Hamburg. Aber nur kurz: Das Museumsschiff wird bei Blohm + Voss saniert. 1,9 Millionen Euro Bundesmittel stehen dafür bereit
Für manchen Passanten mag es jetzt so sein, als sei plötzlich der Fernsehturm aus dem Stadtbild verschwunden. Oder der Michel. Wie die beiden Gebäude ist der grüne Windjammer „Rickmer Rickmers“ eben eines der Wahrzeichen Hamburgs, das seit 1987 an den Landungsbrücken fest vertäut ist. Montagnachmittag aber lösten Werftarbeiter die schweren Riegel an den Ruckfendern und der 1896 gebaute Dreimaster ging wieder auf Fahrt. Allerdings mithilfe von zwei Schleppern und auch nur bis zur anderen Elbseite, wo jetzt eine umfangreiche Sanierung bei der Werft Blohm + Voss ansteht.
Es wird die wohl bisher umfangreichste Renovierung, seit die „Rickmer Rickmers“ Museumsschiff in Hamburg ist, sagt Joachim Stratenschulte, Geschäftsführer der Rickmer Rickmers Stiftung. „Diesmal passiert mehr als sonst“, sagt er. Tatsächlich muss auch das Museumsschiff für turnusmäßige Inspektionen alle sechs, sieben Jahre seinen Liegeplatz verlassen. Doch diesmal hatten die beiden Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) sich erfolgreich dafür einsetzen können, dass aus einem Denkmalschutztopf des Bundes rund 1,9 Millionen Euro für die jetzt notwendige Sanierung bereit stehen. „Es ist das erste Mal, dass wir dazu öffentliche Mittel bekommen“, sagt Stratenschulte. Bisher habe die Stiftung Reparaturen immer selbst finanziert. Mit Geld von den Einnahmen aus Eintrittserlösen des bordeigenen Museums oder der Gastronomiepacht.
Diesmal jedoch müssen auch die bis zu 47 Meter hohen Masten saniert werden, die sonst als eine Art Kletterpark an den Landungsbrücken genutzt werden. Dazu wird die „Rickmer Rickmers“ zunächst in den Werfthafen von Blohm + Voss verholt. Das Hamburger Unternehmen war bei der europaweiten Ausschreibung der Arbeiten letztlich auch deshalb erfolgreich, weil es dazu über notwendig große Kräne verfügt.
Am 8. August dann soll der Windjammer ins Dock. Dort wird nach Auskunft von Blohm + Voss mit Ultraschall die Stärke des 120 Jahre alten Stahlrumpfs gemessen. Überall dort, wo er weniger als drei Millimeter aufweist, sollen gut zwölf Millimeter dicke Stahlplatten aufgeschweißt werden, erläutert Rickmer-Rickmers-Geschäftsführer Stratenschulte. „Wir hoffen nun, dass das an nicht all zu viel Stellen notwendig ist.“ Auch der Gastronomiebereich des Museumsschiffes werde auf der Werft saniert. Bereits am 2. September, so der Plan, wird der grüne Segler dann wieder auf seinem angestammten Platz an den Landungsbrücken liegen, weil die Restaurant- und Veranstaltungsräume bereits zum 3. September wieder gebucht sind. Und spätestens vom 9. September an sollen auch das Museum, die Ausstellungen und eben der „Kletterpark“ an den Masten und Rahen wieder in Betrieb sein. Dort oben in fast 50 Metern Höhe lässt sich dann ein wenig nachempfinden, wie hart das Leben auf einem Windjammer vor mehr als 100 Jahren gewesen war. Dort oben mussten die Seeleute seinerzeit bei jedem Wetter Segel von Hand setzen, bergen oder reffen.
Die in Bremerhaven und nach dem damaligen Enkel des Firmengründers benannte „Rickmer Rickmers“ war dabei in ihren ersten Jahren noch ein sogenanntes Vollschiff mit den querstehenden Rahen an allen Masten. Das 97 Meter lange Schiff fuhr mit seiner etwa 20-köpfigen Besatzung oft bis nach Asien. Bei einem Taifun wurde 1904 der hintere Mast stark beschädigt und das Schiff zu einer Bark umgetakelt. Statt Rahsegel trug es dann am hinteren Mast sogenannte Schratsegel, die von der relativ kleinen Crew leichter zu bedienen waren.
Im Ersten Weltkrieg wurde das Schiff im eigentlich neutralen Portugal beschlagnahmt und zunächst den Engländern übergeben. Später dann wurde es umgebaut und ging als Segelschulschiff der portugiesischen Marine unter dem Namen „Sagres“ wieder in Fahrt. Seit den 60er-Jahren aber diente es nur als Depotschiff und gammelte vor sich hin. Bis der bereits 1974 gegründete Verein „Ein Windjammer für Hamburg“ das Schiff 1983 entdeckte und es mithilfe von Spendengeldern nach Hamburg schleppen ließ, wo es schließlich zum Museumsschiff umgebaut wurde.