Frankfurt/Main. Tiefster Stand seit Oktober: Der Jahresgewinn 2015 ist weg. In China dauerte der Tag an der Börse wegen der Notbremse nur 30 Minuten.

Der 7. Januar des jungen Jahres 2016 wird als Schocktag in die Jahreschronik der Deutschen Börse eingehen. Der DAX ist erstmals seit Oktober wieder unter die 10.000 Punkte gefallen. In China war der Kursrückgang noch dramatischer, die Währung Yuan geriet in Turbulenzen. Weltweit sank der Ölpreis, denn die Nachfrage aus dem Reich der Mitte wird wohl arg nachlassen.

Der deutsche Leitindex DAX war bereits nach dem Auftakt deutlich unter die Marke von 10.000 Punkten gefallen. Am Ende stand der DAX mit 2,29 Prozent im Minus bei 9979,85 Punkten – und damit auf dem Niveau von Mitte Oktober 2015. Zwischenzeitlich war er sogar um knapp 4 Prozent abgesackt. Im späten Handel erholte er sich wieder ein wenig, nachdem die Wall Street anfängliche Verluste etwas reduziert hatte.

Grund für die Turbulenzen sind die Sorgen vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft – mit entsprechenden negativen Konsequenzen für deutsche Unternehmen. Zusammen mit dem Kurssturz vom Jahresauftakt hat der DAX inzwischen rund 7 Prozent an Wert verloren. Damit hat das wichtigste deutsche Börsenbarometer nunmehr einen Großteil seines kompletten Jahresgewinns 2015 eingebüßt.

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„Der Einbruch an den Börsen im Fernen Osten trifft den Deutschen Aktienindex zu einem Zeitpunkt, an dem er ohnehin bereits angeschlagen ist“, kommentierte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. „Der Trend war aber auch vorher schon negativ und wird dadurch nur beschleunigt.“ So lasten auch die Spannungen zwischen den Ölförderern Saudi-Arabien und Iran sowie der Atomstreit mit Nordkorea auf den Kursen.

Im DAX waren alle Aktien im Minus

Auf der Dax-Kurstafel zeigten sich alle Aktien im Minus. Die China-Problematik belastete insbesondere die Autowerte, die bereits nach mauen US-Absatzzahlen am Vortag unter Druck geraten waren. BMW, Volkswagen (VW) und Daimler verloren jeweils über 3 Prozent. Als weltweit größter Automarkt ist China für die deutschen Hersteller enorm wichtig.

Die automatische Unterbrechung des Handels in Shanghai und Shenzhen brockte den Börsen dort nach einem Kursrutsch von sieben Prozent mit 30 Minuten den kürzesten Handelstag in ihrer Geschichte ein. Die Entscheidung der Börsen, ab Freitag vorerst auf solche Notbremsen zu verzichten, beruhigte die Anleger weltweit etwas.

Hat die Notbremse an der Börse die Krise angefacht?

Der Notbremsen-Mechanismus habe den Markt vermutlich mehr verunsichert als Sicherheit gebracht, erklärte NordLB-Analyst Frederik Kunze. "Die Erfahrung lehrt, dass sehr drastische Markteinschränkungen in der Regel nicht zu einer Beruhigung des Marktes führen." Für manche Anleger sei die Sieben-Prozent-Schwelle, die zuletzt zu einem Abbruch des Handels in China führte, ein zusätzlicher Anreiz gewesen, ihre Positionen aufzulösen.

Allerdings blieben viele Anleger hochgradig nervös. Auslöser für die jüngste Verkaufswelle war die erneute Abwertung des chinesischen Yuan: Zum achten Mal in Folge hob Chinas Notenbank (PBOC) den Referenzwert des Dollar an. Damit schürte sie die Furcht vor einer weiteren Abkühlung der nach den USA weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.

Mitte Januar legt China Zahlen zum Wirtschaftswachstum im vierten Quartal vor. Börsianer befürchten, dass das von der Regierung angepeilte Ziel von sieben Prozent erneut verfehlt wurde.

Was passiert mit der chinesischen Währung Yuan?

Unklar sei zudem, wie stark die People's Bank of China (PBoC) die eigene Währung abwerten lassen wolle, erklärten die Experten der Oversea-Chinese Banking Corporation. Die Analysten der ANZ Bank warnten, mit der Erwartung eines weiter fallenden Yuan werde die Kapitalflucht aus China noch verstärkt. Ein sinkender Wechselkurs macht Waren chinesischer Unternehmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger, erhöht gleichzeitig aber die Gefahr eines Abwertungswettlaufs vor allem mit anderen asiatischen Exportnationen wie Japan oder Südkorea. Zudem werden laut Analysten Milliarden von Fremdwährungsbeständen - primär Dollar - aufgelöst.

Die Furcht vor einer schwächeren China-Nachfrage schlug auch an den Rohstoffmärkten durch: Der Preis für Brent rutschte um bis zu sechs Prozent ab. Mit 32,16 Dollar kostete ein Fass (159 Liter) der richtungweisenden Rohöl-Sorte aus der Nordsee zeitweise so wenig wie zuletzt im April 2004. Der Rohstoff leidet neben den Konjunktursorgen unter einer weltweiten Überproduktion. Bis zum Abend holte die Notierung auf und lag wieder auf dem Mittwochsniveau.