Frankfurt/Main. Computer- und Videoberatung statt persönlicher Kundenkommuniktion. Deutsche Bank verdient weniger und will Postbank-Kleinaktionäre herausdrängen.
Die Deutsche Bank will im Rahmen ihrer neuen Strategie das Filialnetz ausdünnen und die Investmentbank schrumpfen. Demnach werden von den derzeit rund 700 „blauen“ Niederlassungen bis zum Jahr 2017 bis zu 200 geschlossen, wie das Institut am Montag mitteilte. Die Postbank mit ihren „gelben“ Filialen wird ohnehin verkauft, wie seit dem Wochenende klar ist. Die Investmentbank soll sich nach Konzernangaben noch stärker aus margenarmen Geschäftsfeldern zurückziehen, die Bilanz der Sparte soll um etwa 200 Milliarden Euro reduziert werden.
Das Renditeziel für den Konzern senkten die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen auf mehr als zehn Prozent nach Steuern, bislang wurden zwölf Prozent angepeilt – aber nie erreicht.
Gleichzeitig will die Deutsche Bank mehr Geld in den Ausbau digitaler Technologien stecken. In den kommenden drei bis fünf Jahren seien über alle Geschäftsbereiche hinweg zusätzliche Investitionen von bis zu einer Milliarde Euro geplant. Durch computergestützte Beratungskanäle, Automatisierung und die Entwicklung neuer Kundenangebote wolle das Institut neue Ertragsmöglichkeiten generieren.
Alleine im Privat- und Firmenkundengeschäft (PBC), in dem gut ein Viertel aller Filialen geschlossen werden sollen, will die Bank bis 2020 zwischen 400 und 500 Millionen Euro für digitale Technologie in die Hand nehmen. Sie schlägt damit einen ähnlichen Weg ein wie die HypoVereinsbank (HVB). Die Münchener machen die Hälfte ihrer Filialen dicht und hübschen die verbliebenen Niederlassungen auf.
Die Deutsche Bank will den möglichen Börsengang der Postbank ohne deren verbliebene Kleinaktionäre über die Bühne bringen. Die Kleinaktionäre sollen bis Jahresende über eine Zwangsabfindung aus der Postbank-Aktie gedrängt werden, wie die Bank am Montag mitteilte. Die Deutsche Bank hat das Recht dazu, nachdem sie ihre Beteiligung an der Postbank von 94,1 auf 96,8 Prozent aufgestockt hat. Formal muss eine für August geplante Hauptversammlung über den „Squeeze-Out“ beschließen.
Die Rückkehr der Postbank an die Börse ist bis Ende 2016 geplant. In einem ersten Schritt will sich die Deutsche Bank dabei auf eine Position als Minderheitsaktionär zurückziehen, mittelfristig aber ganz aussteigen. Die Deutsche Bank hält sich mit dem vorherigen Börsen-Rückzug aber auch den Verkauf der Postbank an einen Konkurrenten offen, der ohne eine Börsennotiz leichter machbar wäre. Der Kurs der Postbank-Aktie war durch Spekulationen auf eine hohe Abfindung aufgebläht worden. (rtr/HA)