Hamburg . Gewinn muss nach neuen Regeln nicht mehr alle drei Monate ausgewiesen werden. Auch Hamburger Beiersdorf-Konzern will „vereinfachen“.

2. Februar 2016, morgens um halb acht: Infineon berichtet über sein erstes Quartal – und Journalisten wie Analysten staunen. Statt des gewohnten, 60 Seiten schweren Quartalsberichts über die Geschäftsentwicklung zwischen Oktober und Dezember veröffentlicht der Chip-Konzern drei dünne Blätter. Der Gewinn ist nicht genannt, nur Umsatz und Auftragseingang. Undenkbar?

Nach den neuen Vorgaben der Deutschen Börse würde der DAX-Konzern mit diesen mageren Informationen seine Pflicht als börsennotiertes Unternehmen im streng regulierten „Prime Standard“ voll erfüllen. Die Börsenordnung der Frankfurter Börse schreibt für die dort gelisteten Unternehmen seit Ende November nur noch einen Geschäfts- und einen Halbjahresbericht vor. Für das erste und dritte Quartal können sie sich mit einer „Quartalsmitteilung“ begnügen, für die nur Mindeststandards gelten. Sie ersetzt den Quartalsfinanzbericht, der seit 2007 wie ein kleiner Geschäfts­bericht aussehen musste. Die Mitgliedschaft im Prime Standard ist die Voraussetzung dafür, dass Aktien in einem der vier großen Börsenindizes – DAX, MDAX, TecDAX und SDAX – notiert sind. Im „General Standard“, der schon bisher geringere Anforderungen stellte, können die Quartalszahlen künftig komplett entfallen.

So extrem wie in dem fiktiven Beispiel dürften nur wenige Unternehmen im DAX die neue Freiheit nutzen, glauben Experten. Doch der Trend geht zur Verschlankung. Quartalsberichte mit 160 Seiten, wie sie die Deutsche Bank zuletzt abgeliefert hat, dürften der Vergangenheit angehören. „Weniger ist mehr“, bringt es Branchenkenner Kay Bommer auf den Punkt.

Auch der Hamburger Nivea-Hersteller Beiersdorf will seine Berichte abspecken. Zum ersten Quartal werde man „etwas vereinfacht“ kommunizieren, so eine Firmensprecherin. Ob der Gewinn weiterhin veröffentlicht werde, stehe noch nicht fest, heißt es zum Abendblatt. Dabei hatte der Konzern seinen Geschäftsbericht schon bisher so knapp gehalten wie kaum ein anderes DAX-Unternehmen.