Hamburg. Das Unternehmen Hermann Ebel will die Zahl seiner Schiffe halbieren und gibt das Emissionsgeschäft auf. 36 Mitarbeiter gekündigt.

Die schwere internationale Schifffahrtskrise fordert ihr nächstes Opfer. Diesmal trifft es einen prominenten Hamburger Reeder: Hermann Ebel hat für sechs seiner mehr als ein Dutzend Schiffe, sowie für die Hermann Ebel Schiffahrts Holding GmbH & Co. KG ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigte eine Sprecherin am Freitag auf Anfrage des Abendblatts.

Die Firmengruppe Hansa Treuhand sei von der Insolvenz jedoch nicht betroffen, betonte sie. Dennoch ist es ein schwerer Schlag für Ebel. Der bekannte Hamburger Reeder und Mäzen, der noch im vergangenen Jahr Anzeichen für eine Besserung der Lage am Schifffahrtsmarkt sah, ist nämlich selbst betroffen. In der Hermann Ebel Schiffahrts Holding hat er nach Abendblatt-Informationen persönliche Anteile an mehr als zehn Schiffen verwaltet. Hier geht es um Millionenbeträge, für die Ebel persönlich haftet.

Durch Verkäufe soll die Flotte halbiert werden

Der anhaltende Verfall der Charterraten sowie strengere Regularien für Fondsgeschäfte zwingen den Vorstandsvorsitzenden der Hansa Treuhand nun dazu, das Geschäftsmodell der gesamten Firmengruppe umzukrempeln. Das Schifffahrtsgeschäft wird eingedampft.

Von der Anfang des Jahres noch 55 Schiffe umfassenden Flotte, darunter 43 Containerfrachter, soll „durch Verkäufe in absehbarer Zeit“ noch die Hälfte übrig bleiben, heißt es in einer Mitteilung der Hansa Treuhand. Bereits am Donnerstag hatte Ebel für mehrere von der Schifffahrtstochter Hansa Shipping bereederte Schiffe Insolvenz angemeldet: die „HS Wagner“, „HS Everest“, „HS Rossini“, „HS Haydn“, „HS Marco Polo“ und die „HS Baffin“. Die Containerschiffe haben alle eine mittlere Kapazität zwischen 3500 und 5000 Standardcontainern (TEU).

Zudem will Ebel das Emissionsgeschäft, die Ausgabe von Schiffsanleihen, insgesamt aufgeben – nicht nur für Schiffe, auch für Flugzeuge. Dabei gehörte er seit der Gründung der Hansa Treuhand im Jahr 1983 zu den renommiertesten Initiatoren geschlossener Fonds in Deutschland. Zuletzt hatte Ebel über das Fondsmodell vier Riesen-Airbus A380 finanziert, die alle an die Fluglinie Emirates verleast sind.

Jetzt heißt es in der Unternehmensmitteilung: „Bedingt durch die Marktentwicklung, die seit einigen Jahren keine Platzierung von Fonds im Schifffahrtssektor und keine Flugzeugfinanzierungen mehr zulässt, wird die Hansa Treuhand diesen Geschäftsbereich einstellen.“ Ein Personalabbau sei eingeleitet worden. Im Klartext heißt das: Von 130 Mitarbeitern der Hansa Treuhand haben 36 am Donnerstag ihre Kündigung erhalten – 25 davon bei der Holding und elf bei der Schifffahrtstochter Hansa Shipping. Die noch bestehenden Fonds wird Hansa Treuhand aber weiter betreuen.

Von den Streichungen nicht betroffen seien der Kreuzfahrtbereich mit den beiden Windjammern „Sea Cloud“ und „Sea Cloud II“ sowie die Schiffsmakler Hansa Chartering und UMB-United Maritime Brokers.

Zahlreiche Schiffsfinanzierer stehen derzeit unter Druck

Ebel selbst war am Freitag nicht zu sprechen. Er sei im Moment stark eingespannt, sagte seine Sprecherin. Bekannt wurde der 1949 bei Lüneburg geborene und später im Schiffbau tätige Ebel nicht nur durch seine Firmengruppe, sondern auch sein gesellschaftliches und öffentliches Engagement. Er ist Vorstandsmitglied der Stiftung Hamburgische Staatsoper, Mitglied des Hochschulrats der Hochschule für Musik und Theater, Honorarkonsul des Großherzogtum Luxemburg und sitzt im Aufsichtsrat der Hamburg Port Authority. Bekannt sind Ebel und seine Frau auch für die Stiftung Maritim Hermann und Milena Ebel, die sich hauptsächlich der Förderung von Kinder- und Jugendkulturprojekten widmet.

Nicht nur Hansa Treuhand, zahlreiche andere Emissionshäuser in Hamburg stehen derzeit unter Druck. Das alte Fonds-Modell, bei dem Schiffsfinanzierer bei vermögenden Privatpersonen Geld zur Finanzierung von Schiffsneubauten einsammeln, liegt am Boden. Solange die Schiffe für hohe Beträge an Linienreedereien verchartert werden konnten, waren die Gewinne so hoch, dass die Fondsbeteiligten erhebliche Renditen erzielten.

Doch seit acht Jahren geht es der Schifffahrt aufgrund ex­tremer Überkapazitäten und niedriger Frachtraten schlecht. Nach den Frachtraten purzelten auch die Charterraten. Zahlreiche Schiffe erwirtschaften gerade noch die Kosten des Betriebs. An Ausschüttungen ist schon lange nicht mehr zu denken. Vielen Schiffsbeteiligungsgeschäften bleibt nur noch die Insolvenz.

Nicht nur Charterreeder, auch Linienreeder sind davon betroffen. Erst vor zwei Wochen hatte wegen der anhaltenden Schifffahrtskrise die südkoreanische Linienreederei Hanjin Shipping Insolvenz angemeldet. In der Folge wurden weltweit viele Schiffe stillgelegt.

Am Freitagabend durfte das 366 Meter lange Containerschiff „Hanjin Europe“ den Hamburger Hafen schließlich verlassen. Das Schiff lag seit dem 29. August bei Eurogate fest. Nun erteilten die Hafenbehörden nach der Zahlung ausstehender Rechnungen durch Hanjin die Freigabe. Das Schiff hat Proviant und Treibstoff für 30 Tage auf See. Doch wohin es damit fahren soll, ist unbekannt.