetten für die Bundesmarine freigegeben. Das Bundesverteidigungsministerium erklärte dazu im Januar, dass der Auftrag nicht ausgeschrieben wird, sondern vom selben Werftenkonsortium übernommen werden soll, das auch die ersten fünf Korvetten dieses Typs gebaut hat: Blohm + Voss, Lürssen und die Nordseewerke.
Ausschreibung verschoben
Auch beim Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS 180) will das Ministerium den Auftrag von bisher einem auf drei Schiffe ausweiten. Doch bis die Aufträge soweit vorliegen, dass die Werftarbeiter loslegen können, vergehen noch Monate. Die Ausschreibung zur Vergabe des MKS 180 ist sogar auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschoben worden.
Dieser Zeitraum ist für Blohm + Voss offenbar zu lang. Denn die Auftragslage ist schlecht. Noch bis 2019 bauen die Werftarbeiter im Auftrag von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) die letzte von vier georderten Fregatten fertig. Danach folgte nichts mehr.
Auch im zivilen Schiffbau sieht die Lage schlecht aus: In den Wintermonaten 2016 konnte sich Blohm + Voss mit zahlreichen Reparatur- und Überholungsaufträgen von Kreuzfahrtschiffen über Wasser halten. In diesem Jahr sind es weniger. Aus Reederkreisen verlautete, dass die Preisvorstellungen der Hamburger zu hoch gewesen seien. Eine Order für den Neubau einer Yacht wird es wohl nicht mehr geben: Bei der Übernahme der Werft durch Lürssen Ende September 2016 hatten die neuen Eigentümer deutlich gemacht, dass dem Yachtbau in Hamburg kaum noch Chancen eingeräumt würden.